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003 - Rom sehen und sterben

003 - Rom sehen und sterben

Titel: 003 - Rom sehen und sterben
Autoren: Timothy Stahl
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ihrer unmittelbaren Nähe zu lagern.
    Noone entspannte sich ein klein wenig und legte sich bequemer hin.
    »Bist du nicht müde?« raunte Larn und rückte dabei noch näher an sie heran. Noone merkte, dass er seinen Fellschurz abgestreift hatte. Etwas berührte hart und heiß ihr Gesäß.
    Larn selbst war offensichtlich nicht müde - ganz im Gegenteil…
    Noone zeigte sich seinem Ansinnen nicht abgeneigt. Zum einen, weil es ihre Furcht zerstreuen und ihre Aufmerksamkeit von den Geräuschen der Nacht ablenken würde. Und zum anderen hatte sie zu lange darauf gewartet, dass Larn sich solcherart für sie interessierte, als dass sie sich jetzt die Gelegenheit entgehen lassen wollte.
    Seit sie es in der zweiten Nacht nach ihrer Flucht zum ersten Mal getan hatten, wusste Noone, dass sie Larn mehr und anders liebte als einen Bruder, und dass diese Liebe immer schon ihr gewesen war.
    Larn war der erste Mann, dem sie erlaubt hatte, ihr so nahezukommen, eins zu werden mit ihr. Er dagegen hatte schon Erfahrungen gesammelt, aber Noone machte ihm das nicht zum Vorwurf. Immerhin gereichte ihr Larns Erfahrung in Liebesdingen zum ganz persönlichen Vorteil.
    In dieser Nacht jedoch war ihr Zusammensein anders als in den vorherigen. Weil es ein viel zu frühes, unerfülltes Ende fand…
    Noone verkrampfte in Larns Armen, und er hielt inne.
    »Was?« keuchte er, das Gesicht so dicht über ihrem, dass sie seinen heißen Atem fühlte und schmeckte.
    Noone sah zur Seite, in die Richtung, in der sie die Frekkeuscher wusste.
    »Da! Hör doch!«
    Larn folgte ihrem Blick, ohne im Dunkeln etwas zu sehen - aber er hörte, was auch Noone hörte!
    Aufgeregtes Trappeln, das Sirren und Schaben von Flügeln, dazu raue rasselnde Geräusche. Grunzen und Knurren wie von einem Tier.
    Schließlich ein trockenes Reißen und Knirschen und einen seltsam feuchten Laut, der sich nahtlos anschloss…
    ...und dann flog etwas aus der Nacht heraus auf sie zu!
    Etwas Dunkles, das vor ihnen zu Boden prallte mit einem dumpfen Ton.
    Beiden spritzte etwas Warmes, Klebriges ins Gesicht.
    Das dunkle Ding drehte sich zweimal um die eigene Achse und kam dann zur Ruhe.
    Stumm vor Schrecken und Grauen, aber immer noch engumschlungen begegneten Noone und Larn dem Blick aus Augen wie aus poliertem schwarzen Stein.
    Die toten Augen eines Frekkeuschers, dessen abgerissener Kopf zu ihnen hingeschleudert worden war!
    Noone war nicht in der Lage, auch nur das kleinste Glied zu rühren.
    Wie hypnotisiert starrte sie in die schwarzen Augen des Heuschreckenschädels, unter dem sich der Boden dunkel färbte von Nässe.
    Ihr Magen schien sich in ein Nest von Würmern verwandelt zu haben, die sich wanden und ineinanderschlangen und dabei zugleich versuchten, ihrer Kehle entgegenzukriechen.
    Larn jedoch überwand den Schrecken binnen eines Herzschlags. Er reagierte. Und er tat es schnell und gezielt.
    Er rollte von Noone herab und zum Feuer hin.
    Ein Tier - und nur ein Tier konnte die grausige Tat verübt haben, davon war Larn überzeugt - würde die Flammen fürchten.
    Während er auf die Füße sprang, griff Larn blind nach seiner Waffe, fand und packte sie. Er hatte sie selbst gebaut: ein halbmannslanger Stock, feuergehärtet und gut in den Händen liegend, an dessen Enden jeweils eine Klinge eingearbeitet und befestigt war, etwa eine Elle lang, leicht geschwungen und beidseitig geschliffen.
    Larn hielt das Stockschwert, wie er es nannte, mit beiden Händen schräg vor sich und sah sich nach allen Seiten um. Es war unmöglich, etwas auszumachen. Die Nacht schien das Land verschlungen zu haben. Aber was immer sich dort draußen herumtrieb und wenigstens eines ihrer Reittiere getötet hatte, es war noch da. Es war noch zu hören. Und es klang nicht so, als sei sein Hunger - oder auch nur seine Lust am Töten - schon gestillt.
    Ein kehliges Grollen drang aus der Dunkelheit und das Geräusch rasselnden Atmens, angereichert mit Lauten, die nicht einzuordnen waren. Weder Larn noch Noone hatten je zuvor auch nur Vergleichbares gehört. Und Schritte. Schleifende, dumpfe Schritte. Die mal nach rechts wanderten, dann wieder nach links und dabei immer näher und näher kamen, ohne besondere Eile, aber stetig.
    »Bei allen Göttern«, wisperte Noone. »Was kann das nur sein?«
    »Ein Tier«, erwiderte Larn knapp und ohne sich nach seiner Gefährtin umzuwenden. Aus geschmälten Augen starrte er in die Dunkelheit. Noch sah er nichts. Aber sobald er etwas sah, irgendeine Bewegung, würde er
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