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0029 - Die Flotte der Springer

0029 - Die Flotte der Springer

Titel: 0029 - Die Flotte der Springer
Autoren: Kurt Mahr
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Bescheid.
    „Kriegsschiffe rufen!" befahl Orlgans. „Sofort! Und zusätzliche Wachen in das Feindschiff hinüberschicken. Sie sollen alle wichtigen Gänge besetzen. Ich möchte nicht, daß der Fremde mir im Durcheinander ausreißt."
    Ornafer bestätigte und schickte sich an, die Befehle auszuführen. Die Springer waren merkwürdige Wesen. Sie hatten keine Heimat und lebten auf ihren Schiffen, mit denen sie durch die Galaxis reisten. Sie betrachteten es als ihre Lebensaufgabe, zu handeln und jeden anderen, der ebenfalls handeln wollte, daran zu hindern. Sie beanspruchten ein Monopol für den intergalaktischen Handel. So weltoffen sie auch immer dachten, so behaupteten sie doch mit religiösem Eifer, daß ihnen zu Beginn ihrer Geschichte ein göttliches Fabelwesen das intergalaktische Handelsmonopol übertragen hatte.
    Die Situation im Galaktischen Imperium, dessen Zentrum die Welt Arkon war, war in gewissem Sinne eigenartig. Die Arkoniden hatten es von jeher als unter ihrer Würde betrachtet, mit irgend jemand Handel zu treiben. Die Springer, die in Wirklichkeit ihre entfernten Verwandten waren, füllten die Lücke und machten sich so unentbehrlich, daß, wer auch immer ein Geschäft über größere Entfernungen abwickeln wollte, ihrer Dienste bedurfte.
    Die Springer allerdings hatten von jeher nur ihren eigenen Nutzen im Sinn. Sie waren es, die die Rivalitäten innerhalb des Imperiums schürten, weil sie sich von der Bildung von Splittergruppen einen größeren Spielraum für ihre Handelsgeschäfte versprachen.
    Sie waren tolerant jedem gegenüber - weil es nichts gab, worüber sie sich mit ihm hätten streiten können. Nur gegen einen waren sie nicht tolerant: gegen den, der ihr Monopol zu durchbrechen versuchte. Mächtig waren sie mit Hilfe ihrer starken Kriegsflotte, die in Wirklichkeit schon längst weitaus stärker war als die arkonidische. Die Springer, sonst Individualisten aus Überzeugung, denen nichts größeren Spaß bereitete, als einem Kollegen den Gewinn abzujagen, hatten frühzeitig genug eingesehen, daß auch der Individualist darauf bedacht sein müsse, die gemeinsamen Interessen zu schützen. Sie hatten eine Kriegsflotte gebaut, die untätig im Raum umherschwirrte und auf die Augenblicke wartete, in denen sie von irgendeinem Handelsschiff um Hilfe gerufen wurde.
    Denn in Augenblicken der Gefahr bildeten die Springer - sonst über alle Gegenden der Galaxis verstreut und einer des anderen Rivale - eine verschworene Einheit. Getrennt leben, vereint sich wehren - dieser Satz, der einem irdischen Sprichwort so ähnlich sah, war zur Grundkonzeption der Springer-Politik geworden.
    Ornafer, der seinen Hilferuf über Hyperwelle in den Raum hinausschrie, durfte also sicher sein, daß er innerhalb kürzester Zeit Hilfe bekommen würde.
    Dann erledigte er den zweiten Teil von Orlgans Befehl: Er schickte fünf weitere Wachtposten in das erbeutete Feindschiff hinüber.
     
    *
     
    Tiff brauchte zwanzig Minuten, um die Aggregate der K-9 in der geplanten Weise zu aktivieren. Von jetzt an würde noch etwa eine Stunde vergehen, bis die K-9 die gesamte Kraft ihres Triebwerks benutzte, um sich aus der magnetischen Klammer der ORLA XI zu lösen und dem Gegner zu entfliehen. Wobei er sich aber darüber im klaren war, daß er den Feind ebenso, wie Deringhouse es zuvor getan hatte, ungeschoren lassen müsse.
    Tiff verließ den Kommandostand ungesehen. Er pfiff ein Stück des vereinbarten Liedes, und kaum eine Sekunde später lösten sich Hump, Eberhardt und die drei anderen Kadetten aus den Nischen der Laderaum-Schotte, in denen sie sich bisher verborgen gehalten hatten.
    Von rechts her kamen noch immer die Stimmen der beiden Mädchen. „Alles in Ordnung?" fragte Hump.
    Tiff nickte.
    „Alles. In einer Stunde löst sich die K-9 vom Gegner. Bis dahin müssen wir bereitstehen, um die Wachen unschädlich zu machen." Dann befahl Tiff: „Zurück zur Messe! Wir müssen den anderen Bescheid geben!"
    Er hatte noch keine zwei Schritte getan, da schrillten die Alarmklingeln durch das ganze Schiff. Tiff blieb stehen und horchte auf den Rhythmus. Das Klingeln unterbrach sich mehrere Male in unregelmäßigen Abständen. Es war kein Zeichen, das Tiff kannte. Dafür polterten die Schritte der beiden Wachen durch den Quergang.
    „Los!" zischte Tiff. „Hier dürfen sie uns nicht erwischen!"
    Sie liefen ein paar Schritte und wechselten zu langsamerem, unauffälligem Gang, als sie die beiden Springer hinter sich auftauchen
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