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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris
Autoren: Delfried Kaufmann
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zeigte auf das Fenster, turnte über die Badewanne hinweg hin und beugte mich heraus.
    Es mußte ganz einfach gewesen sein. Die Fenster in solchen Häusern reichen bis zum Fußboden und haben daher in der unteren Hälfte kleine Halbgitter. Es gab viele Möglichkeiten, in das Badezimmer zu gelangen, sowohl vom Hof aus, wenn man ein paar Helfer hatte, wie von der Rückfront des Nebenhauses, wenn der Täter ein wenig gelenkig war. Wahrscheinlich war er schon am frühen Abend eingedrungen und hatte gewartet, bis Zakolkow das Zimmer betrat, und vermutlich war es nicht nur ein Mann gewesen, der hier gewartet hatte.
    »Sie kennen seine Gewohnheiten, Monsieur Sonnier«, wandte ich mich an den Kommissar. »Empfängt er tagsüber Besuch?«
    »Gewöhnlich kommt sein Sekretär gegen neun Uhr. Er hat einen Schlüssel zur Wohnung.«
    »Wir können dem Mann den Schreck nicht ersparen. Er muß Zakolkow finden, und die Polizei auf dem normalen Wege benachrichtigen.«
    Die Männer vom Führungsausschuß nickten. Die große Fahndung durfte nicht gefährdet werden.
    Wir beeilten uns, so leise und so ungesehen, wie wir eingedrungen waren, das Haus Nummer dreiundvierzig wieder zu verlassen, und es gelang uns auch.
    Unser Wagen wartete eine Ecke weiter.
    »Ihr Instinkt hat recht behalten, Mr. Landwehr«, sagte ich, als wir im Fond saßen. »Zakolkow war es nicht. Er hat irgendjemanden von unserer Entdeckung erzählt, und dieser irgendjemand war der Richtige. Er mobilisierte Al Ejodem, und dessen Leute nahmen nicht nur uns aufs Korn, sondern erledigten auch Zakolkow. Zakolkow mußte verschwinden, denn wenn er nicht zum Schweigen gebracht wurde, dann ußte er, wer der große Chef war, jener nämlich, dem er es erzählt hatte, und der daraufhin den Bandenführer informierte. Logisch?«
    »Logisch«, der Kriminalkommissar nickte. »Hoffentlich hat er es nicht allen erzählt. Dann hätten wir nicht mehr gewonnen, als daß wir jetzt nur noch die Wahl zwischen vier anstatt zwischen fünf Männern haben.«
    »Unser alter Plan ist ohnedies nicht mehr durchführbar«, sagte ich. »Jetzt werden wir auf Allan Thompsons Absichten zurückgreifen. Er wollte über Al Ejodem den Kopf der Zentrale finden. Wir werden das auch tun. Zakolkow ist tot, Phil und ich gelten als tot. Es besteht für Ejodem kein Grund, seinen geheimen Gang zu meiden.«
    ***
    Drei Tage später kroch ein Lastkahn die Seine abwärts. Im Laderaum, dessen Lukendeckel leicht hochgestützt waren, standen Fraser, Landwehr und ich und beobachteten das linke Ufer.
    »Das ist der Laster«, sagte ich, als wir das alte, halb verrottete Schiff passierten, das den Eingang zur Katakombe verdeckte.
    »Hallo!« rief ich, als ich entdeckte, daß der Kahn weiter vom Ufer abgelegt hatte, als ich es in der Nacht zu sehen geglaubt hatte. »Sie haben ein Holzlattenverdeck zwischen Bord und Ufer errichtet. Ich wette, dahinter liegt die ›Y‹.«
    »Wann also?« fragte Fraser.
    »Am besten noch heute nacht!«
    ***
    Vielleicht war die Zahl der Besucher, die an diesem Nachmittag die Katakomben von Paris besichtigen wollten, noch größer als gewöhnlich, aber sonst geschah alles wie üblich.
    Erst unten im Gang blieben fünfzehn Männer zurück. Der Aufseher, der am Schluß ging, sagte unwillig: »Bitte, weitergehen, Herrschaften.«
    Kommissar Sonnier zeigte ihm seine Marke. »Die Besichtigung verläuft normal. Die Besucher werden wie gewöhnlich entlassen. Sie und Ihre Kollegen bleiben am Ausgang unter der Bewachung von zwei Beamten. Klar?«
    »Selbstverständlich, Monsieur«, versicherte der Aufseher.
    Wir warteten die Zeit ab, bis die Besucher das Katakombensystem verlassen haben mußten. Ich befreite mich unterdessen von dem Bart und der schweren Hornbrille, die ich mir als Tarnung zugelegt hatte.
    Fraser behielt die Uhr im Auge.
    »So«, sagte er nach Ablauf von zwei Stunden. »Ich denke, wir können anfangen.«
    Ich zeigte den Männern des Führungsausschusses und den ausgesuchten Beamten der Pariser Kriminalpolizei den Knochenberg, hinter dem sich der Querschlag zum vergessenen Katakombengang verbarg. Schnell und lautlos räumten die Männer die Schädel zur Seite.
    Wir handelten nach einem genauen, zeitlich abgestimmten Plan. Anhand der Kartenunterlagen der Pariser Tiefbauämter hatten wir festgestellt, wo der geheime Gang verlaufen und unter welchen Häusern des fünften Bezirkes er wahrscheinlich enden mußte. Ein großes Aufgebot der uniformierten Polizei war bereitgestellt, um Punkt achtzehn Uhr
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