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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris
Autoren: Delfried Kaufmann
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Kollege des Tauchers ins Wasser springt und dem Kraken irgendeinen spitzen Gegenstand mitten zwischen die Augen stößt, worauf er sich endlich entschließt, zu verenden.
    Okay, gegen einen solchen Kraken kämpften wir. Seine Arme reichten in viele Länder. Sie gingen bis nach Indien und über den Ozean bis in die Vereinigten Staaten. Sie wühlten in Tanger herum und tasteten sich durch die Slums von London. Sie waren auf den kleinen Inseln im Mittelmeer genauso zu Hause wie in den Großstädten des westlichen Deutschlands und in Wien.
    Diese Arme vollführten eine seltsame Tätigkeit von Austausch untereinander. Sie holten den rohen Mohnsamen von den geheimen Anbaufeldern Indiens, reichten ihn weiter in unterirdische Laboratorien auf Korsika, wo aus dem Mohn das Opium gewonnen wurde, und verstreuten das Opium über alle Länder. Sie tasteten sich in die chemischen Fabriken Englands und Deutschlands, stahlen das Kokain aus vierfach verschlossenen Schränken und brachten es in vielen Staaten an die ›Schnupfer‹, die unglücklichen Kokainsüchtigen.
    Die Arme des Kraken kauften den geldgierigen armen Bauern Marokkos die Hanfernte ab, die dort auf einem Feldstück zwischen hohen Maisstauden wuchs, und auf dem Wege von Arm zu Arm wurde aus dem Hanf die Marihuanazigarette, die ihre Kunden in den Staaten genauso forderten wie in Skandinavien.
    Der Kampf gegen den Kraken dauerte jetzt schon seit dem Ende des Krieges. Er war nicht erfolglos, o nein. Immer wieder hieben Polizisten und Kriminalbeamte von England bis Indien, von Deutschland bis in die Vereinigten Staaten dem Polypen ein Stück seiner Arme ab. Hier wurde in Indien ein Mohnbauer verhaftet und sein Feld niedergewalzt. Dort griff sich die Sûreté, die französische Kriminalpolizei, einen verkommenen Chemiker, sperrte ihn ein und zerschlug seine Destillierblasen, mit denen er das Morphium extrahiert hatte.
    Hunderte von kleinen Agenten, die in Bars, Cafés oder einfach an den Straßenecken flüsternd ihre Krankheit und Tod bringende Ware anpriesen, wurden verhaftet und verurteilt, ganze Schiffsladungen konnten beschlagnahmt werden. Händlerringe flogen auf.
    Und trotzdem nutzte das alles nichts. Denn dieser Polyp hatte eine Eigenschaft, mit der selbst das phantasievolle Hollywood seine Unterwasserschrecken nicht auszustatten gewagt hatte. Seine Arme, wo immer sie auch abgeschlagen wurden, wuchsen neu. Für jeden Händlerring, der aufflog, bildete sich ein neuer. Jedes entdeckte Laboratorium konnte ersetzt werden. Für jede beschlagnahmte Schiffsladung schlüpfte ein Eisenbahnzug über die Grenze, unter dessen vielen Waggons einer war, dessen Inhalt nicht mit den Ladepapieren übereinstimmte.
    Es half alles nichts. Der Kampf würde nie aufhören, wenn es nicht gelang, den Kopf des Polypen zwischen den Augen zu treffen. Aber wo befand sich der Kopf?
    Um das herauszufinden, daran hatten eine Menge sehr tüchtiger Leute gearbeitet, und sie hatten länger als sechs Jahre daran gearbeitet. Sie waren selbst unter die Rauschgiftschmuggler gegangen. Sie hatten sich unter die Mittelmeerfischer gemischt, die nichts dabei finden, hin und wieder von der afrikanischen Küste eine kleine Kiste mitzunehmen und sie gegen guten Lohn einem Lastwagenchauffeur auszuhändigen, der am Kai ihres Heimathafens auf sie wartete.
    Diese Männer, die nach dem Kopf des Polypen suchten, befanden sich in ständiger Lebensgefahr. Eine etwas zu neugierige Frage, eine nicht sehr sorgfältig überlegte Geste, und irgendwo in England, Italien, Frankreich oder irgendeinem anderen Land mußte der Name eines Beamten von der Liste gestrichen werden.
    Die Männer trugen ihre Beobachtungen in Hunderten, in Tausenden von Berichten zusammen, und diese Berichte landeten auf dem Wege über die Kriminalbehörde des einzelnen Staates bei jenem Gremium in Paris, das sich ›Interpol‹ nennt. Dort saßen andere Männer, Leute, die nur sehr selten ihre Büros verließen, um selbst Nachforschungen anzustellen. Diese Leute studierten das eingehende Material seit Jahren, sie verglichen, sortierten, untersuchten und sehr langsam schälte sich aus Tausenden von Einzelheiten, aus Hunderten von Beobachtungen, aus ein paar Dutzend Übereinstimmungen die Meinung heraus: Der Kopf des Polypen befindet sich in Paris.
    In nüchterner Amtssprache hieß das ungefähr so: »Das organisierte Zentrum des weltweiten Rauschgifthandels muß sich in einer Stadt befinden, in der es den Mitgliedern des Zentrums ohne weiteres möglich
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