Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
insgesamt ausgezeichnet schmeckten.
    »Und jetzt?« fragte ich, als ich mich nach der Mahlzeit behaglich ausstreckte und den Rauch der Zigarette ausblies.
    »Ich denke, wir fahren zum Montmartre hinauf. Wollen sehen, ob wir Thompson treffen können. Es wimmelt dort oben von Fremden. Wir fallen unter Garantie nicht auf.«
    Man hatte uns mit genügend Geld ausgerüstet, um einen Wagen mieten zu können, aber wir waren noch nicht dazu gekommen. So fuhren wir mit der Untergrundbahn bis zum Place Pigalle und stiegen von dort aus durch die engen Straßen den Hügel hinauf, auf dessen Höhe sich das alte Viertel des Montmartre erstreckt, überragt von dem weißen hell angestrahlten Zuckerbäckergebilde der Kirche Sacré Coeur.
    Montmartre wimmelte von Menschen. Der Mittelpunkt des Viertels, der Place du Tetre, war so voll wie ein Rummelplatz. In den kleinen Gassen, die von ihm nach allen Seiten in die Dunkelheit gingen, waren Dutzende von Kunstgeschäften geöffnet, in denen die Touristen in Andenken, Zeichnungen und Bildern kramten.
    Wir ließen uns treiben.
    »Schlechte Chancen, in diesem Gewühl Thompson zu entdecken«, sagte Phil.
    »Irgendwie muß er aussehen wie diese hier«, antwortete ich und zeigte auf zwei Burschen, die an einer Ecke standen. Sie trugen enge, schwarze Pullover. Der eine hatte sich eine Glatze geschoren, trug dafür aber einen wundervoll gepflegten, gekräuselten Vollbart, während dem anderen das Haupthaar bis auf den Kragen wallte. Im Gesicht begnügte er sich mit einem mongolischen Hängeschnurrbart.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Thompson sich soweit verirren kann«, sagte Phil mit einem Ausdruck des Entsetzens.
    Wir kannten Allen als einen frischen, blonden Jungen, der immer den Eindruck machte, als wäre er gerade aus einer Badewanne gestiegen.
    Wir zwängten uns der Mitte des Place du Tetre zu. Hier gab es eine besondere Attraktion. Ein halbes Dutzend oder mehr Maler, wild romantisch anzusehen mit ihren Bärten der verschiedensten Ausgabe und ihren bleichen, verachtungsvollen Künstlergesichtem, standen hier, versehen mit Zeichenblöcken und einer Menge spitzer Bleistifte, und sie beherrschten es prima, für sich die Brötchen aus dem um sie herumstrudelnden Fremdenverkehr zu fischen.
    Für fünfhundert Franc proträtierten sie innerhalb zwei Minuten jedes Gesicht. Leute standen vor ihnen, sahen starr geradeaus, der Künstler guckte ihnen scharf auf Nase, Mund und Auge und warf das Profil des Modells in meist leicht verschönerter Ausgabe auf das Papier. Wenn sie gerade keinen Kunden hatten, genierten sie sich nicht, die Modelle im Stil von Jahrmarktschreiem anzulocken. Die meisten von ihnen ließen ihren Lockruf in verschiedenen Sprachen los. Englisch war immer darunter.
    Ein gutes Stück von uns entfernt stand ein breitschultriger junger Mann in einem Rollkragenpullover und einem Bürstenhaarschnitt. Er drehte uns den Rücken zu, aber ich hörte, wie er seine Porträts in Englisch anpries, und dieses Englisch hatte einen erstklassigen amerikanischen Akzent.
    Ich faßte Phils Arm. »Wollen uns den dort drüben ansehen«, sagte ich.
    Als wir ihn erreicht hatten, zeigte sich, daß Phils schlimmste Befürchtungen übertroffen wurden. Der Bursche trug einen langen und dazu noch zweigezackten Bart, aber es war immerhin noch zu erkennen, daß es sich um Allan Thompson, Mitglied des FBI der Vereinigten Staaten, handelte.
    Allen erkannte uns sofort.
    »Ein Porträt, Mister?« fragte er auf Englisch. »Fünfhundert Franc. Eine großartige Erinnerung an Ihren Aufenthalt in Paris. Ein erstklassiges Geschenk für Ihre Gattin!«
    Ich nickte. Er stellte mich in Positur, sah mir scharf ins Gesicht und begann zu zeichnen.
    Einmal beugte er sich vor, faßte mein Kinn und schob mein Gesicht zurecht. Dabei flüsterte er: »Lade mich nachher zu einem Drink ein!«
    Es dauerte wirklich kaum länger als zwei Minuten. Dann präsentierte mir Allan das Blatt. Die Zeichnung sah mir wirklich ähnlich. Ich hatte nur nicht gewußt, daß ich sc schön war.
    »Fine«, sagte ich und drückte ihm eine Tausend-Franc-Note in die Hand. »Have a drink with us? Ich denke, Sie können uns 'ne Menge Dinge in Paris zeigen, die man sonst als Fremder nicht findet. Wir zahlen gut.«
    Allan tat, als zögere er und ließe ungern das Zeichengeschäft im Stich, das auf dem Platz noch zu machen war.
    Ich drückte ihm, ganz im Stil des großspurigen Amerikaners, dem in Anbetracht seiner harten Dollar die Franc nur wie Pennies
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher