Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
ist, mit ihren Verbindungsmännern aus aller Herren Länder zusammenzukommen, ohne daß die Internationalität dieser Verbindungsleute auffällt. Es muß sich um eine Stadt handeln, deren ständiger Reiseverkehr die Ankunft und die Abreise von Leuten ermöglicht, ohne daß die örtlichen Polizeibehörden was Besonderes dabei finden. Diese Stadt liegt in Europa, da eine Stadt in einem außereuropäischen Land zu weit von den Absatzmärkten und zu weit von den Beschaffungsorten für Rauschgifte entfernt wäre. Nach sorgfältigen Untersuchungen der beiden allein möglichen Zentren, London und Paris, ist der Ausschuß zu der Überzeugung gekommen, daß es sich bei der fraglichen Stadt um Paris handelt.«
    Das also war der Ort, wo sich der Kopf des Polypen befinden sollte, aber der Interpol-Ausschuß hatte auch eine bestimmte Vorstellung davon, wie dieser Kopf aussah.
    »Es handelt sich bei dem Organisationszentrum um eine Gruppe von Männern, die über alle Hilfsmittel der modernen Technik, über fast unbeschränkte Geldmittel und über die Möglichkeit verfügen, sich ohne Einschränkung in die verschiedensten Teile der Welt zu begeben. Es steht nicht fest, ob diese Gruppe aus gleichberechtigten Partner besteht oder einen einzigen Chef hat. Es ist auch nicht sicher, ob die Männer einer Nationalität angehören, vermutlich unterhalten sie eine Anzahl von Tarngeschäften, die ihnen einen soliden und bürgerlichen Anstrich geben. Wahrscheinlich auch treten einige Mitglieder als unabhängige und reiche Globetrotter auf. Um diese Gruppe auszuheben und damit dem internationalen Rauschgifthandel endlich das Zentrum zu zerschlagen, bedarf es eines gelenkten Einsatzes der besten Kriminalbeamten aller Nationen.«
    »… der Kriminalbeamten aller Nationen.« Das war der Grund, warum Phil jetzt an diesem frühen Morgen im Begriff war, die ›Gundula‹ in den Vergnügungshafen von Paris einzusteuern. Phil und ich, wir waren der amerikanische Beitrag zu der großen Jagd.
    Freilich, wir waren es nicht allein. Allan Thompson, ein junger Kollege, war schon vor vier Monaten herübergeflogen. Soviel wir wußten, trieb er sich seitdem als junger amerikanischer Maler in der Künstlerkolonie des Montmartre herum und hatte sich einen prächtigen, zerzausten Bart wachsen lassen. Außerdem saß George Fraser, einer der großen FBI-Strategen aus Washington, im Lenkungsausschuß von Interpol. Dieser Lenkungsausschuß saß irgendwo in der Stadt und regelte den Einsatz der internationalen Kriminalisten, die sich so nach und nach in Paris versammelt hatten, und dieser Lenkungsausschuß hatte auch uns, Phil und mir, die Art unseres Auftritts in dieser Szene vorgeschrieben.
    Wir traten als das auf, was wir nie in unserem Leben gewesen waren, als junge, unabhängige Amerikaner mit ein wenig zuviel von Papa geerbtem Geld, die sich einen Europatrip in besonderer Form leisten konnten. Die besondere Form war die ›Gundula‹, gepumpt von Scotland Yard und eingerichtet, als gehöre sie einem Millionär: überall Mahagoni und prächtig geputztes Messing, dazu einen Rolls-Royce-Motor im Leibe, der vorne am Bug eine erstklassige Schaumwelle produzierte, wenn man ihm volles Futter gab. Unsere Order war, heute im Laufe des Tages im Vergnügungshafen einzutreffen und uns als lebenslustige und wohlhabende junge Leute zu benehmen. Wir sollten Kontakt mit Allen Thompson aufnehmen, der vor der Rückberufung nach Washington stand. Im übrigen hatten wir eine Telefonnummer, die wir in Notfällen anrufen konnten, und die Nummer eines Postfaches, an das wir Berichte senden sollten. Der Interpol-Lenkungsausschuß würde sich unserer erinnern, wenn er uns brauchte, war uns in New York gesagt worden.
    Vielleicht kommt Ihnen diese Geheimniskrämerei lächerlich vor, aber bei der Bekämpfung des Rauschgiftgeschäftes kann man einfach nicht vorsichtig genug sein. Die Gifthändler sind das Vorsichtigste und gleichzeitig das Brutalste, was es in der Unterwelt gibt. Wenn sie nur den geringsten Verdacht wittern, legen sie lieber einen ganzen Zweig ihres Geschäftes still, als daß sie das Risiko auf sich nehmen. Und wenn es zu spät ist, dem Verfolger durch Unterbrechung der Linie die Spur abzuschneiden, dann probieren sie es, den Verfolger auf sehr eindeutige Weise daran zu hindern, noch mehr zu erfahren, als er schon weiß, und das, was er erfahren hat, nie mehr verwenden zu können.
    »Platz siebzehn ist uns von der Hafenleitung angewiesen worden, nicht wahr?« vergewisserte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher