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0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

0028 - Wir - in den Katakomben von Paris

Titel: 0028 - Wir - in den Katakomben von Paris
Autoren: Delfried Kaufmann
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längst Mitternacht vorbei, als die ›Gundula‹ mit kleiner Fahrt den Port de Plaisir ansteuerte. Wir waren gleich nach dem Frühstück aufgebrochen und die Seine aufwärts gegondelt. Wir hatten uns überlegt, daß es besser sei, den anderen keine Gelegenheit zu geben, Fragen an uns zu stellen. Irgendwo ein gutes Stück außerhalb des Weichbildes der Stadt Paris hatten wir das Boot verankert und uns einen schönen faulen Tag gemacht, der unseren Nerven als Vorbereitung auf die aufregenden Ereignisse, die wir erwarteten, gut tat. Die Seine war leer. Auf den Brücken, unter denen wir durchglitten, war kaum noch ein Mensch zu sehen. Die Clochards hatten sich bereits zur Ruhe begeben.
    Wir passierten Bowers ›Waves‹. Sie zeigte kein Licht. Auch Leadings ›Ramses‹ lag im Dunkel.
    »Hoffentlich schläft Starp auch schon«, bemerkte Phil, der neben mir am Steuerstand lehnte.
    »Sieht so aus«, sagte ich, denn die ›Serenite‹ war jetzt sichtbar. Davor lag die ›Y‹ an ihrem Platz, und zwischen beiden Booten glänzte das Wasser der Lücke für unsere ›Gundula‹.
    Ich drehte das Steuerrad, nahm das Gas fort und ließ unser Boot in sanftem Bogen eingleiten. Ich kam nicht ganz einwandfrei aus und mußte die rechte Schraube noch einmal anlaufen lassen, um die ›Gundula‹ mit Gegenruder an die Kaimauer drücken zu können.
    Phil ging nach oben, um die Leinen klarzumachen.
    »Paß auf!« sagte ich.
    »Wieso?« fragte er. »Glaubst du, ich komme mit den Leinen nicht klar?«
    »Nein«, sagte ich mit einem kleinen Lächeln, »aber rechne immerhin damit, daß du nicht angerufen wirst, bevor sie dir in den Rücken schießen!«
    »Na, na«, brummte er, »soweit wird's wohl noch nicht sein.«
    Ich ging an Deck, sobald die ›Gundula‹ ruhig lag. Phil war noch damit beschäftigt, die Achterleine zu zurren. Jetzt richtete er sich auf und kam mit einem langen Sprung an Deck.
    »Alles klar!« sagte er.
    Ich blickte den Kai entlang. Er war wie ausgestorben. Die Wagen der Jachtbesitzer, durchweg große Sportautos teurer Marken, standen in langer Reihe wie ausgestorbene Ungetüme.
    »Wir werden uns den Schlaf teilen«, sagte ich. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir abwechselnd eine kleine Bordwache schieben.«
    »Wenn du es für nötig hältst«, antwortete Phil mit einem Achselzucken. »Ich habe noch Hunger.«
    »Schlage für mich noch ein Spiegelei in die Pfanne!« rief ich ihm nach.
    Ich blieb oben. Aus der Kombüse stieg mir der Geruch von gebratener Butter in die Nase. Rechts lag dunkel die ›Serenite‹, links die ›Y‹. Beide Schiffe wirkten wie tot und unbelebt, daß man sich kaum vorstellen konnte, daß sich jemals Menschen auf ihnen aufgehalten hatten.
    »Die Eier sind fertig!« rief Phil von unten.
    Ich stieg die schmale Treppe abwärts. Phil hatte zwei Flaschen Bier aus dem Eisschrank geholt. Wir schenkten uns die Gläser voll und taten beide einen tiefen Zug. Dann fielen wir über unsere Spiegeleier her.
    Ich schob den zweiten oder dritten Bissen in den Mund, als ich aufhorchte. Motorengeräusch war an mein Ohr gedrungen, kaum mehr als ein leises Summen.
    Phil ging nach hinten, wo man vom Achterfenster der Kajüte einen allerdings schlechten Blick über das Achterdeck hatte.
    Ich hörte den Freund einen Pfiff ausstoßen.
    »Ich glaube, die ›Y‹ hat abgelegt«, sagte er.
    Ich ließ die Gabel fallen und stieg nach oben. Phil kam mir sofort nach. Wir liefen zur Steuerbordseite hinüber.
    Der Platz hinter unserem Heck war leer. Die ›Y‹ hatte bereits die Flußmitte gewonnen und glitt mit gesetzten Lichtem die Seine abwärts.
    »Habe ich nicht gern, daß er verduftet«, sagte ich. »Vielleicht brauchen wir ihn noch!«
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, Al Ejodem zu finden«, zitierte Phil den deutschen Kriminalkommissar. »Uns angreifen werden sie trotzdem, denn ich glaube, daß ihnen ihr privater Katakombengang 'ne ganze Menge wert ist. Vielleicht ist das Ablegen der ›Y‹ das erste Zeichen dafür, daß es losgeht.«
    »Hoffentlich«, antwortete ich, »aber lassen wir unsere Eier nicht kalt werden.«
    Die ›Y‹ war unseren Blicken bereits entschwunden, nur das leise Summen ihrer Motoren war noch zu hören, und ihr grünes Backbordlicht war noch zu sehen. Jetzt erlosch auch dieses Licht.
    Wahrscheinlich ein Brückenpfeiler, dachte ich und wandte mich um, um wieder unter Deck zu gehen, als ich eine Veränderung im Geräusch der Motoren vernahm. Aus dem leisen Summen wurde ein böses hohes Brummen wie von
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