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0027 - Die Grotte der Gerippe

0027 - Die Grotte der Gerippe

Titel: 0027 - Die Grotte der Gerippe
Autoren: Susanne Wiemer
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das goldene Tor, das die Geister der toten Azteken gefangengehalten hatte, bevor Bill Fleming es öffnete.
    Der Knochenmann verharrte.
    Auch Zamorra blieb stehen. Unschlüssig zog er die Unterlippe zwischen die Zähne – und während er noch überlegte, strahlte das Amulett in seiner Hand plötzlich auf wie ein Brillant, der Licht zurückwirft.
    Ein Bündel silberner Pfeile schien das Tor zu treffen.
    Und unter dem Einfluß dieser geheimnisvollen Strahlen öffnete es sich, die beiden Flügel schwangen zurück und gaben den Blick auf eine riesige, hallenartige Höhle frei.
    Das Skelett ging weiter.
    Eilig jetzt…
    Irgendeine magische Kraft schien es anzuziehen, und der Professor folgte ihm im gleichen Tempo.
    Nur flüchtig sah er den steinernen Sessel, sah die kleine Nebengrotte, vor deren Eingang Schlangen züngelten. Ein weiterer Gang nahm das Gerippe auf. Keine natürliche Höhle mehr, wie der Professor feststellte, sondern ein künstlich angelegter Tunnel mit allen möglichen Ornamenten an den Wänden. Zwei, drei Minuten lang ging es geradeaus weiter, dann kam eine lange Treppe, und die dreiunddreißig Stufen endeten vor einem zweiten Tor aus purem Gold, dessen Flügel bereits weit offenstanden.
    Mit dem Skelett ging eine spürbare Veränderung vor.
    Schon auf den letzten Stufen straffte es sich plötzlich. Von einer Sekunde zur anderen leuchteten die Knochen grün auf – und Zamorra spürte instinktiv, daß dies der Moment war, in dem der Unheimliche seinem Einfluß entglitt und wieder zu seinem erbitterten Feind wurde.
    Der Professor kam ihm zuvor.
    Er wußte, daß seine Chancen gegen die unheimliche Geisterarmee nur klein waren. Er durfte nicht zu früh bemerkt werden – und deshalb handelte er schnell und gnadenlos.
    Kraftvoll schnellte er sich vorwärts.
    Noch im Sprung erwischte er das Gerippe an der Schulter, riß es zurück – und schlug von der Seite her zu, um zu verhindern, daß der Schädel durch das goldene Tor in den Raum dahinter rollte.
    Der Totenkopf zersplitterte.
    Ohne einen Laut sank der knöcherne Körper zusammen, zerfiel zu Staub, und Zamorra erreichte mit wenigen Schritten das Tor, das in die Höhle Tukákames führte.
    Eine unnatürliche Finsternis! Denn Zamorra konnte trotzdem jede Einzelheit erkennen, und was er sah, ließ förmlich das Blut in seinen Adern gefrieren.
    Skelette, die sich an den Wänden der Grotte aufgebaut hatten.
    Eine riesige Statue in der Mitte, halb Schakal, halb Vogel. Drei Opfersteine vor dem Sockel des Bildnisses, drei angekettete junge Mädchen darauf. Eine von ihnen wand sich, stöhnte leise. Die zweite war tot, hatte eine grauenhafte Wunde dort in der Brust, wo vorher ihr Herz geschlagen hatte – aber das alles sah Zamorra, ohne es wirklich wahrzunehmen.
    Sein Blick hing an Nicole.
    Nicole, die bewußtlos auf dem mittleren Opferstein lag.
    Und vor ihr stand ein schimmernder goldener Götze mit einem Pumakopf, hielt den gekrümmten Dolch in der hocherhobenen Pranke und wollte ihn ohne jeden Zweifel in der nächsten Sekunde niedersausen lassen…
    ***
    Ein Lidschlag, eine Ewigkeit – die Zeit, die Zamorras Geist brauchte, um das Schreckliche zu erfassen, war nicht mit normalem Maß zu messen.
    Er sah den Dolch.
    Er hörte das triumphierende Aufheulen der Skelette wie durch eine Watteschicht.
    Er wußte, daß er sofort handeln mußte, daß Bruchteile von Sekunden über Leben und Tod entscheiden würden – und mit dieser Erkenntnis überkam ihn eine eiskalte, unnatürliche Ruhe.
    Blitzartig ließ er das Amulett in die linke Hand wechseln.
    Seine Rechte zuckte zur Schulterhalfter.
    Und er hielt den Revolver mit den geweihten Kugeln in der Sekunde zwischen den Fingern, in der ein dumpfer Gongschlag durch das unterirdische Gewölbe hallte.
    Der Dolch zuckte herab.
    Eine Winzigkeit vorher zog Zamorra den Stecher des Revolvers durch. Der 38er peitschte, klirrend traf die geweihte Kugel den Griff des Dolchs, und die Waffe wurde der unheimlichen goldenen Statue aus der Pranke gerissen.
    Das Geheul der Skelette verstummte schlagartig.
    Der Dämon erstarrte, rührte sich nicht.
    Für Sekunden wirkte die Szene gefroren wie das Bild einer gigantischen Scharade, und Zamorra wartete nicht erst, bis seine Gegner richtig begriffen.
    Er spurtete vorwärts.
    Das Amulett in seiner Hand strahlte, brannte auf seiner Haut. Mit vier, fünf langen Sprüngen erreichte er den goldenen Götzen und traf ihn mit einem mächtigen Fausthieb, ehe der Unheimliche ausweichen konnte.
    Es
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