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0027 - Die Grotte der Gerippe

0027 - Die Grotte der Gerippe

Titel: 0027 - Die Grotte der Gerippe
Autoren: Susanne Wiemer
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zurück. Zamorra folgte ihm, das Amulett jetzt wieder in der Faust. Er verharrte erst, als das Skelett plötzlich vor ihm auf die Knie fiel.
    »Gnade!« wimmerte es. »Ich bin dein Diener! Ich kann dich reich machen, ich…«
    Der Professor zögerte sekundenlang – dann entschloß er sich, die Chance zu nutzen.
    »Wo sind die Mädchen, die ihr entführt habt?« fragte er hart.
    Der einarmige Knochenmann zitterte.
    Er war ein Untoter, ein durch schwarze Magie zum Leben erweckter Leichnam ohne jedes Gefühl – aber die Angst vor der Vernichtung schien er dennoch zu kennen.
    »In der Höhle des Goldenen Puma«, gab er ächzend zur Antwort.
    »Und was soll mit ihnen geschehen?«
    »Sie werden sterben. Der große Tukákame verlangt die Herzen dreier Opfer, bevor er zurück auf die Welt kommt. Verschone mich, Herr! Ich werde dir dienen! Jedem deiner Befehle werde ich gehorchen. Du wirst es nicht bereuen, Meister, du wirst…«
    »Führe mich in die Höhle des Goldenen Puma«, befahl Zamorra, obwohl er keine Ahnung hatte, um wen oder was es sich handelte.
    Das Skelett neigte den Kopf.
    Schwankend stand es auf und wandte sich ab. Langsam ging es durch das Gewirr der herumliegenden Felstrümmer voran, und in seiner Stimme lag die Unterwürfigkeit eines Wesens, das keinen Willen kennt außer dem des Herrn, der aus irgendwelchen Gründen Macht über es gewonnen hat.
    »Komm mit, Meister«, murmelte der Knochenmann. »Ich werde dich führen, wie du es befohlen hast…«
    ***
    Düsteres Leuchten erfüllte die Höhle – ein Leuchten, das von der gräßlichen Statue mit dem Schakalleib und dem Vogelkopf auszugehen schien.
    Immer noch ließ der dumpfe Trommelwirbel die Luft vibrieren.
    Und immer noch kniete der Goldene Puma vor der Monumentalstatue, in tiefer Trance versunken. Nicole sah zu Bill Fleming hinüber, als könne seine bloße Gegenwart ihr Kraft geben. Er erwiderte den Blick, versuchte, beruhigend zu lächeln – aber es wurde nur eine verzweifelte Grimasse daraus.
    Irgendwann hob der Goldene Puma den Kopf, und der Trommelwirbel verstummte wie abgeschnitten.
    Der Dämon erhob die Stimme.
    Er redete in einer Sprache, die Nicole und alle anderen Anwesenden noch nie gehört hatten – und die sie dennoch seltsamerweise genau verstanden.
    »Tukákame hat zu mir gesprochen!« rief er. »Der Herr der Finsternis ist gnädig, er wird unser Opfer annehmen und zurückkehren auf diese Welt. Beginnt! Wir wollen den neuen Herrscher nicht warten lassen.«
    Der Befehl war an die Skelette gerichtet.
    Zwei von ihnen setzten sich sofort in Bewegung. Sie packten das jüngere der beiden Huichol-Mädchen an den Armen, zerrten sie gnadenlos auf die flachen Opfersteine zu. Apathisch ließ sie alles mit sich geschehen – und jetzt erst begriff Nicole ganz, daß es für dieses Mädchen keine Rettung mehr gab, selbst wenn wider Erwarten rechtzeitig Hilfe kommen sollte.
    Der Geist der Unglücklichen hatte sich verwirrt.
    Der Schrecken war zuviel für sie gewesen. Sie war der furchtbaren Wirklichkeit entflohen, hatte Zuflucht gesucht im Vergessen des Wahnsinns, und sie schien überhaupt nicht wahrzunehmen, was mit ihr und um sie herum passierte.
    Brutal warfen die Gerippe sie auf einen der Steine.
    Blitzschnell ließen die Bestien die goldenen Manschetten um die schmalen Hand- und Fußgelenke des Mädchens zuschnappen, zogen die Ketten straff – und der nackte, zitternde Körper war unentrinnbar an den Felsblock gefesselt.
    Nicole kam als nächste an die Reihe.
    Alles an ihr verkrampfte sich, und eiskalte Schauer überliefen sie, als die Knochenhände sie berührten. Panik schoß in ihr hoch. Verzweifelt bäumte sie sich auf, kämpfte in sinnloser Gegenwehr – aber sie schaffte es nicht, die brutalen Griffe zu sprengen.
    Sekunden später lag auch sie auf einem Opferstein, und die Manschetten der goldenen Ketten schlossen sich um ihre Gelenke.
    Der Schrei der jungen Huichol, die als letzte gefesselt wurde, gellte durch die Höhle. Nicole kämpfte gegen das Würgen in ihrer Kehle an. Angst schüttelte sie. Nichts anderes schien mehr zu existieren.
    Nichts als die nackte, erstickende Todesangst – und jenes letzte Fünkchen Hoffnung, das aller Ausweglosigkeit zum Trotz immer noch nicht erloschen war und das die junge Frau davor bewahrte, vor Entsetzen den Verstand zu verlieren.
    Erneut setzte der dumpfe Trommelwirbel ein.
    Nicole hörte die Schritte des Dämons. Da sie nur an Händen und Füßen gefesselt war, konnte sie den Kopf drehen. Aus
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