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0026 - Die Braut des Henkers

0026 - Die Braut des Henkers

Titel: 0026 - Die Braut des Henkers
Autoren: Michael Kubiak
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hatte, hing es wieder da – dann jedoch blutbeschmiert.
    Niemand fand sich, der den Mut aufbrachte, das Geheimnis von Coryhead aufzuklären. Es sollte Jahre dauern, bis es endlich so weit war.
    Doch vorher sollte noch etwas Schreckliches geschehen…
    ***
    Brian McPeters, der Sohn von Titus McPeters, einem Fischer von Coryhead, verdiente sein Geld auf eine zwar nicht ganz saubere, jedoch in dieser Gegend nicht gerade unübliche Weise. Er schmuggelte alles, was nicht niet- und nagelfest war und sich ohne große Schwierigkeiten auf dem wurmstichigen Kahn seines Vaters verstecken ließ.
    ›Mescalina‹ hieß der alte Kahn und er war der ganze Stolz des alten McPeters, der, wenn er mal nüchtern war, allen erzählte, dass er schon die Weltmeere kreuz und quer befahren habe und sich in den Freudenhäusern aller bedeutenden Häfen auskenne. Wer diese abenteuerlichen Erzählungen nicht auf Anhieb glauben wollte, dem drohte der alte Titus sofort Prügel an und empfahl ihm, sich schon eine Ecke auszusuchen, in die er fliegen wollte.
    Doch niemand im Dorf nahm seine Reden ernst.
    Sein Sohn Brian war sein ganzer Stolz, auch wenn er von der Polizei gesucht wurde. Schließlich profitierte auch der Alte von den nächtlichen Ausflügen seines Sprösslings.
    In dieser Nacht war es wieder einmal so weit. Brian hatte wieder eine Ladung an Bord, die ihm wieder einiges einbringen sollte.
    An der schottischen Küste hatte er Whiskyfässer geladen, natürlich gefüllt, und zwar mit dem besten Stoff, den Schottland zu bieten hatte.
    Brian hatte Abnehmer dafür, die das edle Getränk weiter nach Skandinavien transportierten, wo sie es zu Höchstpreisen absetzen konnten.
    Angespannt starrte Brian in die Dunkelheit. Der Mond hatte sich hinter Wolkenbänken versteckt, und der Schmuggler war nur auf seinen Kompass und später auf Positionslichter an der Küste angewiesen.
    Er hatte mit seinem Vater verabredet, dass dieser altes Gesträuch und Äste verbrennen sollte, sobald er ein Lichtzeichen mit dem Handscheinwerfer bekam.
    Die See war rau. Laut krachend liefen die Wellen gegen den Schiffskörper. Wie eine Nussschale tanzte die ›Mescalina‹ auf den Wellen und ächzte in allen Fugen. Wenn Brian das Boot nicht so gut gekannt und so viel Vertrauen in sein sprichwörtliches Glück gehabt hätte, dann hätte er wohl den Kahn seinem Schicksal überlassen; doch erstens war ihm die Ladung zu wertvoll, und dann hatte er vor seinem Vater eine Heidenangst. Alles hätte dieser ihm verziehen, nur nicht, wenn er sein »stolzes« Schiff hätte untergehen lassen.
    Gischt sprühte dem jungen Mann ins Gesicht. Das Salzwasser brannte auf seiner Gesichtshaut. Seine Lippen waren aufgesprungen, und er verfluchte sich schon, dass er diese Fahrt überhaupt unternommen hatte.
    Das Steuerruder hatte er festgezurrt. Krampfhaft hielt er sich an den Speichen fest und hoffte, dass er es bald geschafft hätte.
    Er krempelte den Ärmel seiner Öljacke zurück und schaute auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Wenn alles klappte, dann musste er noch zehn Minuten warten, bis er mit dem Handscheinwerfer das verabredete Zeichen geben konnte.
    Hoffentlich war der Alte nicht wieder besoffen und eingeschlafen.
    Diese Trinkerei seines Vaters machte ihn noch rasend. Wenn er es wenigstens in den Nächten, wenn Brian unterwegs war, hätte lassen können.
    Einmal hätte es beinahe ein Unglück gegeben. Da hatte er den Scheinwerfer geschwenkt, und am Ufer hatte sich nichts gerührt.
    Immer wieder hatte er geblinkt. Doch nichts.
    Glücklicherweise war der Mond in diesem Augenblick aus den Wolken herausgekommen, und er hatte das Boot selbst und ohne Orientierungshilfe unter Land steuern können.
    Und als er ins Haus kam und wütend seinen Vater suchte, da war dieser am Küchentisch eingeschlafen. Sein Kopf lag in einem Teller, und in seinen schütteren strohblonden Haaren klebten die Reste des Abendessens. Viel hätte damals nicht gefehlt, und er hätte seinen Vater kurzerhand zusammengeschlagen.
    Ja, der Hang zum Prügeln lag in der Familie. Und Brian konnte nicht gerade behaupten, dass er im Dorf Freunde hatte. Weder männliche noch weibliche. Besonders die Mädchen gingen ihm aus dem Weg. Und er lag nicht selten in seiner Kammer wach im Bett und träumte mit offenen Augen davon, ein Mädchen in den Armen zu halten.
    Plötzlich wurde Brian aus seinen trüben Gedanken gerissen. Sein Kopf ruckte hoch. Was hatte das denn zu bedeuten? Hatte der Alte etwa schon sein Feuer
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