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0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

Titel: 0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab
Autoren: Wir gruben ihm das Wasser ab
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einzig Bemerkenswerte, was wir bei unserer verdammt gründlichen Hausdurchsuchung in Beverlys Wohnung gefunden haben«, bemerkte Miller, als er sah, dass wir den Umschlag entdeckt hatten.
    »Mr. Cirk Landless, 1184,31. Straße, New York NY.«
    Das stand auf dem Umschlag.
    »Beverlys Mutter haben wir ausfindig gemacht«, bemerkte Miller noch vom Spiegel her. »Der Zettel mit ihrer Anschrift liegt neben dem Album. Sie können ihn einstecken. Ich hatte noch keine Gelegenheit, jemanden von uns hinzuschicken. Aber die Adresse habe ich schon in den Akten.«
    Ich schob den Zettel in meine Tasche und sagte eilig: »Okay, Miller, wir fahren sofort hin. Komm, Phil.«
    Er starrte mich verdattert an. Ich stand schon in der Tür und machte eine ungeduldige Geste. Da kam er mir schnell nach.
    Mir war etwas eingefallen.
    ***
    Bob Beverly war noch ein ziemlich junger Kerl gewesen, so an die zwanzig, höchstens zweiundzwanzig Jahre. Seine Mutter musste demnach ungef ähr um die vierzig sein. Sie sah aber wesentlich jünger aus, stellten wir fest, als wir ihr gegenüberstanden.
    Wir stellten uns vor und wurden zum Platz nehmen aufgefordert. Einen Drink lehnten wir ab, weil wir nicht schon am frühen Morgen mit Whisky oder anderen scharfen Sachen anfangen wollten.
    »Ich nehme an, Sie kommen wegen Bob«, sagte die Frau dann. »Ich las in den Zeitungen, dass er ermordet wurde.«
    Sie sagte es mit kühler Zurückhaltung. Entweder war sie ein außerordentlich kaltschnäuziges Exemplar von einer Mutter oder sie hatte ihre Erfahrungen mit diesem zweifelhaften Sohn.
    Wir wurden sofort belehrt, dass die zweite Möglichkeit eintraf.
    »Ich habe Bob immer wieder davor gewarnt, sich in dieser Gesellschaft zu bewegen, die er bevorzugte. Er hörte nicht. Sein Vater fiel während des Krieges. Ich hatte keinen Beruf gelernt, denn meine Eltern waren leider der irrigen Meinung, bei einem Mädchen genüge es, gut auszusehen. Da versuchte ich es, ich hatte früher mal ein bisschen Unterricht darin, mit dem Singen. Es ging leidlich. Ich sang und singe heute noch in Nachtclubs, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Denn mit der Kriegswitwenrente, na, schweigen wir davon. Bob war an die zehn Jahre alt, als sein Vater fiel. Ich hatte nachmittags immer Proben und abends dann in die Vorstellungen. Es konnte nicht ausbleiben, dass Bob ein bisschen vernachlässigt wurde. Als er fünfzehn war, brachte ihn zum ersten Mal die Polizei nach Hause wegen Beteiligung an einem Überfall auf einen kleinen Tabakhändler. Er kam für ein paar Monate in eine Besserungsanstalt. Danach war er überhaupt nicht mehr zu halten. Sie glauben nicht, was ich alles versucht habe, um ihn von dieser Bahn herunterzubringen. Im Guten und im Bösen. Ich gab sogar vorübergehend meinen Beruf auf, um ihn besser beaufsichtigen zu können. Als ich ihm einmal verbot, sich mit einer Horde von jungen Leuten zu treffen, die nichts als Unfug im Kopfe hatten, schlug er mich nieder und schloss mich ein. Ich habe ihm immer wieder prophezeit, dass es ein schlechtes Ende mit ihm nehmen würde. Jetzt ist es so gekommen, wie es kommen musste. Allerdings überrascht mich der Zeitpunkt.«
    »Wieso?«, warf ich interessiert ein.
    »So viel ich weiß, wurde Bob vor zwei Jahren zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wegen Bandenverbrechen. Ich glaubte, er sei noch im Gefängnis.«
    »Man wird ihm im Gnadenverfahren den Rest der Strafe erlassen haben. Wissen Sie, bei welcher Gang er Mitglied war?«
    »Nein. Ich habe nur einmal einen anderen von der Bande gesehen. Ein ziemlich stupider Kerl, der etwas hinkte, das ist alles, was ich von ihm in der Erinnerung habe.«
    »Hm. Sonst könnten Sie sich nicht denken, warum man ihn ermordet hat. Sie können uns da gar keinen Hinweis geben?«
    »Tut mir Leid, Mister Cotton. Ich habe mich seit fünf Jahren nicht mehr um Bob gekümmert. Seit er mir mit einem Messer die linke Schulter zerstach, als ich ihn zur Rede stellte, weil er meiner Freundin die Geldbörse aus dem Mantel gestohlen hatte. Damals reichte es mir. Ich warf ihn hinaus und wollte ihn nicht mehr sehen.«
    Ich nickte. Man konnte, wenn man genau hinsah, die Spuren eines so aufreibenden Lebens im Gesicht dieser Frau erkennen. Dass sie sich härter zeigte, als man es von einer Mutter gewohnt ist, kann nur der verstehen, der die Auswüchse unserer jugendlichen Gangster kennengelernt hat.
    Während ich einen Augenblick lang darüber nachgrübelte, wie es dieser Frau wirklich ums Herz sein mochte,
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