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0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

Titel: 0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab
Autoren: Wir gruben ihm das Wasser ab
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vier, fünf Züge vor dem Matt.«
    Phil starrte mich an, als wäre ich ein Marsmensch.
    »Dieser Mord interessiert dich also tatsächlich nicht?«
    »Nein. Nicht für zwei Cent.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dann schlaf schön«, sagte er bissig. »Ich bleibe hier und sehe mich um.«
    »Okay. Dann kannst du ja auch die Benachrichtigung von Mister High vornehmen.«
    Ich zog ab. Ein bisschen verärgert, denn allein konnte ich die Partie ja auch nicht zu Ende spielen. Oder ich hätte mich schon selbst betrügen müssen. Aber solche Gehimakrobatik liegt mir nicht.
    Ziemlich wütend trank ich zu Hause den letzten Rest aus der Whiskyflasche und legte mich dann zu Bett.
    In der Nacht träumte ich von einem toten Mann. Auf seinem Rücken klebte ein riesiges Plakat mit der Aufschrift »THE KING«. Ziemlich zerschlagen erwachte ich am nächsten Morgen und sprang unter die kalte Dusche.
    Den Rest meiner guten Laune verdarben mir die Morgenzeitungen, die ich währen des Frühstücks las. Sie brachten den Mord von gestern Abend schon in großer Aufmachung. Unsere Reporter hören ja immer das Gras wachsen.
    Wer ist der King?
    Neue Herrscher in der Unterwelt?
    Sensationeller Mord in der City?
    So ungefähr sahen die Schlagzeilen aus, die sich die Schreiberlinge hatten einfallen lassen. Und ein paar Zeitungen brachten sogar ein Foto mit den aufgeklebten Zeitungsbuchstaben. Man sah den Rücken des Mannes, den herausragenden Dolch und den aufgespießten Zettel. Es sah wunderbar gruselig aus, so richtig für sensationsgierige Leser.
    Und die Macht, die durch solchen Einfluss auf die öffentliche Meinung ausgeübt wird, konnte ich eine halbe Stunde später im Dienstzimmer unseres Chefs spüren, wo Phil schon saß, als man mich rief.
    »Jerry und Phil«, sagte Mister High in seiner üblichen stillen, ruhigen Art. »Ich möchte, dass sie sich offiziell dieser Geschichte annehmen. Die Zeitungen haben natürlich wieder so aufgebauscht, dass wir der Form genügen müssen. Kümmern Sie sich also darum.«
    Das war alles. Phil hieb mir, als wir wieder draußen im Flur standen, grinsend eins auf die Schulter.
    »Jetzt hast du die Bescherung«, sagte er schadenfroh.
    »Mein lieber Phil«, sagte ich, »es ist mir ganz genau klar, wem ich das zu verdanken habe. Du hast heute Nacht ja Mister High angerufen und ihm dargestellt, wie die Sache aussieht. Natürlich hast du so getan, als ob ein ganz eindeutiger Fall von Erpressung vorliege, damit wir nun auch bestimmt diese Sache bearbeiten müssen. Wäre es ein gewöhnlicher Mord, bliebe er bei der City-Police. Aber nein, du musst ja unbedingt mal wieder ›einen interessanten Fall‹ haben, statt mit der Ruhe des Innendienstes zufrieden zu sein. Ich sage dir, wenn du bei dieser Geschichte in eine Patsche geraten solltest, dann werde ich dich nicht heraushauen, sondern mich bei den Gangstern bedanken, wenn sie dich erwischen sollten. So, jetzt weißt du Bescheid.«
    Ich ließ ihn stehen und verdrückte mich in mein Dienstzimmer. Ich war so unlustig, wie ein Mensch nur sein kann. Jeder Mensch kommt hin und wieder mal in eine Periode, wo ihm seine gewohnte Arbeit zum Halse heraushängt. In so einer Periode befand ich mich.
    ***
    Aber bei all meiner Abneigung gegen diesen Fall war nun nichts zu machen, der Chef hatte uns die Geschichte offiziell aufgeladen. Also musste ich dann, als Phil mir in mein Zimmer nachkam, wohl oder übel den Interessierten heucheln.
    »Du bist doch gestern Abend noch am Tatort geblieben, Phil«, begann ich mit innerem Widerstreben. »Was haben die lieben Kollegen der City-Police denn noch ermittelt?«
    Er flegelte sich in den Besucherstuhl und berichtete: »Zunächst die Tatzeit. Der Doktor nimmt es auf seinen Eid als Sachverständiger, dass die Tat zwischen acht und neun Uhr ausgeführt wurde.«
    »Zwischen acht und neun? Wir wurden um halb zehn angerufen, da war die Mordkommission schon am Tatort und hatte auch schon den Zettel gefunden, der sie auf diesen Gedanken brachte, dass eine Erpressung vorliegen könnte. Demnach wäre ja der Mörder gewissermaßen fünf Minuten vor der Polizei dagewesen?«
    »Ja, jedenfalls wurde der Mord ganz kurze Zeit nach seiner Ausführung auch schon entdeckt. Und zwar von einem Hausbewohner, der mit Beverly verabredet war. Die beiden spielten abends oft Poker miteinander. Der Mann wollte an Beverlys Tür klopfen, fand aber die Tür offen. Sie habe etwa zwanzig Zentimeter weit offen gestanden, lautet seine Aussage. Das kam ihm seltsam vor, um so
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