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0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab

Titel: 0024 - Wir gruben ihm das Wasser ab
Autoren: Wir gruben ihm das Wasser ab
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beachtlich und machte Appetit auf die-Wiederholung solcher Geschäfte. Der Zufall führte ihnen Miss Caight in den Weg. Sitta war mit ihr seit der Schulzeit befreundet. Einer augenblicklichen Versuchung folgend hatte Miss Caight ein wertvolles Halsband an sich genommen, das ihr nicht gehörte. Als die Polizei die Sache untersuchte, bereute es Miss Caight längst, aber jetzt wagte sie nicht mehr, das Halsband zurückzugeben. Und sie hatte Glück und konnte auch nicht überführt werden. Ja, man zog sie nicht einmal ernstlich in den Kreis der Verdächtigen. Aber das änderte durchaus nichts an ihren Gewissensqualen. Sie erzählte ihrer Freundin Sitta von der fürchterlichen Sache. Jedenfalls stelle ich mir das so vor.«
    Sitta nickte gelangweilt.
    »Stimmt. Es war so.«
    »Dann denke ich mir den weiteren Verlauf so. Sitta überredete Miss Caight, ihr das Halsband zu geben. Sitta wollte es mittels eines anonymen Päckchens der Polizei zustellen.«
    »Ja, das sagte ich zu Mary.«
    »Das sagtest du, Sitta, obgleich du dir schon darüber im Klaren warst, dass du Miss Caight ermorden wolltest?«
    »Meine Güte«, sagte Sitta mit einer Gefühlsroheit, die mir über die Hutschnur ging. »Mir gefiel das Halsband. Und Mary wäre tatsächlich so dumm gewesen und hätte es womöglich selbst an die Polizei geschickt. Ich sagte ihr, dass ich verreisen müsste und das Päckchen irgendwo unterwegs auf geben wollte, damit die Spur in eine andere Richtung gelenkt würde. Mary war ja so dankbar. Sie holte das Halsband unter der Matratze hervor. Beinahe wäre noch alles geplatzt, denn ausgerechnet in diesem Augenblick kam der Kellner herein und brachte den Likör, den Mary mir zuliebe bestellt hatte. Na, zum Glück merkte der dumme Kerl nichts. Er verschwand wieder, und ich kippte Mary in einem günstigen Augenblick das Gift in ihr Glas.«
    »Jetzt hören Sie aber endlich auf, sonst…«
    Ich sah rot vor meinen Augen. Ich habe weiß Gott schon allerhand mitgemacht und allerlei verkommenes Gesindel gesehen. Aber eine junge, gut aussehende Frau, die von einem Mord, den sie selbst an ihrer Freundin ausgeführt hatte, wie von etwas ganz Alltäglichem sprach, das ging über mein-Begriffsvermögen.
    Ich hatte einen Zusammenbruch bei den beiden erwartet. Stattdessen saßen sie kalt und gefühllos wie Roboter herum.
    »Das war die Caight«, sagte ich nach einer Weile, als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. »Das arme Mädchen musste sterben, weil es einmal im Leben einer kleinen Versuchung erlegen war und diese Versuchung ungeschehen machen wollte. Denn hätte es das Armband stillschweigend behalten oder wenigstens dieser falschen Freundin nichts davon erzählt, dann lebte es heute noch.«
    In diesem Augenblick zog Sitta ungeschickt mit dem an den Stuhl gefesselten Arm, den sie nur gering bewegen konnte, eine Zigarette aus Millers Päckchen, das dicht vor ihr auf dem Schreibtisch lag.
    Miller sprang auf und schlug ihr auf die Hand, dass sie mit einem kleinen Schrei die Zigarette fallen ließ. Schnell sprang er vor und zertrat die Zigarette vor ihren Augen.
    »Nicht für Sie«, sagte er leise. »Nicht für Sie. Lieber gehe ich runter in unser Polizeigefängnis und verteile eine Packung an die verkommensten Kerle, die wir in Gewahrsam haben, ehe ich Ihnen eine meiner Zigaretten lasse.«
    Er hatte uns allen aus der Seele gesprochen.
    Ich vollendete schnell meinen Bericht. Veluccas Mord war genau wie bei Beverly zustande gekommen. Von dem Kneipenbesitzer hatte Billy erfahren, dass beiVelucca eine gute Diebesbeute zu holen war. Da auchVelucca sich weigerte, fünfzig Prozent der Beute herzugeben, erlitt er das gleiche Schicksal, wie Beverly, als sie sich im Park trafen, und-Velucca unvorsichtigerweise zu viel getrunken hatte, um sich mit Erfolg wehren zu können.
    Als wir sie von den Stühlen losfesselten, mussten wir natürlich für einen Augenblick die Handschellen öffnen.
    Und da geschah es. Billy stieß Miller beiseite, fasste in seinen Rock und brachte ein Messer hervor. Er holte aus.
    Ich stand frei vor ihm in einer Entfernung von vielleicht fünf bis sechs Metern.
    »Nicht! Phil! Nicht! Miller!« rief ich.
    Wir sahen uns in die Augen. Unsere Blicke fraßen sich ineinander.
    Ganz langsam ging ich auf Billy zu. Ohne Waffe in der Hand.
    »Na los-«, sagte ich mit einer Stimme, die man kaum hören konnte. »Los, Billy. Zeig doch mal, dass du einen auch von vom erstechen kannst. Beverly in den Rücken. Velucca in den Rücken. Kannst du
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