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0023 - Die Geistervögel

0023 - Die Geistervögel

Titel: 0023 - Die Geistervögel
Autoren: Jason Dark
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Gitarrenspiel. Noch ein letzter Schlag – aus.
    Patrick Kilrain klammerte seine linke Hand um die Whiskyflasche. »Was haben Sie vor? Ich meine, haben Sie sich schon einen Plan zurechtgelegt?«
    »Gibt es hier ein Hotel?«
    »Schlafen können Sie bei uns. Wir haben genügend leerstehende Zimmer. Das ist kein Problem.«
    »Wir werden auf diesen Teufelsberg steigen. Ich bin gespannt, ob ich diesen Vogelmenschen dort treffe.«
    »Lassen Sie das lieber bleiben.«
    Suko mischte sich ein. »Wissen Sie eine andere Möglichkeit?«
    »Nein.«
    »Na bitte.«
    Ich spielte mit meinem leeren Glas. »Es wäre nett von Ihnen, Mr. Kilrain, wenn Sie uns den Weg zum Teufelsberg aufzeichnen würden. Kann man ihn von hier aus sehen?«
    »Ja, von Ihrem Zimmer. Sie werden unter dem Dach wohnen. Wenn Sie aus dem Fenster schauen, dann ist der Berg einfach nicht zu übersehen.«
    Eine Frau betrat den Raum. Automatisch drehten wir die Köpfe.
    Suko und ich standen auf. Auch Kilrain schob seinen Stuhl zurück.
    »Das ist Lena, meine Frau«, stellte er sie uns vor.
    Mrs. Kilrain reichte uns die Hand. Es waren abgearbeitete und rauhe Finger, die ich an den meinen fühlte.
    Das Leben war für Mrs. Kilrain sicherlich nicht einfach. Man sah es ihrer Gesichtshaut an, in die harte Kerben gegraben waren. Nur die Augen schauten gütig und irgendwie verständnisvoll. Sicher war sie eine prächtige Mutter. Das graue Haar hatte sie zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten gebunden. Sie setzte sich zu uns, legte die Arme auf den Tisch und faltete die Hände.
    »Bist du fertig mit deiner Arbeit, Pat?« fragte sie.
    »Entschuldigen Sie, Mrs. Kilrain, aber wir haben Ihren Mann aufgehalten.«
    »So war das nicht gemeint. Ich weiß, weshalb Sie gekommen sind, Gentlemen. Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Glück.«
    »Danke, Madam, das können wir brauchen«, erwiderte ich auch in Sukos Namen.
    »Dann zeige ich Ihnen jetzt Ihre Zimmer«, sagte Patrick Kilrain.
    Wir standen auf. Suko und ich verabschiedeten uns von Mrs. Kilrain mit einem Kopfnicken.
    Über eine dunkle Holztreppe gelangten wir in die erste Etage.
    Die Stufen waren breit und ausladend. An dem Geländer hatte ein Drechslermeister seine Kunst gezeigt. Ich sah eine kleine Ahnengalerie der Familie Kilrain an den Wänden.
    Der Flur oben war geräumig. Zuerst betraten wir Sukos Zimmer. Es war mit alten Möbeln eingerichtet. Vor dem Fenster hing ein dunkelroter Store.
    Patrick Kilrain zog ihn auf.
    Er wies aus dem Fenster. »Da, sehen Sie, der Teufelsberg.«
    Wir traten näher.
    In der Tat wölbte sich über dem westlichen Hügel ein Berg. Er ragte hoch wie ein Vulkan. Nicht ein Baum wuchs an seiner Flanke, soweit ich erkennen konnte.
    Suko, der bessere Augen besaß als ich, machte uns auf die kleinen Punkte aufmerksam, die um den Berggipfel schwirrten.
    »Das sind Vögel«, sagte der Chinese.
    »Wahrscheinlich bewachen sie ihren Herrn«, vermutete unser Gastgeber.
    Wir schauten noch eine Weile zu. Dann ging ich in mein Zimmer, das zwei Türen weiter lag. Den Schlüssel hatte ich von Patrick Kilrain bekommen.
    »Wir sehen uns dann später«, sagte ich. »Ich möchte mich nur gern frisch machen.«
    Der Mann nickte.
    Ich schloß die Tür auf und betrat den Raum. Er ähnelte Sukos Zimmer aufs Haar. Auch hier mußte ich erst den Vorhang vorm Fenster wegziehen, um etwas mehr Helligkeit in den Raum zu bringen.
    Und dann sah ich es.
    Auf meinem Bett lagen zwei tote Krähen!
    ***
    Ich stieß einen leisen Pfiff aus. Es war ein makabrer Scherz, den sich da jemand mit mir erlaubt hatte. Und der Unbekannte mußte sich hier im Haus auskennen. Schließlich hatte er sogar einen Schlüssel zum Zimmer gehabt.
    Ich ging auf das Bett zu. Die toten Krähen sahen häßlich aus auf der weißen Leinendecke.
    Plötzlich knarrte hinter mir eine Tür.
    Geduckt wirbelte ich herum und ging gleichzeitig einen Schritt zur Seite.
    Die Gestalt trat aus dem hohen Wandschrank.
    Es war Mike Kilrain, der Junge, der so gut Gitarre spielen konnte. Doch ein Musikinstrument hielt er diesmal nicht in der Hand. Er hatte es mit einer Schrotflinte vertauscht. Die Läufe waren abgesägt, um die Streuwirkung noch zu erhöhen. Eine verdammt gefährliche Waffe. Traf die Ladung auf kurze Entfernung, war mein Schicksal besiegelt.
    Trotzdem blieb ich gelassen. »Wollen Sie mich erschießen, Mike?«
    Sein Gesicht verzerrte sich. »Verdient hätten Sie es«, erwiderte er.
    Ich deutete auf die Krähen. »Dann haben Sie mir dieses kleine Geschenk
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