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0023 - Die Geistervögel

0023 - Die Geistervögel

Titel: 0023 - Die Geistervögel
Autoren: Jason Dark
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nickte.
    »Wir kommen aus London. Sie hatten sich ja mit den zuständigen Stellen in Cork in Verbindung gesetzt…«
    »Ja, ja, ich weiß.« Patrick Kilrain streckte mir die Hand entgegen. »Willkommen bei uns«, sagte er.
    Wir gaben uns die Hand. Suko wurde auf gleiche Weise begrüßt.
    »Kommen Sie ins Haus«, bat Kilrain. »Schätze, wir haben einiges zu bereden.«
    Ich nickte. »Das glaube ich auch, Mr. Kilrain.«
    Im Haus war es angenehm kühl. Dicke, dunkle Holzbalken stützten die hell getünchte Decke. Die Möbel waren aus starkem Eichenholz gefertigt, und der schwere Eisenofen in der Ecke stammte aus dem vorigen Jahrhundert.
    Wir nahmen an dem viereckigen Tisch Platz.
    Patrick Kilrain entschuldigte sich für einen Augenblick und verließ den Raum.
    »Was hältst du von ihm?« flüsterte Suko mir zu.
    »Der Mann ist in Ordnung.«
    »Finde ich auch.«
    Nicht der alte Kilrain kam zurück, sondern ein junger Mann betrat den Raum. Er kam von draußen und trug eine Gitarre in der rechten Hand.
    Er sah uns und stutzte. Mit einer Kopfbewegung schleuderte er sein langes schwarzes Haar in den Nacken.
    »Gehört Ihnen da draußen der Rover?« fragte er.
    »Ja.«
    Er kam auf den Tisch zu. Die Mundwinkel hatte er dabei nach unten verzogen. »Sie sind wohl die beiden Supermänner, die mit der Vogelplage aufräumen sollen, wie?«
    Sein barscher Ton gefiel mir nicht. Trotzdem erwiderte ich freundlich: »So ist es.«
    »An Ihrer Stelle würde ich mich wieder in die Karre setzen und verschwinden, ehe die Vögel erneut angreifen.«
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Nein, ein Rat.«
    »Mike, zum Teufel!« erscholl die Stimme des alten Kilrain von der Tür her. »Was erlaubst du dir, unsere Gäste anzupöbeln?«
    Mike breitete die Arme aus. Ich sah die Schwitzflecken an den Achselhöhlen. »Keine Panik, ich bin ja schon weg.« Hämisch lachend ging er hinaus.
    Patrick Kilrain sah ihm nach. »Zwei Söhne habe ich«, murmelte er. »Der eine ist in Ordnung, der andere taugt nichts. Arbeitet nicht und rennt nur mit seiner Gitarre herum. Widerlich.«
    »Lassen Sie ihn. Er ist noch jung.«
    »Das sagen die Großstädter alle.« Patrick Kilrain stellte eine Flasche ohne Etikett auf den Tisch. »Selbstgebrannter Whisky«, sagte er. »Eine Gaumenfreude.«
    Gläser hatte er auch mitgebracht, und wir probierten. Der Whisky war in der Tat ein Gedicht.
    »Na?« Kilrain wartete auf mein Urteil.
    »Vorzüglich.«
    »Sage ich doch.« Dann deutete Kilrains auf Sukos Glas. Der Chinese hatte nur genippt. »Warum trinkt er denn nichts?«
    »Ich mache mir nichts aus Alkohol«, erwiderte Suko.
    Kilrain rieb über sein Kinn. »Well, solche Menschen muß es auch geben.«
    ***
    Er goß sein und mein Glas noch einmal voll. »Auf einem Bein kann man nicht stehen.«
    Ich trank es zur Hälfte leer. »Dann erzählen Sie mal, Mr. Kilrain«, forderte ich ihn auf.
    Kilrain senkte den Kopf. »Mich haben die Viecher noch nicht angegriffen«, berichtete er. »Nur meinen Sohn, und ich kann Ihnen nur wiedergeben, was er berichtet hat.«
    »Ist Ihr Sohn in der Nähe?«
    »Nein, er ist mit Kathy O’Neill, seiner Braut, in die Stadt gefahren. Nach Cork.«
    »Wann kommen sie denn zurück?«
    »Gegen Abend.«
    Viel Neues erfuhr ich nicht. Nur, daß die Leute im Dorf mehr Angst als Vaterlandsliebe hatten. Das war uns auch schon aufgefallen.
    Ich kam auf die beiden alten Frauen zu sprechen. »Sie haben von Rache gesprochen«, sagte ich.
    Kilrain nickte. »Das ist richtig.«
    »Schießen Sie los.«
    Und Kilrain begann. »Zurückverfolgen muß man die Geschichte bis zu den Völkerwanderungen. Als die Kelten unsere Insel in Beschlag nahmen, brachten sie auch ihre Kultur mit. Die Magie spielte eine sehr große Rolle. Denken wir nur an die Druiden, die Zauberinnen, die magische Getränke brauten und auch die Tore zu den verschiedenen Jenseitswelten kannten. Und gerade die Druiden waren es, die sich mit der Magie der Vögel beschäftigten. Sie konnten die Tiere so beeinflussen, daß sie den Menschen das Leben zur Hölle machten. Sie vernichteten Ernten, überfielen ahnungslose Wanderer und Kaufleute, und gaben erst Ruhe, als man ihre Herrinnen zufriedenstellte. Opfer wurden dargebracht. Und nicht immer waren es Tieropfer. Junge Mädchen wurden zu den Druiden geschafft, und niemand wagte es, sich gegen den Terror aufzulehnen. Bis das Christentum kam.«
    Kilrain machte eine Sprechpause und trank sein Glas leer. »Ja«, sagte er dann, »bis das Christentum kam. Die Priester und
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