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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster
Autoren: Holger Friedrichs
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hervor, die die Frau des Bürgermeisters ihm gezeichnet hatte. »Wählen Sie diese Nummer, Nicole – 6 69 58. Es ist die Nummer der Hütte. Ich will de Angelis noch einmal warnen.«
    »Sechssechsneunfünfacht«, wiederholte sie beim Wählen. Dann horchte sie in die Muschel. »Es kommt kein Rufzeichen…«
    Zamorra schob die Unterlippe etwas vor. »Könnte sein, dass der Anschluss besetzt ist. Ich hatte de Angelis gesagt, er solle mit Silla sprechen. Vielleicht haben sich die beiden Rufe überschnitten…«
    »Teufel!«, entfuhr es Nicole.
    Sie reichte dem Professor den Hörer. So hörte auch er das grelle, scheußliche Gelächter, das aus dem Telefon kam.
    ***
    Zamorra trat ganz gehörig auf das Gaspedal des 2000er Alfa Romeo.
    Die Strecke nach Lucca war völlig unbefahren, jetzt, morgens um kurz vor fünf Uhr. Noch herrschte Dunkelheit, obwohl im Osten der Horizont bereits gräulich schimmerte.
    »Das Monster hat irgendwo die Telefonleitung unterbrochen«, sagte Zamorra. »Wahrscheinlich gibt es bis zur Hütte hinauf ein Stückchen Freileitung; da hat es leichtes Spiel gehabt.«
    »Und wenn das Ungeheuer nun doch schon in die Hütte eingebrochen ist und die Leute niedergeschlagen hat?«
    Zamorra schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich nehme an, das Scheusal schleicht in diesen Sekunden bereits um die Jagdhütte herum. Ich kann bloß hoffen, dass ich de Angelis mit meinen Worten wenigstens ein bisschen Angst eingejagt habe, so dass er sich mit seinen Freunden vorerst nicht ins Freie wagt.«
    »In der Beziehung sehe ich ziemlich schwarz, Chef.«
    Der Professor wies nach vorn, wo die Scheinwerfer des Wagens ein gleißendes dreieckiges Feld in die Dunkelheit zeichneten. »Da ist die Abzweigung! Von dort aus können es nur noch drei Kilometer bis zu der Hütte sein. Ich mache die Innenbeleuchtung an, Nicole, damit Sie die Skizze lesen können und mir Hinweise geben, wie ich zu fahren habe.«
    Er reichte ihr den Zettel. Dann bog er auf eine holprige Pflasterstraße ab. Nach wenigen Metern stieg sie recht abrupt an und schlug einen engen Bogen. Zamorra musste die Geschwindigkeit drosseln.
    Bald ging es steil hinauf. Schließlich hörte auch noch die Pflasterung auf.
    Wenig später standen sie vor dem zerbeulten hellgrünen Mirafiori.
    Der Professor hatte die Taschenlampe aus dem Alfa mitgenommen und leuchtete nun das Innere des Autos ab. »Nicole«, raunte er, »sehen Sie mal.«
    Der Lichtkegel der Lampe hatte den Wagenboden zwischen Pedalen und Fahrersitz erfasst. Hier lag die zertrümmerte Brille von Dottore Angelo Silla.
    »Sind Sie eine gute Beobachterin, Nicole?«, erkundigte sich Zamorra.
    »Glaube ich wenigstens.«
    »Was fällt Ihnen auf?« Er leuchtete die Sitze an, die Fenster, die Außenseite der Karosserie.
    Nicole Duval räusperte sich. »Zwei Dinge: Das Polster des Beifahrerplatzes war nach dem Unfall auf dem Anstaltsgelände nicht kaputt. Ich habe es deutlich gesehen. Und das vordere rechte Seitenfenster war auch heil. Wollen Sie damit sagen…«
    »… dass wir einen weiteren Beweis für das Vorhandensein des Geistes im Auto haben«, ergänzte Zamorra. »Das will ich. Im übrigen wird hier mit letzter Deutlichkeit bewusst, wie Silla sich gegen das Eindringen des Bösen gewehrt hat. Das Gespenst hat durch seinen Versuch mit Mauro zumindest in einer Weise profitiert – es ist stärker geworden. Einen Normalen zu überwältigen, noch dazu einen so energischen Gegner der Parapsychologie, will viel heißen. Es wird schwer sein, diese Satansmacht zu brechen.«
    »Gehen wir zum Wagen zurück?«
    »Entschuldigen Sie.« Zamorra nahm sie beim Arm. Er fühlte, dass sie fröstelte.
    Nicole ließ sich auf den Sitz fallen. Plötzlich drängte sie sich gegen ihn, etwas, das sie sonst trotz ihrer großen Sympathie für den Professor nie tat, weil es sich ihrer Meinung nach nicht mit einer seriösen Arbeitsauffassung vereinbaren ließ.
    »Hören Sie das?«
    Zamorra nahm es genauso deutlich wahr wie sie. Draußen, irgendwo in dem düsteren Laubwald, brüllte und lachte es. Mit einer Stimme, die sie bereits von dem Anstaltsgelände Monte Ciano kannten.
    Das Monster war da!
    ***
    Gaetano Borgo hockte kerzengerade vor dem Kaminfeuer und rauchte eine Zigarette. Giannoni war eingeschlafen; sie hatten ihn auf zusammengerückte Bänke gelegt. Sein Schnarchen erfüllte den Raum. Borgo nippte nur hin und wieder an seinem Glas, aber Vito de Angelis genoss den 1971er in großen Schlucken.
    »Meinetwegen können wir bis zum Frühstück
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