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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster
Autoren: Holger Friedrichs
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hier bleiben«, brummte er. »Wie findest du die Idee, Gaetano?«
    »Schlecht. Ich schlage vor, wir fahren los, sobald die beiden wieder hier sind.« Borgo starrte zur Eingangstür der Hütte, hinter der Patrizia Viani und Quinto Rinaldi vor zehn Minuten verschwunden waren.
    Schließlich stand er auf, ging zum Fenster und schaute in die Dunkelheit hinaus, die sich auflösen und den Schleiern der Dämmerung Platz machen wollte. »Es war ein dummer Einfall, rauszugehen und nachzusehen, ob die Luft rein ist. Wir hätten schon längst wieder in Vigliani sein können.«
    Die Journalistin und der Fabrikbesitzer hatten eine Petroleumlampe mitgenommen. Rinaldi hielt sie vor und schritt vor der Frau her, als sie den Wald jenseits der Hügelkuppe durchsuchten, durch die die Hütte ihrem Sichtbereich entzogen wurde. Rinaldi hatte seine Finger um die Hand seiner Geliebten geschlossen.
    »Quinto, lass uns lieber umkehren«, raunte sie.
    »Hast du etwa Angst?«
    »Ehrlich gestanden ja.«
    Er lachte leise. »Ist das zu fassen! Du siehst doch, dass sich hier draußen kein Geist herumtreibt. Ich habe vorgeschlagen, die Umgebung abzusuchen, um dir klarzumachen, dass dieser Zamorra ein hoffnungsloser Spinner ist – falls er überhaupt am Apparat war.«
    »Geister kann man nicht sehen, Quinto.« Ihre Stimme bebte.
    »Man sollte nicht meinen, dass du eine aufgeklärte, emanzipierte Frau des 20. Jahrhunderts bist«, frotzelte er. »Schön, die alte Rosa hat uns allesamt verflucht, weil sie meinte, wir hätten sie aus dem Weg schaffen wollen. Aber deswegen können wir doch nicht ständig wie Espenlaub zittern. Außerdem, wenn sie sich wirklich rächen wollte, hätte sie das schon vor einem Jahr getan, gleich nach ihrem Tod.« Er blieb stehen und zog sie an sich.
    »Du gibst also zu, dass du wenigstens die Möglichkeit einräumst?«, wisperte sie.
    »Aber nein…«
    »Du hast dich aber so ausgedrückt.«
    Er versuchte sie zu küssen. »Patrizia, lass uns doch endlich über was anderes reden. Findest du es nicht irrsinnig romantisch hier draußen?« Plötzlich stellte er die Lampe ab, umarmte sie wieder und brachte seine Hände ihrem Ausschnitt näher.
    Sie fühlte seine Finger auf ihren großen Brüsten und wich zurück.
    »Nein, bitte nicht.«
    »Was hast du denn?«
    »Ich… ich fühle mich nicht in der richtigen Stimmung. Nicht hier. Nicht jetzt.« Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig.
    Das wird ja immer schöner, dachte er, sie benimmt sich wie eine alte Jungfer. Verdrossen nahm er die Hände herunter, griff sich wieder die Petroleumlampe und wollte den Weg fortsetzen.
    Sie hielt ihn am Arm fest. »Hörst du das nicht, Quinto?«
    »Was denn, verflixt noch mal?« Er war ungehalten und dachte nicht daran, das vor ihr zu verheimlichen.
    »Hör doch genau hin…«
    »Ja«, grinste er, »da unten plätschert der Bach. Was hältst du davon, wenn wir runtergehen und nachgucken, ob ein Skelett auf dem Wasser tanzt oder ein Sensenmann?«
    »Ich kann darüber nicht lachen«, zischte sie. »Also schön, steigen wir hinunter.«
    Wenig später hatten sie das laubbedeckte Gefälle halb laufend, halb rutschend hinter sich gebracht und standen am Ufer des kleinen, munter gurgelnden Gewässers. Patrizia Viani drängte sich gegen ihren Liebhaber, aber nicht, weil sie den Rückzieher wiedergutmachen wollte, sondern weil sie ganz einfach blanke Furcht verspürte.
    Rinaldi murmelte etwas, das wie »Pass auf, dass du nicht ins Wasser trittst« klang. Er bewegte die Lampe hin und her. Der Lichtschein glitt über das Wasser und ließ die Oberfläche glitzern.
    Plötzlich verlöschte die Lampe.
    »Um Gottes willen«, stöhnte die Journalistin.
    »Hab dich doch nicht so«, gab er wütend zurück. »Was ist eigentlich in dich gefahren? So kenne ich dich gar nicht.« Er ließ sie los und nestelte an der Lampe herum, stieß sie aber wütend von sich, so dass sie in den Bach fiel. »Verdammt«, sagte er, »sie war mit einemmal so heiß, dass ich sie nicht mehr halten konnte.«
    »Quinto, ich will zurück zur Hütte!«
    »Ja doch.« Er griff ihre Hand.
    Als sie zusammenfuhr, hielt auch er in der Bewegung inne. Das Knacken war deutlich gewesen. Es schien aus dem Unterholz ganz in der Nähe zu kommen. Rinaldi hielt die Frau fest und kniff die Augen zusammen, um in die entsprechende Richtung zu spähen.
    Es war jedoch noch zu dunkel. Er konnte nichts erkennen.
    »Das muss ein Tier gewesen sein«, meinte er.
    Sie sog die Luft ein, dass es ein scharfes Geräusch gab.
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