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0022 - Der Tod saß uns im Nacken

0022 - Der Tod saß uns im Nacken

Titel: 0022 - Der Tod saß uns im Nacken
Autoren: Delfried Kaufmann
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zugehört habe.«
    »So…«, brummte ich.
    »Fast zu vollkommen«, sagte er gedehnt. »Sah gerade so aus, als hätte Stenberry mit Fleiß jeden Fehler gemacht, dass ihm ja auch nicht eine Lücke blieb, durch die er hätte schlüpfen können.«
    »Er hatte schließlich keine Erfahrung im Töten.«
    »Immerhin, etwas geschickter hätte er sich schon anstellen können«, hing Phil weiter laut seinen Gedanken nach. »Zumindest die Geschichte seines angeblichen Niederschlags und seiner stundenlangen Betäubung hätte besser sein können.«
    »Aus dem Netz hätte ein Dutzend der besten Anwälte der Staaten ihn nicht herausgeholt«, sagte ich.
    »Ich habe nie jemand gesehen, der sich so fest in den Seilen der polizeilichen Untersuchung verfangen hat.«
    »Eigentlich zu fest, um es ohne Mithilfe von dritter Seite getan zu haben.«
    »Natürlich, Santa Fes Mordkommission hat das ihre dazu getan, um ihn anzuschmieden.«
    »Ich sprach von einer dritten Seite, Phil, und ich meinte nicht die Polizei damit. Inspektor Land hat nur die Facts festgestellt, und er brauchte nicht der Spur nachzuhelfen. Die Facts waren bitter genug für John Stenberry.«
    »Du glaubst, jemand habe ihm eine Falle gestellt?«
    »O nein, ich glaube nur, dass die Indizien so großartig einwandfrei waren, dass man nachsehen sollte, warum sie so einwandfrei waren. Vielleicht war John Stenberry wirklich so dumm. Vielleicht war nur ein anderer besonders schlau.«
    »Du willst also den Fall aufnehmen?«
    »Ich möchte meine Nase ein wenig hineinstecken. Es ist schließlich egal, wohin wir unsere Pferde laufen lassen, ob ziellos in die Prärie, oder ob wir versuchen, sie in eine bestimmte Richtung zu lenken, vielleicht zu Stenberrys Blockhütte, vielleicht zum Haus von Milton Graves oder zu jener komischen Gegend, die sie hier Hell Ground nennen.«
    Phil schwieg den Rest des Weges. Erst, als die Lichter der Crowbeech Ranch auftauchten, sagte er: »Du hast Recht. Die Indizien waren wirklich ein bisschen zu einwandfrei.«
    Trotzdem lenkten wir unsere Pferde am anderen Tag nicht zu einem der Punkte, die ich auf der Heimfahrt genannt hatte, sondern wir liehen uns noch einmal den Jeep und fuhren nach Santa Fe hinein, und zwar zum Polizeipräsidium. Wir fragten nach Inspektor Thomas Land. Er empfing uns in seinem Büro.
    Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch, als wir uns als FBI-Beamte vorstellten, und er wurde verwirrt, als ich ihm sagte, dass unser Interesse dem Graves-Fall galt.
    »Ich verstehe nicht, welches Interesse die Bundespolizei an einem simplen Mordfall haben kann«, sagte er.
    »Nicht die Bundespolizei ist interessiert, sondern wir beide sind es ganz privat«, stellte ich richtig. »Wir waren gestern in der Gerichtsverhandlung. Die Wucht der Beweise war geradezu erdrückend.«
    »Zu erdrückend, wollen Sie sagen?«, ergänzte er.
    »Sie haben sich schon selbst Gedanken darüber gemacht?«
    »Selbstverständlich. Ich habe noch nie einen Mörder gesehen, gegen den so viele Beweise Vorlagen wie gegen John Stenberry. Ich hätte gern einiges von der Geschichte geglaubt, die er zu seiner Entlastung vorbrachte, aber er konnte uns nicht den geringsten Beweis für die Wahrheit liefern. Wir mussten uns an die Tatsachen halten, und die Tatsachen sprachen gegen ihn.« Er lächelte ein wenig. »Wo kämen wir hin, Mr. Cotton«, sagte er, »wenn wir an die Unschuld eines Mannes glaubten, nur weil die Tatsachen zu sehr gegen ihn sprechen?«
    »Ich sage nicht, dass ich an Stenberrys Unschuld glaube, aber ich möchte doch meine Nase ein wenig hineinstecken. Ich bin darum gebeten worden, und ich möchte dem Mann, der mich darum bat, den Gefallen gern tun. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
    »War es Eugen Balder, der um Ihre Hilfe bat?«
    »Ja.«
    Land schüttelte den Kopf. »Der Alte ist der Einzige, der in Charrington herumrennt und beteuert, John Stenberry sei unschuldig. Sonst glaubt niemand mehr an seine Unschuld - außer vielleicht noch Ann Sullighan.«
    »Die Adoptivtochter von Graves? Ihre Aussage im Prozess war nicht gerade besonders günstig für Stenberry, und mit seinen Annäherungsversuchen bei ihr scheint er nicht viel Glück gehabt zu haben.«
    »Trotzdem«, beharrte Land. »Ich habe den Eindruck, dass sie Stenberry lieber mag, als sie zugab.«
    »Als mögliche Erben von Graves' Hinterlassenschaft waren beide eigentlich Konkurrenten.«
    Der Inspektor zuckte verächtlich mit den Schultern.
    »Graves' Erbe! Darum lohnt es sich nicht, zu streiten.
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