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0022 - Der Tod saß uns im Nacken

0022 - Der Tod saß uns im Nacken

Titel: 0022 - Der Tod saß uns im Nacken
Autoren: Delfried Kaufmann
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gab sich alle Mühe, günstige Tatsachen für Stenberry festzustellen, aber außer der leidenschaftlichen Sympathieerklärung des alten Balder blieben nur zwei Punkte, die ein wenig für Stenberry sprachen. Der junge Mann hatte behauptet, niedergeschlagen worden zu sein, aber erst zwei Tage nach seiner Festnahme hatte ihn ein Arzt untersucht. Der Arzt sagte aus, dass er keinerlei Kopfverletzungen hätte feststellen können, gab aber zu, dass ein Schlag mit einem Gummiknüppel oder einem Sandschlauch eine Betäubung hervorrufen könnte, ohne die Kopfhaut zu beschädigen.
    Dem Inspektor Land warf Bybough vor, dass er nicht veranlasst habe, Stenberrys Blut auf Betäubungsmittel zu untersuchen. Land zuckte nur mit den Achseln, und in gewisser Weise hatte er Recht damit. Es war unsinnig, den Geschichten eines Mannes Glauben zu schenken, der durch eine Unzahl stich- und hiebfester Indizien belastet war. Man konnte fühlen, dass alle Leute hier im Saal, dass der Richter und die Geschworenen so dachten.
    »Noch Fragen?«, erkundigte sich Richter Hardy.
    »Keine Fragen«, erklärte der Verteidiger.
    »Ich erteile dem Staatsanwalt das Wort zum Plädoyer.«
    Calridge McDonalds Rede war kurz. Er zählte die Tatsachen auf. Zum Schluss sagte er: »Ich glaube nicht, dass sich irgendeiner hier im Saal befindet, der den unsinnigen Erzählungen des Angeklagten Glauben schenkt. Meine Herren Geschworenen! In unserem Land gibt es seit Alters her für den Mord an einem Menschen nur eine Strafe: den Tod. Ich halte John Stenberry für schuldig des Mordes. Es ist an Ihnen, seine Schuld zu bestätigen und ihn der Strafe zu überantworten, die er verdient hat.«
    Den Tatsachen des Staatsanwalts hatte Albert Bybough an Facts nichts gegenüberzustellen.
    »Mein Mandant hat nicht gestanden!«, rief er. »Es gibt nur einen einzigen vollständigen Beweis für die Schuld eines Mannes am Tode eines anderen Mannes: sein Geständnis. Noch so deutliche Indizien sind kein Beweis. Der Zufall kann sie zusammengewürfelt haben, oder die wahren Täter haben sie zusammengetragen, um Stenberry dem Unglück auszuliefem. Solange John Stenberry nicht gestanden hat, lädt jeder eine schwere Last auf sein Gewissen, der ihn schuldig spricht. Bedenken Sie das, bevor Sie Ihren Spruch fällen.«
    Es war gegen fünf Uhr nachmittags, als Bybough mit diesen Worten sein Plädoyer schloss. Richter Hardy erklärte die Sitzung für beendet. Er bat die Geschworenen, sich zur Beratung zurückzuziehen. Nach amerikanischem Recht bestimmen nur die Geschworenen, ob ein Angeklagter der Tat schuldig ist oder nicht. Das Strafmaß zu bestimmen ist dann Sache des Richters.
    Obwohl es ungewiss war, wie lange die Sitzung der Geschworenen dauern könnte, verließ niemand den Saal. Balder, der vorne auf der Zeugenbank saß, zwängte sich zu uns durch und fragte mit Tränen in den Augen: »Wenn sie ihn nur nicht zum Tode verurteilen, Mr. Cotton, damit Sie mehr Zeit haben, den Fall aufzugreifen. Sie werden ihn doch aufgreifen, nicht wahr?«
    »Warten wir den Urteilsspruch ab, Mr. Balder«, beruhigte ich. Nach einer knappen halben Stunde erschienen der Richter und die Geschworenen wieder. Die Anwesenden erhoben sich.
    Richter Hardy schlug dreimal mit seinem Hammer auf die Platte.
    »Nach den Gesetzen unseres Landes richte ich an den Obmann der Geschworenen die Frage: Schuldig oder nicht schuldig?«
    Der Obmann der Geschworenen, ein großer kräftiger Mann mit dem sonnengebräunten Gesicht eines Ranchers stand auf.
    »Euer Ehren«, sprach er die festgelegte Formel, »nach eingehender Beratung sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass John Stenberry des Mordes an Milton Graves schuldig ist.«
    In das atemlose Schweigen, das dem letzten Wort des Geschworenen folgte, dröhnte ein dumpfes Poltern. John Stenberry war ohnmächtig vom Stuhl gesunken.
    ***
    Phil und ich fuhren mit Yookermans Jeep zur Crowbeech Ranch zurück. Dem Schuldspruch der Geschworenen war der Urteilsspruch des Richters nicht gefolgt. Wie üblich, würde Richter Hardy das Strafmaß dem Angeklagten allein bekannt geben, aber es war ganz klar, dass er ihn zum Tode verurteilen würde. Es gab keine andere Möglichkeit. Wen die Geschworenen des Mordes schuldig sprachen, den musste der Richter zum Tode verurteilen.
    Erst, als das letzte Haus von Charrington hinter uns lag und der Jeep über die staubige und ausgefahrene Straße quer durch die Prärie holperte, sagte Phil: »Das war der vollkommenste Indizienbeweis, dem ich je
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