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0022 - Der Tod saß uns im Nacken

0022 - Der Tod saß uns im Nacken

Titel: 0022 - Der Tod saß uns im Nacken
Autoren: Delfried Kaufmann
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er.
    »Was soll das für einen Sinn haben?«, gab ich ärgerlich zurück. »Es ist Sache des Gerichts, ein Urteil zu finden, und es steht mir nicht zu, daran auch nur Kritik zu üben. Glauben Sie, die Mordkommission von Santa Fe hätte leichtsinnig gehandelt, als sie das Material gegen John Stenburry, oder wie der Bursche sonst heißen mag, zusammengetragen hat?«
    »Davon kann keine Rede sein«, antwortete der Rancher gelassen. »Es ist nur so, dass Eugen seine ganze Hoffnung auf Sie gesetzt hat. Hören Sie meinen Vorschlag. Sie fahren morgen zur Sitzung des Schwurgerichts. Sie können meinen Jeep haben. Wenn das Gericht sein Urteil gesprochen hat, und Sie sind der Ansicht, dass es zu Recht besteht, fahren Sie zurück und kümmern sich nicht mehr um den Fall. Andernfalls unterhalten Sie sich noch einmal mit Eugen Balder.«
    Er sah unseren Gesichtern an, dass wir von seinem Vorschlag nicht besonders begeistert schienen. Er lächelte unter seinem Schnurrbart.
    »Reiten können Sie morgen doch nicht«, sagte er. »Der Jeep ist besser gefedert als die Pferde.«
    »Okay«, antwortete ich mürrisch. »Wir gehen zur Verhandlung, aber…«, und jetzt richtete ich meine Worte an Eugen Balder, »… wenn ich nach der Verhandlung zu Ihnen sage, dass Ihr junger Freund zu Recht verurteilt worden ist, dann sprechen wir besser nicht mehr darüber.«
    Er nickte, aber in seinen traurigen braunen Augen stand ein Schimmer der Hoffnung.
    ***
    Die Sitzung des Geschworenengerichts im Mordprozess Milton Graves gegen John Stenberry fand im Gemeindesaal von Charrington statt. Der Oberrichter von Santa Fe führte den Vorsitz, und die Geschworenen setzten sich aus sechs Leuten zusammen, die alle aus Charrington stammten, und sie alle mochten John Stenberry seit seiner Kinderzeit kennen.
    Die Eröffnung der Verhandlung war für acht Uhr morgens angesetzt. Wenn ein Richter eine Verhandlung so früh ansetzt, dann ist er gewöhnlich der Ansicht, dass das Beweismaterial klar genug ist, um das Urteil im Laufe eines Tages zu fällen.
    Natürlich hätten wir keinen Platz mehr bekommen, denn alle Einwohner Charringtons drängten zu dieser Sitzung, wenn Yookerman nicht mit dem Sheriff telefoniert und uns zwei Plätze hätte reservieren lassen. So saßen wir also jetzt in der dritten Reihe, und ich kann nicht behaupten, dass ich besonders neugierig gewesen wäre. Eugen Balder war nicht anwesend, da er als Zeuge vernommen werden sollte und deshalb den Gerichtssaal nicht vorher betreten durfte.
    Um fünf Minuten vor acht Uhr brachten zwei Cops aus Santa Fe den Angeklagten John Stenberry herein. Er war ein Mann, der eben die dreißig überschritten haben mochte, und er gefiel mir auf den ersten Blick nicht besonders.
    Er war ein ganz hübscher Bursche, aber sein Gesicht war verweichlicht, und seine Augen flackerten unruhig. Er nahm seinen Platz ein und hielt den Kopf gesenkt, aber er konnte den neugierigen Blicken nicht entgehen.
    Punkt acht Uhr betraten das Gericht und die Geschworenen den Raum. Wir standen auf und warteten, bis diese Männer, die über schuldig oder unschuldig zu entscheiden hatten, Platz genommen hatten. Mr. Lenton Hardy, der Oberrichter, klopfte dreimal mit dem Hammer.
    »Die Sitzung ist eröffnet«, erklärte er. »Wir verhandeln heute gegen John Stenberry aus Charrington, einunddreißig Jahre alt, den die Staatsanwaltschaft beschuldigt, seinen Onkel Milton Graves durch drei Schüsse getötet zu haben.«
    Er machte eine Handbewegung zu Calridge McDonald, dem Staatsanwalt, der sich erhob und sprach: »Führen Sie John Stenberry in den Zeugenstand.«
    Einer der Cops führte den jungen Mann in den Zeugenstand. Der Richter nahm ihm den Eid ab. Nach der amerikanischen Gerichtsordnung kann ein Angeklagter als Zeuge in eigener Sache sowohl vom Staatsanwalt wie vom Verteidiger vernommen werden. Der Richter entscheidet lediglich über die Zulässigkeit der Fragen.
    McDonald verließ seinen Platz und postierte sich nahe bei Stenberry.
    »Sie heißen John Stenberry, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete der Angeklagte leise.
    »Sie stammen aus Charrington?«
    »Ja.«
    »Genau genommen, stammen Sie doch nicht aus Charrington, nicht wahr?«
    »Ich wurde auf der Bellstone Ranch geboren. Sie liegt fünf Meilen außerhalb der Stadtgrenzen.«
    »Beilstone Ranch gehörte Ihrem Vater, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Bis wann?«
    »Bis vor ungefähr zehn Jahren.«
    »Wem gehörte sie seitdem?«
    Stenberry senkte den Kopf und antwortete nicht. Der Staatsanwalt
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