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0022 - Der Tod saß uns im Nacken

0022 - Der Tod saß uns im Nacken

Titel: 0022 - Der Tod saß uns im Nacken
Autoren: Delfried Kaufmann
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Bohrturm dort aufgestellt hat, ist das Gebüsch niedergetrampelt oder gefällt worden.«
    »Hell Ground gehört also zur Beilstone Ranch?«
    »Ungefähr die Hälfte. Die andere Hälfte ist im Besitz der Familie Stenberry geblieben.«
    »Interessant.«
    »Wieso interessant, Mr. Cotton? John Stenberry Kat sich um das Stück nie gekümmert. Seine Hälfte ist so wüst wie an dem Tag, an dem sie geschaffen wurde. Viel Glück für den Ritt.«
    Reiten lernt man mit jedem Tag besser, und Till und Tom verhielten sich freundlich. Ziemlich genau nach den vorausgesagten zwei Stunden, als die Hügelkette am Horizont schon recht nahe gekommen war, erkannten wir in der Ebene jene zwei Erhebungen, zwischen denen sich das Tal zum Hell Ground hinabsenkte. Von weitem sah es wirklich wie ein Tor aus, aber je näher wir kamen, desto weiter wurde dieses Tor, bis es schließlich ein Einschnitt von ein paar hundert Yard Breite war, in dem sich die Prärie zu einem Tal senkte..
    Auf der Talsohle war das Licht mehr als eine Nuance dunkler. Die Sonne erreichte um diese Stunde schon nicht mehr den Grund.
    Wir ließen unsere Pferde locker gehen und sahen uns um. Der Pflanzenwuchs des Hell Ground war in den Monaten, in denen Menschen und Maschinen hier gearbeitet hatten, zertrampelt worden, aber jetzt hatte er sich schon wieder aufgerichtet.
    Ich zügelte Tom. Phil hielt an. Wie ein Ding aus einer anderen Welt ragte über dem Gebüsch und den niedrigen Bäumen das Gestänge eines primitiven Bohrturms.
    »Eine von Milton Graves' Ölhoffnungen«, sagte ich.
    Phil sah sich um. »Eine Gegend mit Öl unter der Oberfläche habe ich mir immer anders vorgestellt.«
    »Lass uns hinreiten«, antwortete ich.
    Der Turm, eine Pyramide aus Stahlbändern, stellenweise mit Holz verkleidet, mochte dreißig Fuß hoch sein, ein relativ kleines Ding, mit dem meiner Meinung nach große Bohrtiefen nicht zu erreichen waren, aber ich verstand fast nichts von der Ölbohrung. Erstaunlich war der gute Erhaltungszustand, obwohl doch nach den Angaben, die der Ingenieur im Prozess gemacht hatte, die Bohrungen schon seit vier Monaten eingestellt worden waren.
    Nirgendwo zeigte sich Rost. Das eigentliche Bohrgestänge glänzte vor Öl und Fett. Etwas links vom eigentlichen Turm stand unter einem Holzdach der Transformator, der den Strom für den Bohrturm geliefert haben mochte. Die Erde rings um den Bohrturm war glatt getreten.
    Wir legten den Kopf in den Nacken und blickten an dem Turm hoch. Gegenüber den Riesenbauten, die wir schon einmal auf den texanischen Ölfeldern gesehen hatten, war dieses hier ein lächerliches Ding. Zwischen ihm und echten Bohrtürmen bestand der gleiche Unterschied wie zwischen dem ersten Flugzeug der Brüder Wright und einem Düsenjäger.
    »Wo mögen sie den Strom für den Transformator herbekommen haben?«, fragte Phil.
    »Durch Wasserkraft«, sagte eine Stimme hinter uns. Wir fuhren herum und sahen uns einem Mann gegenüber, der aus den Büschen herausgetreten war und uns freundlich anlächelte.
    Wenn ich freundlich sage, dann meine ich, dass er die Lippen nach oben verzogen hatte, aber sehr gewinnend war sein Lächeln dennoch nicht. Er war groß, hager und hatte etwas von einem Wolf an sich.
    Seine Haut zeigte einen Stich ins Gelbe, und sein kleiner Schnurrbart auf der Oberlippe war noch schwarz, während seine Haare schon graue Fäden zeigten. Er trug eine kurze Lederjacke, einen weichen Hut und schwarze Reithosen mit langen Stiefeln, wie sie in dieser Gegend nicht üblich sind.
    »Haben Sie sich erschreckt?«, fragte er. »Entschuldigen Sie! Ich hörte Sie kommen und dachte, es sei besser, erst zu sehen, wer es ist. Sie sind nicht von hier?«
    »Warum so vorsichtig?«, fragte ich statt einer Antwort. »Die Zeiten sind vorbei, an dem ein Fremder in der Prärie ebenso gut ein Indianer auf dem Kriegspfad wie ein räuberischer Bandit sein konnte.«
    Er wiegte den Kopf. »Wer weiß? Der Besitzer dieses Stückchen Landes zum Beispiel ist vor einiger Zeit ermordet worden.«
    »Wir wissen es. Übrigens, mein Name ist Jerry Cotton, und das ist Phil Decker. Wir sind Feriengäste bei Mr. Yookerman auf der Crowbeech Ranch.«
    »Aha«, machte der Unbekannte, »die G-men aus New York. Erfreut, Sie kennen zu lernen. Mein Name ist Adail Fourback.«
    Hallo, da lief uns also der Mann in den Weg, den ich gerne kennen lernen wollte. Seltsam, dass dieses Zusammentreffen ausgerechnet in dem sagenhaften Hell Ground geschah. Ich tat, als hätte ich den Namen nie
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