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0021 - Anruf aus dem Jenseits

0021 - Anruf aus dem Jenseits

Titel: 0021 - Anruf aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Bill.«
    »Nein, nein, ich bin nur besorgt um dich.«
    »Dann ist es gut.«
    Mit dem Versprechen, bald wieder anzurufen, beendete Bill Conolly das Gespräch.
    Sheila ließ den Hörer auf den Apparat sinken. Sie fühlte sich plötzlich müde, und ohne daß sie es eigentlich wollte, fielen ihr die Augen zu.
    Schon bald verrieten ruhige Atemzüge, daß Sheila Conolly schlief.
    Irgendwann schreckte sie hoch. Lange konnte sie nicht geschlafen haben, denn im Zimmer war es noch hell.
    Aber was hatte sie geweckt?
    Ja, das Telefon.
    Sheilas Mund verzog sich zu einem Lächeln.
    »Der gute Bill«, flüsterte sie. »Er kann es nicht lassen.«
    »Hallo«, meldete sie sich.
    Rauschen in der Leitung. Dann eine Stimme. Sehr weit entfernt. »Sheila?«
    Die junge Frau schluckte. »Ja?«
    »Kennst du mich nicht mehr, Sheila?«
    Plötzlich schlug Sheilas Herz rasend schnell. Ihre Augen weiteten sich in Panik.
    »Sheila, Liebling so höre doch…«
    »Nein«, krächzte Sheila Conolly. »Nein…«
    Dann wieder die Stimme. »Bitte, hör mich an…«
    Der Hörer entglitt Sheilas Hand. Aus ihrem Mund drang ein Schrei, formte sich zu einem Wort.
    »Vater!«
    ***
    Plötzlich wurde die Wohnungstür aufgerissen. Ich wirbelte auf dem Sessel herum, wollte schon hochspringen, doch ich ließ mich wieder zurücksinken.
    Ein Junge betrat das Zimmer.
    »Hallo, Mum«, sagte er. Mich blickte er mißtrauisch an.
    Der Junge hatte ebenso schwarzes Haar wie seine Mutter. Er trug Jeans, ein fleckiges T-Shirt und hielt in der rechten Hand einen Ball, den er jetzt in die Ecke kickte.
    »Das ist Peter, mein Sohn«, stellte Ellen Wayne vor.
    »Hallo, Peter«, sagte ich und reichte ihm die Hand.
    Der Junge drehte sich zu mir um. Er zögerte, mich zu begrüßen. Dafür starrte er mich an. Aber wie.
    In seinen Augen sah ich einen merkwürdigen metallischen Glanz. Sie waren tückisch verengt, und in mir klingelte sofort eine Alarmglocke. Ich kannte diesen Blick. Nicht zum erstenmal wurde ich so angesehen. Aber immer von Menschen, die vom Dämon besessen waren.
    Ich war also gewarnt.
    »Magst du mich nicht leiden?« erkundigte ich mich mit neutraler Stimme. »Oder warum gibst du mir nicht die Hand?«
    Peter wandte sich an seine Mutter. »Er soll gehen!« stieß er haßerfüllt hervor.
    Ellen Wayne sprang auf und faßte ihren Sohn an der Schulter. »Was ist denn in dich gefahren, Peter? So kenne ich dich gar nicht.«
    Sie hob die Hand, um ihren Sohn zu schlagen. Ich sprang rasch dazwischen und fing die Hand am Gelenk ab. »Nicht, lassen Sie, Mrs. Wayne.«
    Peter riß sich los. Nach wie vor sah er uns böse und haßerfüllt an. »Dieser Mann soll gehen!« knurrte er tief in der Kehle. »Ich will ihn nicht mehr sehen.«
    Ellen Wayne war blaß geworden. »Ich verstehe das nicht«, flüsterte sie. »So ist Peter doch sonst nicht.« Dann schrie sie: »Willst du wohl vernünftig sein?«
    Der Achtjährige lachte nur.
    Und dann sprang er mich an. Weiß der Teufel, was in ihn gefahren war. Er hechtete förmlich auf mich zu, wollte schlagen, treten und beißen.
    Ich hatte ein Kind vor mir und hütete mich, so zu reagieren wie bei einem Erwachsenen. Es gelang mir, seine Handgelenke abzufangen.
    Er trat aus, traf zweimal meine Schienbeine. Ich verbiß den Schmerz und drückte den Jungen in den Sessel.
    Er schlug nach mir, wollte mich kratzen und versuchte auch zu beißen. Mit einer Hand hielt ich ihn fest, mit der anderen öffnete ich mein Hemd und präsentierte ihm das Silberkreuz, das vor meiner Brust hing.
    Im selben Augenblick erlahmte sein Widerstand. Der Junge sackte im Sessel zusammen, sein Blick heftete sich auf das Kreuz.
    Er begann am ganzen Körper zu zittern.
    Leichenblaß wurde sein Gesicht, und ein Wehlaut entrang sich seinen Lippen.
    »Peter!« Ellen Wayne lief vor und wollte sich auf ihren Sohn stürzen. Ich riß sie zurück.
    »Nicht!«
    Es war gut, daß Ellen Wayne ihren Sohn nicht erreichen konnte. Denn etwas Schreckliches geschah mit ihm. Er hatte den Mund weit aufgerissen, und zwischen seinen Lippen drang ein feinsprühender Nebel hervor, der sich in der Luft verdichtete und sich zu einem Gebilde formte.
    Zu einem Menschen.
    Deutlich erkannte ich die Umrisse eines Mannes. Aber die Gestalt blieb durchscheinend und damit eine Geistererscheinung.
    Der achtjährige Peter lag leichenblaß im Sessel. Er schien ohnmächtig zu sein. Der geisterhafte Vorgang war über seine Kräfte gegangen.
    Wie spitze Eisenstäbe, so hart krallten sich Ellen Waynes Finger in meinen
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