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0021 - Anruf aus dem Jenseits

0021 - Anruf aus dem Jenseits

Titel: 0021 - Anruf aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Wo Suko hinschlug, da wuchs bekanntlich kein Gras mehr. Als Freund konnte man sich auf ihn hundertprozentig verlassen, als Feind hätte ich ihn nicht haben mögen.
    Suko nahm auf dem Beifahrersitz Platz, und ich informierte ihn stichwortartig.
    »Scheint ja wieder etwas auf uns zuzukommen«, kommentierte er. »Und du weißt, wo der Kahn liegt?«
    »Ja.«
    »Worauf warten wir dann noch? Vielleicht treffen wir diesen Harris auf dem Schiff.«
    Ich schlug die Tür zu, startete.
    Wir wühlten uns durch den Londoner Nachmittagsverkehr. Über die Lambeth Bridge fuhren wir auf die richtige Seite und hielten uns nördlich. Schon bald lagen die Hafenanlagen vor uns. Es herrschte noch Hochbetrieb auf den Piers. Ladekräne quietschten. Die riesigen stählernen Arme hoben tonnenschwere Lasten hoch, schwenkten sie, als wären es Pappschachteln. Es herrschte reger Lastwagenbetrieb. Die Trucks brachten die importierten Waren ins Landesinnere.
    Die Dark Cloud lag nicht im Yachthafen, sondern in einem Seitenarm der Themse.
    Ich lenkte den schweren Bentley durch ein Gewirr von engen Straßen und Gassen. Vorbei an langen und hohen Lagerhäusern, über die Schienen der Hafenbahnen und unter Stahlbrücken her, auf denen Transportbänder liefen.
    Die einzelnen Piers stachen als lange, dicke Finger in den Fluß. Wir ließen sie hinter uns und näherten uns langsam den zahlreichen toten Seitenarmen der Themse.
    Sie waren nie lang, höchstens dreihundert Yards. Dort schaukelten Hausboote und ausgemusterte Kähne auf den Wellen. Man fühlte sich manchmal nach Amsterdam versetzt.
    Mit dem Wagen konnten wir nicht bis direkt an das Ufer fahren. Ich mußte ihn vorher abstellen. In dieser Gegend war es vernünftig, die Alarmanlage einzuschalten. Zuviel lichtscheues Gesindel trieb sich herum.
    Ich fand einen günstigen Parkplatz, der nicht weit vom Ufer entfernt lag. Eine holprige Stichstraße führte dorthin.
    Das Pflaster war zum Teil aufgerissen. Die Steine lagen verstreut herum. Die Menschen, die uns begegneten, waren entweder Lebenskünstler oder vegetierten an der Grenze zum Existenzminimum. Vor allen Dingen fielen die jungen Leute auf. Sie hockten an den Mauervorsprüngen. Die Sonnenstrahlen schienen auf ihre nackten Oberkörper. Hier kümmerte sich niemand darum, ob die Girls oben ohne in der Sonne lagen.
    Der Wind trug uns den Geruch von brackigem Wasser entgegen. Ein paar Möwen segelten lustlos durch die Luft. Träge ließen sie sich dann auf den eisernen Pollern nieder.
    Wir blieben stehen.
    Vor uns lag ein freier Platz. Er war nicht groß, und da die Sonne stark brannte, fast leer. Nur ein alter Mini rostete still vor sich hin. Die Reifen waren abmontiert.
    Der Seitenarm wurde von einem mit grüner Patina überzogenen Eisengeländer abgetrennt. Hinter dem Geländer lagen die Schiffe.
    Es waren interessante Kähne.
    Meist abgewrackte Container, die nur noch vom Rost zusammengehalten wurden und nun als Hausboote dienten. Vor uns lag einer dieser Container. Das Ruderhaus war frisch gestrichen. Es glänzte himmelblau. Am Heck des Bootes hatte man Weizen gepflanzt.
    Sachen gab’s…
    Die Dark Cloud sahen wir nicht, wußten aber, daß sie hier irgendwo liegen sollte.
    Als wir uns näher an das ›Getreideschiff‹ heranwagten, sprang hinter einem rostigen Ölfaß ein Köter hervor, dem man den Bastard schon auf eine Meile Entfernung ansah. Sein Fell war struppig und bildete wahrscheinlich eine Wohngemeinschaft für Läuse. Der Köter wetzte quer über den Kahn und blieb kläffend vor uns stehen.
    Sein Gebell riß den jetzigen Besitzer des Schiffes aus süßen Träumen. Verschlafen tauchte er aus einer Ladeluke auf. Er trug nur einen Poncho und einen Sombrero auf dem Kopf. Seine nackten Beine schauten wie zwei zu lang geratene Streichhölzer unter dem Poncho hervor. Das Gesicht lag im Schatten des Hutes.
    »He, Meister!« rief ich. »Wir suchen die Dark Cloud. Können Sie uns sagen, wo wir sie finden?«
    »Dann sucht mal weiter«, gab er grunzend zur Antwort. Ich wedelte mit einem kleinen Geldschein. Jetzt schob der Bursche seinen Sombrero zurück und trat näher.
    »Sollen wir noch immer weitersuchen?«
    Er grinste. »Nicht nötig. Geht da entlang.« Er deutete nach rechts. »Von hier aus gesehen das achte Schiff.«
    Die Note wechselte den Besitzer. Der Knabe lachte. »Aber vorher macht euer Testament«, riet er uns.
    »Weshalb?«
    »Auf dem Kahn spukt’s.«
    »Keine Bange«, sagte Suko. »Mein Vater war der Klabautermann.«
    Wir gingen
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