Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0021 - Anruf aus dem Jenseits

0021 - Anruf aus dem Jenseits

Titel: 0021 - Anruf aus dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
rechten Arm.
    »Mein Mann«, schluchzte sie, »es ist mein Mann – mein Gott!«
    Auch mir rann eine Gänsehaut über den Rücken. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von der Geistererscheinung losreißen.
    Etwa handhoch schwebte sie über dem Boden, wuchs bis zur Decke und war in permanenter Bewegung. Die Arme schlenkerten, als wären sie aus Gummi, das Gesicht nahm laufend andere Formen an.
    Jetzt öffnete sich der Mund.
    Der Geist wollte eine Botschaft loswerden.
    Das fühlte ich.
    Ich hatte mich nicht getäuscht.
    »Ellen, Liebste«, raunte er. »Ich – ich bin verflucht. Bin zwischen den Dimensionen gefangen. Ich kann keine Ruhe finden.«
    »Warum nicht?« Ich stellte die Frage, da Ellen Wayne dazu nicht in der Lage war.
    »Damals habe ich mich mit ihm verbündet. Da glaubte ich seinen Versprechungen, aber im Jenseits hat er sie nicht gehalten. Es ist so schrecklich.«
    »Wer ist ER?«
    »Der Seelenfänger. Er lebt mitten unter euch und hat sein Netz ausgebreitet. Er ist stark. Ihr müßt ihn stoppen. Sonst wird er viele Menschen vernichten.«
    »Sag uns den Namen.«
    »Harris heißt er. Er führt ein Doppelleben. Er ist unter euch, und ihr wißt es nicht. Aber er ist gefährlich, hält keine Versprechungen. Seid auf der Hut, denn er kennt keine Gnade. Wer sich an ihn verkauft, ist verloren. Traut seinen Versprechungen nicht. Traut ihm nicht. Er lockt…«
    Weiter sprach die Geistererscheinung nicht. Urplötzlich fegte ein Windstoß durch das Zimmer, packte die Spukgestalt, wirbelte sie hin und her und löste sie auf. Nur noch ein letztes Wort war zu hören. »Warnen…«
    Sekundenlang blieb es still.
    Dann vernahm ich neben mir einen gequälten Seufzer. Ich drehte mich um und konnte die ohnmächtige Ellen Wayne gerade noch auffangen, bevor sie zu Boden fiel.
    Peter aber sprang aus seinem Sessel.
    »Mummy!« rief er und stürzte auf seine Mutter zu. Über sein Gesicht rannen Tränen.
    Der Junge war wieder völlig normal.
    ***
    »Sheila! Sheila! Warum gibst du keine Antwort? Warum hörst du denn nicht? Melde dich doch!«
    Schwach klang die Stimme aus dem Hörer. Er lag auf der Bettdecke. Sheila hatte ihre linke Hand darum gekrallt, die Augen jedoch waren weit aufgerissen. Ihr Blick schweifte in eine unendliche Ferne. Die Gedanken wanderten zurück in die Vergangenheit, und vor ihrem geistigen Auge formte sich ein Bild.
    Sir Gerald Hopkins, so lautete der Name ihres Vaters. Er war einer der mächtigsten Industriekapitäne Englands. War Herr über mehrere chemische Werke und besaß Beteiligungen an zahlreichen anderen Firmen.
    Und er hatte eine Tochter namens Sheila.
    Dann schlug das Schicksal grausam und unerbittlich zu. Dämonische Kräfte griffen in das Spiel ein. Gerald Hopkins und Sheila konnten sich nicht wehren. Hopkins starb. Er erwachte wieder in seinem Sarg. Er war zu einer lebenden Leiche geworden, und er hatte morden wollen.
    Sheila wäre verloren gewesen, wenn damals nicht zwei mutige Männer rettend eingegriffen hätten.
    John Sinclair und Bill Conolly!
    Sinclair gelang es, den Dämon namens Sakuro zu vernichten, doch Gerald Hopkins konnte nicht mehr gerettet werden. Er starb endgültig.
    Bei Sheila und Bill war es Liebe auf den ersten Blick. Sie verlobten sich und heirateten wenig später.
    Und jetzt meldete sich Sheilas Vater. Oder war es nur ein Scharlatan? Ein Mensch, der Sheila Conolly einen Schrecken einjagen wollte?
    Wieder drang der Ruf aus dem Hörer.
    Sheilas Geist kehrte von dem Ausflug in die Vergangenheit zurück. Langsam hob sie den Hörer.
    »Ja?«
    »Ich bin es, dein Vater, Sheila.« Die Stimme klang ängstlich und drängend zugleich.
    »Was willst du?« fragte Sheila tonlos. Sie hatte in diesen Augenblicken abgeschaltet, hatte ihre Gefühle zurückgesteckt, und nur ihr Gehirn arbeitete.
    »Ich will dich warnen, Sheila. Ich liebe dich doch. Jemand will dir Böses. Du mußt weg aus der Klinik.«
    »Ja, Vater.«
    »Versprichst du mir das?«
    Jetzt nickte Sheila. »Warum hast du mich nicht schon vorher angerufen?« wollte sie wissen.
    »Habe ich doch. Bill war am Apparat.«
    »Er hat mir nichts gesagt.«
    »Bestimmt wollte er dich nicht aufregen.«
    »Das wird es wohl sein.« Sheila sprach wie ein Roboter. Sie gab die Antworten automatisch. Ihre Lippen bewegten sich kaum beim Sprechen.
    »Ich kann jetzt nicht mehr reden, Sheila. Ich wünsche dir alles, alles Gute, mein Kind…«
    Dann war die Stimme weg.
    Ein schwerer Seufzer drang über Sheila Conollys Lippen. Sie blinzelte, starrte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher