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002 - Stadt der Verdammten

002 - Stadt der Verdammten

Titel: 002 - Stadt der Verdammten
Autoren: Jo Zybell
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hatten. Sogar eines der drei Meere hatte er schon überquert. Er war weit herum gekommen, hatte viele Stämme und Völker gesehen. Drulza wusste, dass er sich auch mit den Taratzen verständigen konnte.
    Ächzend stieg sie von ihrem Sitz herunter. Mit der Zigarre deutete sie auf den gefangenen Mann. »Bratet ihn, bis er alles gesagt hat, was er weiß.« Bewusst benutzte sie seine Sprache.
    »Nein!« Der Gefangene warf sich flach vor sie hin.
    »Ich bitte dich - verschone mich! Ich habe alles gesagt. .,.!«
    Drulza trat ihm ins Gesicht. Seine Frau stimmte ein hysterisches Geschrei an.
    »Das Kind und die Frau sperrt ein.« Gleichgültig musterte sie die beiden halbverhungerten Gestalten. »Gebt ihnen zu essen. Nicht dass sie uns verenden, bevor wir sie genießen können.«
    Vier Soldaten schleppten die drei jammernden Nackthäute davon. Die drei anderen Soldaten zerrten die Taratze aus dem Saal. Hinter ihnen her liefen Drulza und Brellzek durch einen breiten düsteren Gang zu den Gemächern des Herzogs.
    Schon von weitem hörten sie laute Schreie, Stöhnen und Seufzen. Die Soldaten mit der Taratze blieben stehen und sahen sich unsicher nach Drulza um.
    »Wartet einen Moment.« Sie hinkte an ihnen vorbei. Kurz vor der Maueröffnung zum Saal des Herzogs blieb sie stehen. Das Geschrei und Gestöhne drang aus dem Raum.
    »Hier ist Drulza!«, rief sie laut. »Wir brauchen dich, Krallzek!« Augenblicklich verstummten die Schreie. »Verflucht noch mal!«, hallte die tiefe Stimme des Herzogs aus dem Saal. »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich nicht gestört werden will!?«
    »Halt den Schlund, Krallzek!«, giftete Drulza. »Wir brauchen dich, es ist wichtig!«
    Ein paar Flüche drangen aus dem Raum. Tippelnde Schritte näherten sich - drei junge Wulfanenfrauen huschten aus dem Eingang. Sie verschwanden im gegenüberliegenden Mauerdurchbruch.
    Wehmütig sprang Drulza ihnen nach. Die Tage waren längst vorbei, in denen sie in Krallzeks Saal ein und aus ging, um sich begatten zu lassen. Sie war zu alt, um noch Kinder zu werfen. Aber sie hatte etwas Besseres: Macht. Sie war Brellzeks Mutter - die Mutter des künftigen Herzogs. Und als solche bestimmte sie weitgehend die Geschicke ihres Volkes. Auch hinsichtlich des Krieges traf der Herzog keine Entscheidung, die sie nicht vorher abgesegnet hatte. Krallzek war da, um die jungen Wulfanenfrauen zu besteigen. Und um die Soldaten in den Kampf gegen den Schwarzen Feind zu führen. Sie, die Obermutter, war die zweitmächtigste Wulfane in Bolluna. Nur ihre greise Mutter war noch mächtiger…
    Sie schleppten die Taratze vor Krallzeks Sitz. Brellzek erklärte, was vorgefallen war. »Vielleicht weiß das Biest, was für ein Fremder das ist, der angeblich einen Taratzenkönig getötet haben soll«, sagte Drulza. »Du verstehst doch ein paar Brocken dieser viehischen Sprache.«
    »Was ist das für ein' Märchen?«, knurrte Krallzek. »Ich habe noch nie gehört, dass irgendeine Kreatur wieder aus den Höhlen der Taratzen herausgekommen wäre. Es sei denn, als Kot.« Er lachte krächzend.
    Der Herzog war so groß wie Brellzek, sein Erstgeborener, aber fast doppelt so breit. Wie Drulza trug er einen Umhang aus gelblichem Leder. Graue Strähnen durchzogen sein ansonsten dunkelbraunes Körperhaar. Die rechte Gesichtshälfte allerdings war haarlos und vernarbt und ein Stück der Schlundlippe fehlte. Eine Kriegsverletzung. Die Waffe des Schwarzen Feindes hinterließ schauderhafte Spuren.
    Der Herzog pflanzte sich vor der um einen Kopf größeren Taratze auf, holte aus und schlug ihr mit dem Handrücken aufs Ohr. Sie fiepte erbärmlich. Keine Körperstelle der Taratzen war empfindlicher als die Ohren. Kiallzek stemmte seine haarigen Fäuste in die Hüften und gab schmazende und piepsende Töne von sich.
    Die Taratzen antwortete widerwillig, aber sie antwortete.
    »Sie ist strohdumm«, sagte der Herzog. »Sie weiß nicht viel. König Rraar hätte einen Gott in seine Gewalt gebracht, behauptet sie. Er wollte; dass er ihm im Kampf gegen die Eluus hilft. Aber dann hat der angebliche Gott einen Eluu auf ihn und seine Rotte losgelassen.«
    »Der Gefangene hat also doch die Wahrheit gesagt«, krächzte Drulza. »Dieser Gott soll ›Maddrax‹ heißen«, fuhr Krallzek fort, »und mit einer Horde Nackthäute ins Südland unterwegs gewesen sein. Er kam mit einem Feuervogel.«
    »Schon wieder ein Feuervogel«, murmelte Drulza nachdenklich.
    »Was habe ich mit Göttern tun?«, knurrte der Herzog. »Das
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