Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
Vom Netzwerk:
Flammenmeeres war, konnte sie nicht mehr leben.
    Trotzdem – er durfte nichts unterlas­sen, um sie vielleicht doch noch zu retten. Und Colombier! Wahrscheinlich war auch er auf der Burg gefangen.
    Morel richtete sich auf und hetzte auf die Tür der Burg zu. Daß sein eigenes Leben in Gefahr war, wurde ihm nicht bewußt. Er sagte sich immer wieder, daß Jacinthe – im Vertrauen auf seine poli­zeilichen Fähigkeiten – in den Spazier­gang zur Burg eingewilligt hatte. Und er hatte sie auch noch dazu aufgefordert. Warum eigentlich? Weil sie ein so über­aus nettes Mädchen war?
    Oder weil er mehr über sie und Colom­bier herausfinden wollte?
    Dicker Qualm erfüllte das Innere der Burg. Das Treppengeländer brannte. Ebenso die Türen, die Fensterstöcke und die Wandbehänge. Der Steinboden war glühend heiß. Morel stolperte über zwei bewegungslose Tierleiber. Die beiden toten Bluthunde.
    Er sah sich hustend um. Da hörte er über sich ein meckerndes Lachen.
    In Höhe des ersten Stockwerks stand der Häßliche. Er hielt noch immer die Frau im Abendkleid auf den Armen. Er mußte unglaubliche Kräfte besitzen.
    Morel glaubte nicht, daß die Frau noch lebte. Ihr Körper war zu starr, zu bewe­gungslos.
    Gautier lachte. Der zahnlose Mund, den Morel jetzt ganz genau sehen konnte, wirkte wie ein ausgefranstes schwarzes Loch.
    »Hören Sie mich?« rief Morel. »Wo ist das blonde Mädchen, das heute vormit­tag in den Burggraben fiel?«
    Er hatte keine Antwort erwartet, und er erhielt auch keine.
    Gautier schnitt eine Fratze, drehte sich um und trug die Frau im Abendkleid höher die Treppe hinauf.
    Der Capitaine entschloß sich, dem Häßlichen zu folgen. Offenbar kannte er sich hier in der Burg gut aus.
    Als Morel im ersten Stockwerk ankam und den Häßlichen die Treppe zum Dachgeschoß hinaufjagen sah, brach die Treppe hinter ihm zusammen.
    Morel fuhr herum.
    Ein Flammenmeer war unter ihm. Ein Inferno. Die Hölle.
    Gebannt starrte er in die Tiefe. Bald würde das Feuer auch das erste Stock­werk und das Dachgeschoß zum Einsturz bringen. Und dann…?
    Morel mußte husten.
    »Jacinthe…«, keuchte er. »Jacin­the…«
    Das Prasseln des Feuers war lauter als seine Stimme.
    »Jacinthe…!« Er taumelte auf die Treppe zu, die ins Dachgeschoß führte.
    Es war so sinnlos. Er lief immer weiter ins Verderben. Aber er mußte die Sekun­de des Todes immer weiter hinausschie­ben. Um Jacinthe zu finden – und mit ihr zu sterben…
    ***
    Geschwächt, bebend am ganzen Kör­per vor Anstrengung, warf Jacinthe die Metallfeder in die äußerste Ecke.
    Ihre ganze Mühe war umsonst. Sie hatte nichts erreichen können.
    Sie zerrte halb bewußtlos vor Angst und Ausweglosigkeit an den Gitterstä­ben, doch sie gaben nicht nach.
    Jacinthe hielt inne. Ich will nicht sterben! dachte sie. Ihr Lebenswille bäumte sich auf.
    Sie stieß mit beiden Händen gegen das Gitter, wütend und hilflos zugleich.
    Doch was war das?
    Einige Steine lösten sich aus dem Mauerwerk und polterten herab. Un­gläubig sah Jacinthe zu. Dann sprang sie mit neuem Lebensmut noch einmal ge­gen das Gitter.
    Es löste sich vollends aus seiner Ver­ankerung und fiel nach außen in die Tiefe.
    Und jetzt? dachte Jacinthe. Ich komme nie dort hinauf. Und selbst wenn…? Sicherlich ist dort draußen keine Mög­lichkeit, abwärts zu klettern.
    Sie sah sich in dem leeren kleinen Raum um.
    Der Tote lag noch immer auf dem Rücken, die glasigen Augen zur Decke gerichtet. Die Zunge hing ihm aus dem Mund.
    Jetzt, im Angesicht des eigenen Todes, verlor Jacinthe den Schrecken vor dem Erhängen. Sie näherte sich der Leiche und bückte sich nieder zu ihr.
    Mon Dieu, ich kann es nicht! dachte sie, doch gleichzeitig zerrte sie den Toten hoch und wuchtete ihn unters Fenster.
    Der Brandgeruch nahm zu. Wie lange blieb ihr noch Zeit, bis der Fußboden einstürzte?
    Lieber stürze ich mich zu Tode, dachte sie, als bei lebendigem Leib zu verbren­nen.
    Sie versuchte den Toten aufzurichten, aber er kippte immer wieder nach vorn. »Bleib stehen…«, schluchzte sie. »So bleib doch stehen…«
    Mit dem Mut der Verzweiflung zog sie den Mann an den Schultern wieder hoch und lehnte ihn gegen die Wand unterm Fenster.
    Sekundenlang nur blieb der Tote in dieser Position.
    Jacinthe trat blitzschnell zurück, nahm Anlauf und sprang gegen die Leiche. Ihr Fuß fand Halt auf der Brust des Toten. Gleichzeitig krallte sich Ja­cinthe mit beiden Händen an dem schad­haften Mauerwerk der unteren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher