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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
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Ihret­wegen hatte er mit seinem Schicksal gehadert.
    Diese Teufelin hatte ihm befohlen, seine engelsgleiche Madeleine zu töten.
    Er stieß einen keuchenden Schrei aus, hob Eliza Webster hoch über seinen Kopf – und schleuderte sie in die Flam­men des Grabens.
    Eliza Webster schrie gellend.
    Sekunden später aber riß ihre Stimme ab.
    »Teufelin…«, knurrte Gautier. »Sa­tansbrut. Geh zur Hölle, wo du hinge­hörst!«
    Er vernahm jenseits des Grabens das Geräusch eines nahenden Wagens. Se­kunden darauf sah er im dichten Nebel eine schemenhafte Gestalt. Er hörte ei­nen Ruf: »Laßt die Zugbrücke herunter. Hier spricht Captaine Morel.«
    Gautier kümmerte sich nicht um den Befehl. Er kehrte zu dem Citroen zurück und wuchtete mit viel Mühe die Sargki­ste aus dem Wagen. Mit bloßen Händen riß er den Deckel herunter.
    Da lag Madeleine unschuldsvoll und schön, als wäre sie nicht von dieser Welt.
    Verzückt betrachtete Gautier sie. Er neigte sich über die wie Glas wirkenden Augen.
    »Du siehst mich an?« flüsterte der Häßliche. »Aber ich lese keinen Schreck in deinem Antlitz. Ich bin es, dein Maurice Le Gautier! Nein, fürchte dich nicht vor mir, Madeleine. Du gehörst mir. Immer gehörst du mir.«
    Er sprach wie im Fieber.
    Vorsichtig hob er sie aus der Sargkiste. Da sie auf dem Sockel stand, war sie größer als er. Verzückt klatschte Gautier in die Hände. Und er begann übermütig im Kreis um sie herumzutanzen.
    »Sous les ponts de Paris«, sang er. Es war einer der Erfolgsschlager von Made­leine Riquette gewesen. Sie hatte ihn tausendmal auf der Bühne gesungen.
    ***
    Halb bewußtlos hatte Jacinthe in ihrer Ecke gedämmert. Da drang Brandgeruch durch das Fenster.
    Erschrocken fuhr sie hoch.
    Sie wagte nicht, hinüber zu dem Toten zu sehen. Die Barmherzigkeit hätte ver­langt, ihm die glasigen Augen zuzudrücken, doch sie brachte es nicht übers Herz, die Leiche zu berühren.
    Das Fenster mit den beiden blinden Fensterscheiben färbte sich allmählich orangerot.
    Jacinthe erschrak zutiefst.
    Es brannte! Und sie saß hier in dem Dachgeschoß mit einem Toten, während draußen das Ungeheuer lauerte!
    Sie war verloren. Jacinthe gab sich ganz ihrem Schmerz hin. Zitternd barg sie ihren Kopf in den angewinkelten Armen. Sie fürchtete sich so vor dem Tod. Sie war doch noch so jung und hatte noch sie viele Träume. Was hatte sie denn bisher vom Leben gehabt? In La Chenille konnte ein Mädchen nichts erle­ben. Es war ein langweiliges Nest, wo nie etwas passierte. Einmal in ihrem Dasein hatte sie Paris besuchen wollen. Nur ein einziges Mal. Der Gedanke gab ihr noch einmal Kraft.
    Sie sprang hoch und taumelte zur Tür. Sie rüttelte daran.
    »Laßt mich raus!« schrie sie. »Ihr könnt mich doch nicht hier verbrennen lassen! Hilfe! Feuer…!«
    Aber nichts rührte sich.
    Sie ließ die vor Angstschweiß feuchte Stirn gegen die Türfüllung sinken.
    Man hat mich hier vergessen. Sicher sind diese Madame Rattigan und der Häßliche längst in Sicherheit. Mich ha­ben sie mit dem Toten zurückgelassen.
    Mutlos starrte sie hinauf zu dem klei­nen vergitterten Fenster. Sie würde nie dort hinaufkommen. Und wie sollte sie die Gitterstäbe beseitigen?
    Was für ein teuflischer Plan! dachte sie. Das Feuer wird immer höher krie­chen und auch diesen Raum erreichen. Vielleicht wird der Boden schon vorher einstürzen. Und dann werde ich in ein Flammenmeer fallen. Es gibt keine Hoff­nung mehr…
    ***
    Capitaine Clemence Morel glaubte sei­nen Augen nicht zu trauen.
    Dort stand eine elegante Frau im Abendkleid auf dem Hof der Burg, und ein häßlicher Mann mit gekrümmtem Rücken und einer scheußlichen Fratze tanzte wie ein Derwisch um sie herum und sang, während die Flammen aus dem Graben immer höher stiegen. Der Rauch, das Feuer und auch der Nebel ließen ihn nichts Genaues erkennen.
    Warum bewegte sich die Frau nicht? Wenn die Sicht einmal klar war, sah der Capitaine, daß sie lächelte.
    Die schöne Madame Rattigan konnte er nirgendwo sehen. Daß sie bereits fort war, glaubte er nicht. Ohne Auto würde sie nicht weit kommen.
    Unweit der schönen Frau im Abend­kleid stand der Citroen mit weitgeöffne­ten Türen, neben ihm eine längliche Kiste mit aufgerissenem Deckel, die wie ein Sarg aussah.
    Morels Augen tränten bereits vom Rauch. Er wußte immer noch nicht, wie er es schaffen sollte, über die Flammen im Graben nach drüben zu kommen.
    Aber die Ungewißheit um Jacinthe Tannot machte ihn rasend. Das war
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