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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
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Vermögen kam.
    Wie soll ich bis dahin über die Runden kommen? dachte sie. Verflucht! Hätte ich mit dem Feuer gewartet, hätte ich mit dem Feuer gewartet, hätte ich meine Handtasche noch aus dem Graben holen können.
    Und die Geldbörse hatte ihr Gautier gestohlen. Sie besaß bloß noch einige kleine Franc – Scheine, mehr nicht.
    Nun, dann würde sie eben den Nerz verkaufen. Oder die Kette, die Madeleine Riquette um den Hals getragen hatte, als Gautier sie erwürgte.
    Wuterfüllt verließ sie das Labor. Sie durchquerte die Burghalle und wäre um ein Haar in einer Benzinpfütze ausge­rutscht.
    Noch einmal drehte sie sich um.
    Diese Burg war jetzt unnütz geworden.
    Und alles, was unnütz war, mußte vernichtet werden, das war ihre Devise.
    Eliza Webster griff in ihre Hosenta­sche, holte das Feuerzeug hervor und steckte sich eine Zigarette an.
    Mit tiefen Zügen rauchte sie.
    Dann lächelte sie verächtlich und schnippte die brennende Zigarette fort.
    Sofort schlängelte sich eine Flamme über die Benzinlachen. Eine Feuerwand schoß hoch.
    Die Webster warf das prachtvolle lan­ge Haar in den Nacken und verließ die Burg durch die hohe, oben abgerundete Tür.
    Bald würde das gesamte Chateau in sich zusammenfallen wie ein Spielzeug­haus.
    Rattigans Erbe! Pah! Sie ging – den Nerz über den Arm, die Schatulle an sich gepreßt – auf den Citroen zu. Das Feuer würde alle Spuren verwischen.
    Die Webster warf Nerz und Schatulle in den Wagen und trat zum Gewinde der Zugbrücke.
    Rasselnd glitt die Zugbrücke nach unten.
    Sie mußte sich beeilen, ehe die Flam­men das morsche Holz der Zugbrücke erreichten.
    Sie lief zurück zum Wagen und wollte sich hinters Steuer setzen, da wurde sie von einer Krallenhand zurückgerissen. Hinter ihr war…
    »Gautier!« schrie die Webster.
    Er schüttelte sie hin und her.
    »Madeleine…«, jaulte er. »Du hast… mir befohlen, sie umzubringen. Meine Madeleine… in dem Haus bei Versailles… in dem Haus ihres Liebha­bers…«
    »Gautier, laß mich augenblicklich los! Du bist ja wahnsinnig.«
    »Ja, ich bin wahnsinnig«, schrie er sie an. »Aber du wirst meinen Wahnsinn zu spüren bekommen, du Hexe. In den Spiegelsaal hast du mich mit der Peit­sche getrieben, hast mich immer wieder bestraft, indem ich mein häßliches Spie­gelbild betrachten mußte. Und gedroht hast du mir, Madeleine alles zu erzäh­len… Nur meine Madeleine war deine Waffe, mit der du mich in der Hand hieltest. Nur meine Madeleine… Aber dann hast du gewollt, daß ich sie tö­te…!«
    Noch einmal versuchte die Webster, ihre Macht auf ihn auszuüben. Sie schüt­telte seine Hände ab. »Wage das nicht noch einmal«, schnauzte sie ihn an. »Laß mich frei.«
    Er sah an ihr vorbei auf die Sargkiste.
    »Du willst meine Madeleine wegbrin­gen. Sie soll verkauft werden wie die anderen Figuren. Du willst sie an einen anderen Mann verkaufen. Aber sie ge­hört mir! Madeleine hat mir immer gehört, verstehst du?«
    Bisher war sein Irrsinn lenkbar gewe­sen. Jetzt aber wurde bei ihm die ganze Gefährlichkeit eines Psychopathen er­kennbar.
    »Also gut«, rief sie böse. »Steig ein, du Narr. Wir müssen uns beeilen. Oder willst du hier rösten, he?«
    Das Feuer im Graben und im Erdge­schoß der Burg schien den Häßlichen gar nicht zu beeindrucken.
    »Die Polizei wird gleich hier sein!« fuhr die Webster fort. »Man wird dich ins Gefängnis stecken, wenn du mich nicht endlich abfahren läßt. Steig ein, Gautier!«
    Unschlüssig blickte der Häßliche von der Frau zur Zugbrücke. Dann warf er sich herum, lief zu dem Gewinde und zog die Brücke wieder hoch.
    »Was tust du? Wir werden in den Flammen umkommen!« Eliza Websters Gesicht war verzerrt. In ihren grauen Augen loderte beginnender Irrsinn.
    Sie sprang auf Gautier zu. Er duckte sich blitzschnell. Monatelang hatte er dieser Frau wie ein Sklave gedient. Doch mit Madeleines Tod hatte sich alles geändert.
    Ein Blick auf die längliche Sargkiste ließ ihn aufheulen vor Seelenqual.
    Er löste die Hände der wütenden Frau, die sich in seinem Zottelhaar festge­klammert hatten, und bog ihren langen weißen Hals nach hinten.
    »Laß mich los…«, japste sie.
    Die Krallenhand zur Faust geballt, schlug er ihr ans Kinn.
    Eliza Webster schrie auf.
    Er packte sie und zog sie zum Rand des Grabens. Sein mißgestaltetes Gesicht war vom Feuerschein erleuchtet.
    Gautier aber fürchtete die Helligkeit nicht mehr. Madeleine war tot. Ihretwe­gen hatte er sein Antlitz verhüllt.
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