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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
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Krämer zurück. Schwer fiel der Mann nieder. Er verlor das Bewußtsein und rührte sich nicht mehr.
    Als Gautier aus dem Kramladen trat, war der Marktplatz wie leergefegt. Nur ein kleines Mädchen saß auf dem Boden und spielte selbstvergessen mit einer Puppe. Keiner wußte, wie es dahin gekommen war. Jeder hatte nur sich selbst in Sicherheit gebracht.
    Die Zeitung zusammengerollt in den Krallenhänden, torkelte Gautier die Straße entlang.
    Abrupt blieb er stehen, als er das Kind bemerkte.
    Die Kleine blickte hoch. Ihr Gesicht versteinerte.
    »Nein«, schrie die Kleine. »Der böse Mann soll weggehen… Mami, wo bist du? Mami…«
    Das Dorf hielt den Atem an. Die Frauen hinter den Fenstern bekreuzigten sich.
    Vergessen war für Gautier die Zeitung in seiner Hand. Das schreiende Kind brachte ihn in Wut.
    »Hör auf!« befahl er keuchend. »Halt den Mund, du kleines Biest!«
    Gautier sprang auf das Kind zu, pack­te es mit beiden Händen und hob es hoch. Er schüttelte die Kleine.
    Auge in Auge mit dem Ungeheuer, japste das Kind nach Luft. Das rotge­weinte Kindergesicht verzerrte sich.
    Aus irgendeinem Haus taumelte eine Frau.
    »Birgit! Birgit…!« schrie sie gellend und lief auf den Häßlichen zu. Die Frau war blaß und dunkelhaarig. Halb irre vor Angst um ihr kleines Mädchen fiel sie Gautier in den Arm.
    »Gib mir mein Kind…«
    Sie stockte, als sie in das entsetzlich zerstörte Gesicht des Ungeheuers blick­te. Ihre blassen Augen weiteten sich. Das Entsetzen der Frau war fast greifbar.
    Später erzählte der Bürgermeister, der wie die anderen das Geschehen von seinem Fenster aus beobachtete, daß ihm tatsächlich der Atem ausgesetzt hätte.
    »Ich dachte, das Scheusal erwürgt die Frau und das Kind«, berichtete er. Und alle gaben ihm recht.
    Gautier warf einen Blick auf den Bürgersteig. Die Zeitung hatte sich im Wind entfaltet.
    Und er sah die aufgeschlagene Front­seite. Ein Bild von Madeleine nahm ein Viertel davon ein.
    Madeleine Riquette, der große Revuestar, spurlos verschwu n den! War es Kid­napping?
    Gautier war es, als ob alles Leben aus ihm wiche.
    Er sah auf das Kind in seinen Händen und warf es der Frau zu. Geistesgegen­wärtig – rein instinktiv – fing die Frau ihr Kleines auf.
    Gautier bückte sich nach der Zeitung. Mit hängenden Schultern und eingezo­genem Kopf schlich er die Straße entlang und verschwand im Nebel.
    Eine Hausfrau öffnete ihre Haustür. »Kommen Sie schnell rein, Madame Runell«, rief sie der Frau mit dem Kind zu, »ehe der Kerl wieder zurückkommt.«
    Kaum war die Frau mit dem Kind von der Straße verschwunden, bog ein Poli­zeiwagen auf den Platz ein.
    Der Bürgermeister begann zu winken. »Capitaine, hallo…«
    Clemence Morel steckte den Kopf aus dem Seitenfenster. »Was ist los?«
    »Ein Monster war hier, Capitaine«, berichtete der Bürgermeister erregt. »Es hätte beinahe Madame Runell und ihr Kind erwürgt.«
    »Ein Monster?« stieß Morel hervor. »Sie haben nicht zuviel Rotwein getrun­ken, Monsieur?«
    »Erlauben Sie. Das ganze Dorf hat dieses Scheusal sehen können«, rief der Bürgermeister empört.
    »Wo ist es hingegangen?«
    »Dort hinüber.«
    »In Richtung Chateau du Faux?«
    »Ja«, rief der Bürgermeister aus. »Sie haben recht! Es ist zum Chateau gegan­gen. Ich wußte doch immer, daß es dort spukt.«
    Clemence Morel nickte. Mit aufheu­lendem Motor bog er auf den Weg ein, der zum Chateau führte.
    ***
    Ihren Nerz über dem Arm, die Schmuckschatulle an sich gepreßt, durchsuchte Eliza Webster das Labor.
    Sie hätte schwören können, daß sie ihre Handtasche vorhin mit hierher ge­nommen hatte.
    Doch die Handtasche war nicht da.
    Da fiel ihr Blick auf das offene Fen­ster.
    Sie runzelte die Stirn.
    Als sie zum Fenster trat, sah sie unter sich den brennenden Graben. Das Feuer war regelmäßiger und ruhiger geworden. Die Flammen züngelten hoch bis zum Grabenrand.
    Da zuckte die Frau zusammen.
    Gautier! dachte sie. Er hat die Hand­tasche aus dem Fenster geworfen! Ich wollte meine Pistole herausholen, und er nahm mir die Tasche weg und warf sie hinaus!
    Eliza Webster starrte auf das Flam­menmeer hinunter. Dort unten lag ir­gendwo ihre Handtasche – mit dem Scheckbuch der Schweizer National­bank darin. Sie allein hatte Unter­schriftsvollmacht auf dem Konto. Auch ihre Kontrollkarte steckte noch in der Handtasche. Und bei den strengen Be­stimmungen, denen die Schweizer Ban­ken sich unterworfen hatten, würde es Monate dauern, bis sie an ihr
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