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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
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die Zeitung?«
    »Draußen!« schnauzte sie ihn an. »In der Burghalle.«
    Gautier verließ das Labor.
    Die Webster starrte ihm nach. Jetzt, nachdem die Lackschicht auf dem Ge­sicht ist, kann ich die Narbe nicht mehr zuschminken, überlegte sie. Zu dumm, daß sie mir entgangen ist. Hoffentlich merkt La Roche es nicht. Ich brauche die tausend Pfund Sterling. Sie werden mein letzter Verdienst sein.
    »Gautier…!« rief sie. »Wir haben keine Zeit. Wir müssen die Figur in die Kiste packen. Komm sofort her, hörst du…?«
    Sie wartete einige Minuten, dann hörte sie ihn näherschlurfen.
    »Was ist in dich gefahren?« keifte sie. »Warum gehorchst du nicht, he?«
    Er hielt die Zeitung in den Krallen­händen.
    »Die ist drei Tage alt«, ächzte er.
    »Na und? Was geht mich die verdamm­te Zeitung an?«
    Der Häßliche sah sich um.
    Er entdeckte die Handtasche der Webster auf dem Tisch und sprang darauf zu. Er riß sie auf und hielt ihre Geldbörse in der Hand.
    »Was hast du vor? Gautier!« Sich ganz ihrer Macht auf den Häßlichen bewußt, ging sie langsam auf ihn zu. »Willst du wieder in den Spiegelsaal?« fragte sie. »Willst du deine Häßlichkeit bewun­dern? Und soll ich Madeleine sagen, wie du aussiehst, ja?«
    Er sah sie an.
    Aber er sagte nicht unterwürfig »Nein, Madame!« wie immer, sondern rührte sich nicht.
    Was ging hinter seiner Stirn vor?
    »Du gehorchst mir nicht? Willst du die Peitsche fühlen?« drohte sie.
    Sie ging auf ihn zu. Doch noch ehe sie ihn bei der Schulter packen konnte, trat er zurück.
    »Du wirst jetzt die Figur in die Kiste packen. Ich befehle es!« Wütend stampf­te sie mit dem Stiefel auf.
    »Ich gehe ins Dorf.« Seine Stimme klang hohl. »Ich kaufe eine Zeitung.«
    »Du willst…? Bist du überge­schnappt? Sollen dich alle Leute sehen? Am hellichten Tag, Gautier?«
    »Egal. Ich will wissen, ob Madeleine lebt.«
    Unbändiger Zorn ergriff die Webster. Sie sprang auf ihre Handtasche zu, doch noch ehe sie sie öffnen und die Waffe herausholen konnte, riß Gautier sie ihr aus der Hand, trat zum Fenster und warf sie hinaus.
    »Du verdammter Narr…!« schrie die Webster.
    Gautier verließ das Labor. Sie folgte ihm.
    »Ich kann allen erzählen, wie oft du gemordet hast. Sie stecken dich ins Gefängnis. Und in allen Zeitungen wird dein Bild sein. Die Welt wird nacktes Grauen vor dir empfinden, Gautier«, keifte sie.
    Der Häßliche aber ließ sich nicht aufhalten. Eliza Webster blieb zurück.
    Wenn er ihr nicht half, die Figur zu verpacken und die Kiste dann mit dem Bretterverschlag zu umgeben, konnte sie die Figur nicht mehr sicherstellen.
    Sie blickte auf die Uhr.
    Es war Mittag vorbei. Halb eins. Schräg stand die fahle Oktobersonne am Himmel. Die Burg wurde von Nebel umgeben. Die andere Seite des Burggra­bens war kaum zu erkennen. Die Webster trat zum Fenster in der Halle der Burg und starrte hinaus. Der Häßliche gab sich keine Mühe, die Zug­brücke hinunterzulassen.
    Er nahm Anlauf und sprang.
    Wenn er doch abstürzen würde, dieser Idiot! hoffte die Webster.
    Doch sie hörte keinen Schrei.
    Trotz seiner gekrümmten Haltung war Gautier sehr gelenkig. Die Webster war überzeugt, daß er gut über den Graben gekommen war. Und er würde so schnell wie möglich nach La Chenille hinunter­laufen.
    Die Webster wagte sich nicht vorzu­stellen, was für ein Aufsehen er im Dorf erregen würde.
    Sie stieg in einen der Keller und holte zwei Benzinkanister herauf. Nicht ge­nug.
    Sie ruhte nicht eher, als bis zehn gefüllte Benzinkanister vor ihr in der Burghalle standen. Noch einmal kehrte sie in den Keller zurück und leitete Benzin in den Graben.
    Dann kam das Erdgeschoß der Burg dran, bis sämtliche Räume mit Benzin getränkt waren.
    Eliza Webster sah auf die Uhr.
    Dreizehn Uhr. Sie hatte noch etwas Zeit. Sie mußte versuchen, ob sie die Figur vielleicht allein in die Sargkiste bekam.
    Der Sockel aus hohlem Plastik, gefüllt mit Blei, verlieh der Figur eine große Standfestigkeit.
    Eliza Webster keuchte sich die Lunge aus dem Hals. Es gelang ihr, die Figur in der länglichen hohen Kiste unterzubrin­gen. Sie verschraubte den Deckel. Nur mit dem Bretterverschlag hatte sie Schwierigkeiten. Aber vielleicht halfen ihr ja die netten Leute von der Frachtab­teilung in Marseille, ihn um die Sargki­ste zu legen. Sie würde ihnen ein gutes Trinkgeld geben.
    Die Webster kippte die Kiste auf eine Sackkarre und zog sie hinaus in die Halle des Chateaus. Der Schweiß lief ihr in Strömen den
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