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0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht
Autoren: Michael Kubiak
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mit singenden Pneus in eine neue Kurve.
    Nicole Duval hielt sich krampfhaft am Armaturenbrett fest. »Professor! Bitte, ich möchte mit heilen Knochen ankommen!«
    Zamorra nickte beipflichtend. »Ich auch, Nicole. Doch nicht nur mit heilen Knochen, wie Sie das so gewählt und deutlich ausdrücken, sondern auch möglichst bald. Schließlich möchte ich unseren lieben Bill nicht warten lassen. Und Langeweile ist reinstes Gift für ihn.«
    Nicole lachte auf. »Bill? Der und Langeweile. Der hat sicher schon sämtliche weibliche Angestellten im Hotel eingeladen, mit ihm seine Briefmarkensammlung in seinem Zimmer zu besichtigen. Wenn nicht sogar schon einige der stolzen Römerinnen genau wissen, daß sie für die Marke, die er ihnen zeigt, bestimmt keine Lupe brauchen und diese Marke in keinem Album der Welt zu finden ist.«
    »Nicole, reden Sie nicht so abfällig über Bill. Immerhin hat er uns schon in einigen brenzligen Situationen geholfen. Lassen Sie ihm ein bißchen Vergnügen. Außerdem ist er alt genug, um selbst zu wissen, was er tun darf und was nicht.«
    »Das schon. Aber in Rom lauert das Laster in jedem Winkel, zumindest wird das von Touristen immer wieder erzählt. Und das wäre für Bill ja ein gefundenes Fressen.«
    »Jetzt machen Sie sich mal keine Sorgen, Nicole. Ich werde sehen, daß ich uns schnellstens nach Rom bringe und Bill aus seiner Einsamkeit erlöse. Auch ich freue mich darauf, ihn wiederzusehen. Und die Idee mit dem gemeinsamen Urlaub kam wirklich wie gerufen. Versuchen Sie, ein wenig zu schlafen, damit sie Bill frisch und munter um den Hals fallen können.«
    Nicole nickte dankbar. Sie drehte sich um, tastete mit der Hand auf der hinteren Sitzbank herum und zog eine Wolldecke zu sich herüber. Dann betätigte sie den Mechanismus ihres Sitzes und ließ die Lehne nach hinten hinunterklappen. Sie streifte die Schuhe ab und machte es sich bequem. Sie zog sich die Decke übers Gesicht und war nach wenigen Minuten eingeschlafen.
    Professor Zamorra widmete seine ganze Aufmerksamkeit der Fahrbahn vor ihm. Immer wieder tauchte der Citroën in die tiefschwarzen Tunnelöffnungen. Zitternd tanzten die Lichtfinger aus den Scheinwerfern über nacktes Felsgestein.
    Aus der Dunkelheit schälte sich am Straßenrand ein Verkehrsschild, das eine gefährlich enge Kurve ankündigte.
    Zamorra trat leicht auf die Bremse, kuppelte und schaltete herunter. Wiederum tat sich vor dem Wagen eine Tunnelöffnung auf.
    Von den Felswänden hallte das Brummen des Motors wider. Weit voraus konnte Zamorra schwach das Ende des Tunnels erkennen.
    Dahinter mußte die Straße die angekündigte Kurve beschreiben.
    Noch einmal beschleunigte der Professor und ließ den Wagen weit nach links driften, um die Ideallinie dieser Rechtskurve zu finden.
    Als der Scheitelpunkt der Kurve erreicht war und der Citroën mit heulendem Motor und quietschenden Reifen aus der Kurve herausschoß, tauchten in einiger Entfernung zwei Rücklichter auf.
    Es dauerte einige Sekunden, bis der Professor begriff, daß die Lichter zu einem Wagen gehörten, der halb im Straßengraben stand.
    Als der Citroën sich auf etwa zwanzig Meter genähert hatte, stemmte sich Zamorra voll in die Bremsen. Der Ruck, mit dem der schwere Wagen zum Stehen kam, ließ Nicole hochschrecken.
    »Was ist los, Chef? Sind wir da?«
    »Nicole, mein Auto ist keine Rakete. Schlafen Sie nur weiter. Da hat nur irgendein Idiot seine Karre halb auf der Straße stehen lassen. So etwas sollte man sofort anzeigen. Ich schau’ nur mal eben nach.«
    Er entriegelte die Tür und wand sich nach draußen. Der Fahrer des anderen Wagens mußte es sehr eilig gehabt haben.
    Deutlich konnte Zamorra die Stimme der Ansagerin von Radio Monte Carlo aus dem Autoradio verstehen.
    Der Professor pfiff durch die Zähne. Ein ganz schöner Schlitten stand da vor ihm. Ein Alfa Romeo Zagato. So mit das feinste, was man in Italien bekommen konnte.
    Auch die Scheinwerfer brannten noch. Der Fahrer hatte wohl nicht einmal Zeit gehabt, das Standlicht einzuschalten.
    Langsam näherte sich Zamorra dem Sportwagen. Die Tür auf der linken Seite stand halb offen. Zamorra warf einen Blick in das Wageninnere.
    Auf dem Nebensitz erkannte er eine wertvolle Damenhandtasche.
    Außerdem schimmerte auf der Mittelkonsole die goldene Hülse eines Lippenstiftes.
    Zamorra grinste leicht. Vielleicht hatte die Dame ein allzu menschliches Bedürfnis veranlaßt, den Wagen fluchtartig zu verlassen.
    Er wollte sich schon umwenden, um zu seinem
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