Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht
Autoren: Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
Fahrzeug zurückzugehen, als ein fast unmerkliches Aufblitzen auf dem Asphalt seine Aufmerksamkeit erregte.
    Er bückte sich.
    Zuerst hielt er die beiden Flecke, die das Mondlicht reflektiert hatten, für Ölspritzer. Aber als er seine Finger damit befeuchtete und die Substanz zwischen den Fingerkuppen zerrieb, änderte er seine Meinung sofort.
    Blut!
    Als hätte diese Entdeckung einen Reflex in ihm ausgelöst, glaubte er auch schon, diesen typischen widerlichsüßen Geruch in der Nase zu spüren.
    Und tatsächlich – diese Blutstropfen verbreiteten in ihrer nächsten Nähe einen penetranten Gestank.
    Zamorra richtete sich auf. Seine Gedanken jagten sich. Dieses Phänomen war ihm nicht neu. Das Blut von Raubtieren und von Dämonen hatte diese Eigenschaften. Besonders Wolfsblut konnte man an seinem Geruch eindeutig erkennen.
    Der Professor blickte sich suchend um. Sorgfältig tasteten seine Augen die Gebüschreihen an den Straßenrändern ab. Alles lag wie tot. Nichts rührte sich. Sonderbarerweise war auch das Zirpen der Grillen mit einem Schlage verstummt. Nur der Wind strich flüsternd durch das Geäst der Bäume.
    Und da sah Zamorra die schmale Lücke zwischen zwei Büschen.
    Im Mondlicht konnte er erkennen, daß ein paar Zweige abgeknickt waren und auf einigen Blättern ähnliche Blutstropfen glänzten wie die, die er soeben untersucht hatte.
    Schnell schritt er auf die Lücke zu. Lauschend reckte er seinen Kopf vor. Nichts!
    Entschlossen wischte er mit einer Armbewegung die Zweige zur Seite und ließ sich von der Dunkelheit verschlucken. Er holte seine Kugelschreiberlampe aus der Hemdtasche und schaltete sie ein.
    Im Schein des dünnen Lichtstrahls erkannte er nun auch im Gras mehrere Blutstropfen. Wie eine Spur führten sie weiter in die Finsternis hinein.
    Gebückt eilte Zamorra durch die Büsche. Ab und zu blieb er stehen, um zu lauschen. Da! War das nicht ein Schrei gewesen?
    Nur undeutlich war er an Zamorras Ohr gedrungen. Wie eine Frau in höchster Todesangst, so hatte es geklungen.
    Zamorra rannte los, dorthin, von wo er den Schrei vermutete.
    Plötzlich tat sich vor ihm eine Lichtung auf. Was er sah, ließ ihm fast das Blut in den Adern gefrieren.
    Weit hinten, am anderen Ende der Lichtung, lag eine menschliche Gestalt. Über sie gebeugt stand ein wahres Monstrum von Schäferhund und schickte sich soeben an, sein Opfer durch einen schrecklichen Biß in den Hals zu töten.
    Zamorra konnte es kaum fassen. Rein reflexartig stieß er einen wilden Schrei aus.
    »Heee! Hallo! Weg! Kusch dich!«
    Dabei jagte er mit langen Schritten über die Lichtung.
    Zögernd hob das Untier den Kopf. Zwei gelbe Lichter funkelten den Professor kalt an. Das Tier duckte sich. Es setzte zum Sprung an.
    Da Zamorra keine Waffe mithatte, fiel ihm nichts anderes ein, als dem vierbeinigen Ungeheuer mit seiner Lampe genau in die Augen zu leuchten. Zu seinem Erstaunen zuckte das Tier urplötzlich zurück, als hätte er ihm ein Messer in die Augen gestoßen. Ein wütendes Fauchen entrang sich seiner Kehle. Unwillig schüttelte es den Kopf. Geifer tropfte ihm von den Lefzen.
    Dann wandte es sich katzengleich um und verschwand mit einem Riesensatz im nahen Gesträuch.
    Daß das Tier dabei nicht das leiseste Geräusch verursachte und auch völlig lautlos durch die Büsche davonjagte, nahm Zamorra schon gar nicht mehr bewußt wahr.
    Er hatte sich sofort hingekniet, um sich um die menschliche Gestalt am Boden zu kümmern.
    Er war nicht wenig überrascht, als seine Lampe in ein bildhübsches Mädchengesicht leuchtete, das allerdings im Moment wie das Antlitz einer Toten aussah.
    Zamorra fühlte nach dem Puls des Mädchens. Gott sei Dank, sie lebte noch. Schnell öffnete er die obersten Knöpfe ihrer Bluse. Sie trug keinen Büstenhalter, und Zamorra konnte deutlich erkennen, daß sie auch Badeanzüge oder Bikinis zu verabscheuen schien. Zumindest in diesem Sommer.
    Vorsichtig tastete er ihren Kopf ab. Die riesige Beule am Hinterkopf fiel ihm sofort auf. Und als er seine Hand zurückzog, war seine Hand blutig.
    Eines war ihm sofort klar: Hier konnte nur noch ein Arzt helfen.
    Behutsam schob er seine Arme unter den Körper des Mädchens und stand langsam auf. Sie rührte sich nicht. Zu tief war ihre Ohnmacht.
    Nur ihre Lider flatterten leicht.
    Dann suchte sich Zamorra durch die Büsche einen Weg zur Straße.
    Dabei wurde er das unangenehme Gefühl nicht los, als würde er von irgend etwas aus dem Dunkel beobachtet.
    Das Motorengeräusch eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher