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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig
Autoren: Heinz Werner Höber
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Wie das so ist in einem großen Gebäude: irgendwo ist immer etwas schadhaft.
    Ich legte die Hand auf' meine Türklinke, besann mich aber und ging erst einmal in die Zentrale.'
    »Mornin, Jerry!« rief ein Kollege. »Was auf dem Herzen?«
    »Ja. Wann kommt der Chef?«
    »Wie üblich, um halb neun.«
    »Okay.«
    Ich ging wieder hinaus und zurück zu meinem Zimmer. Ich war noch zwei Schritte davon entfernt, da passierte es. Die Tür flog auf, Holzsplitter zischten durch die Bude, Mörtel rieselte von der Wand und eine Wolke von Staub und Qualm verbarg für ein paar Sekunden alles, was sonst im Korridor zu sehen war.
    Ich hatte mich flach auf den Boden geworfen und den Kopf zwischen die angewinkelten Arme gelegt. Als es wieder ruhig wurde, kletterte ich auf die Füße. Ich blies mir den Staub von den Sachen und ging dahin, wo einmal mein Büro gewesen war.
    Inzwischen kamen sie aus allen Zimmern hervor und peilten neugierig die Lage. Einige hielten schon.ihre Schießeisen in der Hand, aber ich winkte ab.
    »Kleine Bombe in meinem Büro«, sagte ich und kratzte mich am Kinn. Langsam fand ich die Sache interessant.
    Großes Rätselraten. Warum, weshalb, wieso? Ich beteiligte mich nicht. Ich suchte in meinem Office nach Spuren. Ich fand hinter der Heizung, von der nur ein paar verbogene Rohre übriggeblieben waren, ein Stück von einem verkohlten Pappbehälter. Er roch sehr stark nach Pulver. Ich packte das Ding mit einem Taschentuch an und trabte damit in unser Labor.
    Dort rannten eine Menge weißbekittelter Leute zwischen Regalen und großen Tischen herum. Auf den Tischen wimmelte es von Flaschen, Gläsern, Retorten und tausenderlei Laboratoriumskram.
    Irgend so ein weißer Kittel kam auf mich zu und sagte:
    »Na?«
    Ich sagte:
    »He?«
    »Was Sie für uns haben, möchte ich wissen!«
    »Da. Eben in meinem Office .in die Luft geflogen. Untersuchen Sie mal den Sprengkörper. Wenn Sie noch Fingerabdrücke auf der Röhre feststellen können, ernenne ich Sie zum Chef in diesem Laden.«
    Ich ließ ihn stehen. Er blinzelte ziemlich verdattert durch seine randlose Brille. Sie schienen im Labor gar nichts von dem Krach gehört zu haben. Bemerkenswert trotz der Korridore und vielen Türen, die dazwischenlagen, hätten sie etwas bemerken können. Aber hier schienen alle mit unendlich wichtigen Dingen beschäftigt zu sein. Ich war fast, ein bißchen beleidigt. Das wenigste, was man erwarten kann, wenn man gerade dem Tode entgangen ist, wäre doch wohl ein bißchen Beachtung.
    Na, ich ging zurück. Phil war inzwischen angekommen. Er stand breitbeinig in der Tür zu meinem verwüsteten Office und brummte, als er mich sah:
    »Galt dir das?«
    »Nee, meinem Bild auf dem Schreibtisch«, erwiderte ich.
    Er sah sich gründlich um und sagte nur:
    »Junge, Junge.«
    Und viel mehr konnte man dazu auch nicht sagen. Mitten im FBI-Hauptquartier eine Bombe in die Luft gehen lassen — das ist eine ganz schöne Portion Frechheit.
    Ich fühlte plötzlich, daß jemand seine Hand auf meine Schulter legte. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich unseren Distriktschef, Mister High. Er sah mich ernst an, betrachtete dann die Verwüstung in meinem Büro und sagte: »Kommen Sie mit zu mir, Jerry. Sie natürlich auch, Phil.«
    Wir folgten ihm. In seinem Office schenkte uns Mister High zuerst einen Whisky ein. Er selbst trank nicht. Als wir unsere Gläser geleert hatten, fragte er:
    »Was hat das zu bedeuten, Jerry?« Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung, Chef. Aber wenn Sie mir bestätigen können, daß kein Mensch in unserem Bau einen Klempner bestellt hat, dann weiß ich wenigstens, wer mir die Höllenmaschine ins Office brachte.«
    »Das werden wir gleich haben.« Mister High griff zum Telefonhörer und wählte einen Hausanschluß.
    »Hallo, Mister Baker«, sagte er zum Hausmeister, »haben Sie für heute früh einen Klempner bestellt gehabt?«
    Er lauschte einen Augenblick, dann nickte er und legte den Hörer zurück auf die Gabel.
    »Jeder Handwerker, der von uns benötigt wird, erhält seinen Auftrag von Mister Baker. Der hat keinen Klempner bestellt.«
    »Okay«, sagte ich. »Dann haben wir einen Anhaltspunkt. Als ich heute früh kam, begegnete mir ein Klempner, der aus meinem Office zum Vorschein kam. Ich fragte ihn, ob wieder einmal irgend etwas defekt sei, aber er erwiderte nur, daß er die Klimaanlage habe nachsehen müssen. Gott, Chef, Sie wissen selbst, wie oft bei uns Handwerker durchs Haus laufen — ich konnte deshalb wirklich keinen
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