Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig
Autoren: Heinz Werner Höber
Vom Netzwerk:
Stimme:
    »Los!«
    Als G-man ist man daran gewöhnt, in Sekundenbruchteilen zu handeln. Sonst wird man bei unserem Verein nicht alt, das können Sie mir glauben. Das ,Los‘ war noch nicht ganz raus, da lag ich auch schon im Flur neben der Tür in Deckung. Noch im Fallen zischten die heißen Eisen aus einigen Kanonen an mir vorbei. Der Spiegel war innerhalb von zwei Sekunden hinüber.
    Ich stutzte. Was da geschossen hatte, war außer gewöhnlichen Kanonen auch eine Tommy Gun gewesen, eine Maschinenpistole oder — wie die Gangster sie nennen: eine Schreibmaschine.
    Meine Null-acht lag in meiner Hand. Ich lauschte einen Augenblick lang. Im Wohnzimmer polterte etwas.
    Okay, ich hatte keine Lust, im hellerleuchteten Korridor liegen zu bleiben, bis die Burschen herauskamen und mich genauso zersiebten wie meinen Spiegel.
    Ich zog leise die Knie an und hockte mich sprungbereit nieder. Im Wohnzimmer hörte ich metallische Geräusche. Offenbar luden sie ihre Waffen neu. Das war für mich die günstigste Sekunde.
    Ich schoß vor wie eine Rakete. Mit zwei Sätzen war ich durch die Türöffnung und lag hinter einem Sessel in Deckung. Die Brüder feuerten noch durch die offene Tür, als ich das Wohnzimmer längst betreten hatte. Ich schielte um eine Ecke des Sessels und suchte Mündungsfeuer. Meine Augen gewöhnten sich schnell an das Zwielicht. Außerdem hatte ich den Vorteil, daß ich meine Bude natürlich besser kannte als sie. Hinter der Couch hinten am Fenster lag einer. Er beging den Fehler, seinen Oberkörper zu weit über das Kopfende der Couch herausragen zu lassen.
    Ich zielte und drückte ab. Er schrie auf und fiel zur Seite, denn ich hörte ein dumpfes Poltern aus seiner Richtung kommen. Die ungebetenen Gäste jagten ein halbes Kilo Blei in meinen Sessel. Der schluckte es mit sattem Plopp bei jedem Schuß.
    Trotzdem war es Zeit für mich, einen kleinen Ortswechsel vorzunehmen. Zwei Meter rechts von mir stand mein Radioschrank, so ein wüster Kasten mit eingebauter Bar, Plattenschrank und sonstigen Raffinessen. Ich hechtete hinüber.
    Wieder jagten sie mir ein Dutzend Kugeln nach. Die Querschläger pfiffen nah um meine Ohren. Es schienen nur noch zwei Mann zu sein. Ich hatte außer der Maschinenpistole nur noch eine Null-acht knallen hören.
    Lange durfte ich nicht mehr mitmachen. Wenn sie genug Reservemagazine mitgebracht hatten, mußten sie mich mit der Tommy Gun schließlich erwischen. So ein Ding hat ja eine Streuung, .daß man praktisch gar nicht zu zielen braucht. Man muß nur ungefähr in die Richtung halten, wo das Ziel sitzt, den Rest besorgen die herumschwirrenden Kugeln meistens selbst.
    Ich peilte unter dem Radioschrank hindurch. Direkt vor mir entdeckte ich einen meiner Besucher. Er lag noch immer mit dem Kopf zur Tür hin, obgleich ich mich längst in seinem Rücken befand. Ich schlich um das Radio herum und zu ihm hin. Ganz behutsam, ganz leise. Als ich zwei Meter hinter ihm war, drehte ich die Null-acht in meiner Hand um, daß der Kolben zwischen meinen Fingern heraussah, sprang vor und schlug zu.
    Er sagte keinen Ton. Nur ein Zucken lief durch seinen Körper, als er ohnmächtig wurde, Okay, dachte ich und nahm ihm die Maschinenpistole aus der Hand.
    Als ich mich aufrichten wollte, knallte es. Etwas Heißes fuhr mir am linken Ohr vorbei. Ich riß die Tommy Gun in die Richtung, wo ich das Mündungsfeuer gesehen hatte und drückte ab. Jemand schrie auf, dann wurde es totenstill.
    Ich wartete dreißig Sekunden, die ich mir abzählte. Nicht das leiseste Geräusch unterbrach die Stille. Ich wußte plötzlich, daß der Tod meine Wohnung betreten hatte. Ich wußte es einfach.
    Ich stand auf und schaltete das Licht ein. Hören Sie, auch ein G-man ist nur ein kleiner Gehaltsempfänger. Das erste, was mir auffie] als das Licht brannte, war meine demolierte Wohnung. Die Einrichtung hatte einige Monatsgehälter verschlungen — und jetzt war sie hinüber. Die Wände gespickt von Blei, die Möbel zerhackt von der Tommy Gun.
    Ich unterdrückte einen Fluch. Dann besuchte ich meine schießwütigen Helden. Der eine mit dem Lippenbärtchen, den ich mit der Tommy Gun erwischt hatte, lag mit von sich gestreckten Gliedern auf dem Teppich. Der Mann hinter der Couch lebte noch. Ich kniete neben ihm nieder und knöpfte ihm vorsichtig das Jackett auf. Unterhalb des Herzens hatte sich sein Hemd gefärbt.
    Ich rief ein Hospital an und sagte, sie sollten sich beeilen. Als ich ihnen geflüstert hatte, daß ich beim FBI bin und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher