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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig
Autoren: Heinz Werner Höber
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eine Schießerei hatte, wurden sie munter. Sie versprachen, mit Sirenengeheul für die Schnelligkeit ihres Transportwagens zu sorgen.
    Als ich den Hörer auflegte, raste jemand durchs Zimmer. Ich sah mich um und wollte schießen. Ich hatte meine Null-acht noch immer in der linken Hand. Es war der Bursche, dem ich die Tommy Gun abgenommen hatte. Der Filzhut mußte meinen Schlag gedämpft haben.
    Er raste zur Tür hinaus. Ich lief hinterher. Er verschwand in den Büschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich ließ ihn laufen und ging langsam zurück in die Wohnung.
    Gerade als ich wieder an der Wohnungstür stand, heulten unten aus der Straße die Sirenen von einigen Polizeiwagen. Sie waren im Nu vor meinem Häuschen. Noch im Fahren sprangen sie aus den Wagen. Es waren uniformierte Cops von der Stadtpolizei.
    Einer entdeckte die Null-acht zwischen meinen Fingern und schrie:
    »Waffe weg! Hände hoch!«
    »Nur nicht so wild«, rief ich zurück. »Ich bin Cotton vom FBI!«
    Da kamen sie heran.
    »Gangster?« fragte einer in Offiziersuniform.
    Ich nickte.
    »Drei. Einer ist durch die Büsche dort drüben türmen gegangen. Die beiden anderen liegen in meinem Wohnzimmer, schwer angeschlagen.«
    Der Offizier schickte ein paar von seinen Leuten dem Flüchtigen nach. Wir anderen betraten meine Wohnung. Im Korridor blieben wir stehen.
    Der Angeschossene kam uns entgegen. Es war ein Anblick, den man so schnell nicht wieder vergißt. In seinen Augen lag eine irre Angst. Die Linke hielt er auf die Brust gepreßt. Er stand zusammengekrümmt in der Tür zum Wohnzimmer und versuchte, einen Schritt auf uns zu zu machen.
    »Joe!« krächzte er. »Joe, nimm mich doch mit!«
    Seine Augen starrten durch uns hindurch ins Leere.
    Zwei Cops sprangen ihm entgegen, als er strauchelte. Wir legten ihn auf die Couch. Ich beugte mich über ihn. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    Sinnlos. Ich gab ihm noch zehn Minuten — keine Sekunde länger. Es dauerte nur drei, dann lief ein Zucken durch seinen Körper. Der Hospitalwagen kam genau in dieser Sekunde.
    ***
    Ich schob die Null-acht endlich wieder ins Halfter unter dem Rock. Der Offizier hatte mein zersiebtes Radio untersucht und dabei meine Hausbar entdeckt. Er kippte ein Glas voll Whisky und brachte es mir.
    »Da, Cotton.«
    »Danke«, sagte ich. »Danke.«
    Ich trank das Glas in einem Zug leer. »Können Sie mir jetzt ein paar Kleinigkeiten für mein Protokoll erzählen?«
    »Sicher. Es war gegen acht, als ich nach Hause kam. Sie waren schon im Wohnzimmer. Die Tür stand offen. Als ich in den Spiegel sah, fingen sie an zu knallen. Das Ergebnis sehen Sie.«
    »Kann man wohl sagen. Kannten Sie einen von den Burschen?«
    »Nein. Ich sah sie heute zum ersten Male.«
    »Dann wollen wir uns mal über den Inhalt der Brieftaschen hermachen.«
    Ich tat mit. Die Brieftaschen waren aus Leder und enthielten nicht viel Bemerkenswertes. Führerschein, ein paar alte Rechnungen, persönliche Papiere. Geld.
    »Wollen Sie die Sachen behalten und sich selbst darum kümmern?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Keine Zeit. Ich muß meine Akten im Büro auffrischen. Seit meinem letzten Fall bin ich nicht mehr dazu gekommen, meinen Papierkrieg zu ordnen.«
    »Okay, dann werden wir die Sache übernehmen. Einfacher Überfall in Tateinheit mit Mordversuch und Bandenverbrechen — das fällt sowieso in unseren Zuständigkeitsbereich. Boys, bringt die Toten ins Schauhaus.«
    Die Cops brachten die beiden Gangster weg. Sie beschlagnahmten auch die Tommy Gun. Ich gab sie ihnen gern.
    ***
    Am Abend unternahm ich nichts mehr. Ich trank Scotch und rauchte eine Zigarette. Als ich merkte, daß der Whisky in den Kopf stieg, ging ich ins Bett und schlief traumlos bis zum nächsten Morgen.
    Ich stand früher auf, als ich es mir vorgenommen hatte, duschte und zog mich an. Da ich keine Lust hatte, mir ein Frühstück zu machen, fuhr ich zu einem Imbißstand und vertilgte eine halbe Portion in Schinken gebratener Eier.
    Dann fuhr ich zum Zahnarzt und anschließend ins Office. Beim Arzt war es schneller gegangen, als ich eigentlich gedacht hatte, und so war ich runde zehn Minuten zu früh im Office. Ich kam gerade noch zurecht, um einen Klempner in blauem Overall aus meinem Büro kommen zu sehen.
    »Was defekt?« fragte ich im Vorbeigehen.
    »Nö, nur die Klimaanlage nachgesehen«, brummte er und marschierte den Gang hinunter.
    Ich dachte mir nichts weiter dabei. Handwerker sind in unserem Bau ziemlich oft anzutreffen.
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