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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig
Autoren: Heinz Werner Höber
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uns die Hand. Dann gingen wir zu Mister High, um uns die Geschichte offiziell übertragen zu lassen.
    ***
    So. Da standen wir nun mit einem ,Fall‘, der für mich gar kein richtiger Fall war. Daß mir einige Leute bitterböse waren, so bitterböse, daß sie nur noch an meiner Beerdigung Freude gehabt hätten, das war mir längst bekannt. Das bringt der Beruf nun mal so mit sich. Ebenso wie ein Gerichtsvollzieher nicht sonderlich gern gesehen wird.
    Von unserer knappen Mittagszeit war inzwischen eine gute halbe Stunde vergangen. Da lohnte es nicht mehr, zum Essen wegzufahren. Wir gingen also in die Kantine und bestellten irgend etwas. Hinterher blieb uns gerade noch Zeit für eine Tasse Kaffee und eine Zigarette. Dabei fragte Phil:
    »Denk doch mal nach, Jerry! Sind denn wirklich keine Anhaltspunkte da, von denen man ausgehen könnte?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Aber es muß doch irgend etwas geben, wo wir ansetzen können!«
    »Sicher«, sagte ich. »Da gibt es sogar eine ganze Menge Möglichkeiten. Wir können alle Fälle, die wir in den letzten Jahren behandelt haben, aus den Aktenarchiven hervorwühlen und nachsehen. Ich bin ziemlich sicher, daß es einer oder eine Bande ist, die mich aus Rache umbringen will.«
    »Aber da hätten wir ja Wochen lang nur mit dem Durchlesen der alten Akten zu tun!« warf Phil ein.
    »Richtig, deshalb gefällt mir dieser Weg ja auch nicht. Wir werden den anderen Weg gehen.«
    »Und zwar welchen?«
    »Wir fahren zur City Police. Die werden sich inzwischen sicher mit den beiden Toten beschäftigt haben, die zurückgeblieben sind. Wenn wir feststellen können, mit wem diese beiden zu ihren Lebzeiten Kontakt hatten, dann kommen wir vielleicht den Burschen auf die Spur.«
    »Okay, fangen wir an.«
    Phil trank das letzte Schlückchen Kaffee und drückte seine Zigarette aus. Ich tat es ihm nach. Dann verließen wir die Kantine.
    »Sieh dich inzwischen schon vorsichtig draußen auf der Straße um. Ich gehe noch mal ins Labor. Paß auf, daß sie nicht ein neues Li'ebesgab'enpaket in meinen Jaguar geschmuggelt haben. Aber sei vorsichtig, Phil. Nicht, daß du in die Luft fliegst!«
    Phil grinste.
    Er ging den Korridor nach links hinunter zum Ausgang, ich nach rechts zum Laboratorium. Als ich es betreten hatte, kam schon der Weißbekittelte auf mich zu, dem ich am Morgen die Überreste des Sprengstoffpäckchens von meiner Heizung gebracht hatte.
    »Na«, sagte ich. »Haben Sie irgend etwas gefunden?«
    »Ich denke schon«, meinte er und rückte seine Brille zurecht. »Ob sie aber etwas damit anfangen können, das wird Ihre Sorge sein.«
    »Hauptsache, Sie wissen überhaupt etwas.«
    »Hier haben Sie unsere Ergebnisse schriftlich für Ihre Akten. Ich fasse kurz zusammen: Das Sprengstoffpäckchen bestand aus vier Patronen Dynamit. Handelsübliche Ware, nichts Besonderes. Diese Art von Dynamitpatronen wird in Bergwerken, Steinbrüchen und beim Tunnelbau verwendet.«
    »Kann es jeder beliebige Mensch in irgendwelchen Geschäften kaufen?«
    »Nein, eigentlich nicht. Man erhält das Dynamit nur in den Spezialgeschäften für die genannten Berufe. Und dort wird es auch immer nur an die Leute ausgegeben, die den Verkäufern bereits bekannt sind als Vorarbeiter oder Werkmeister irgendwelcher Firmen, mit denen sie in ständiger geschäftlicher Verbindung stehen.«
    »Also ist die Beschaffung von Dynamit gar nicht so ohne weiteres möglich?«
    »Nein, ganz einfach ist es nicht. Vorausgesetzt, daß die Verkäufer in den Spezialgeschäften ihren Vorschriften nachkommen.«
    »O weh! Diese Einschränkung gefällt mir gar nicht. Es gibt in jedem Beruf der Welt, selbst bei der Polizei, hin und wieder Leute, die gegen ihre Vorschriften handeln. Warum sollte das in unserem Falle nicht genau so sein?«
    »Diese Möglichkeit besteht natürlich.«
    »Na schön, erzählen Sie mal weiter.«
    »Die Zündung erfolgte durch ein kleines Zeitzündergerät. So ein Miniaturgerät, wie es seit dem letzten Krieg hergestellt wird. Man kann auf diesen Geräten keine langen Zündungszeiten einstellen, aber doch genug, damit sich der Mann in Sicherheit bringen kann, der die Sprengladung irgendwo anbrachte. Ich glaube, die höchste Zündungszeit beträgt eine halbe Stunde.«
    »Und wo kann man diese Miniaturzündungsgeräte erhalten?«
    »In den schon beschriebenen Fachgeschäften, und da sicher auch nur in den größeren. Im Bergbau und so weiter wird doch meistens die direkte Zündung gewählt, also mit langen Zündschnüren
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