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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig
Autoren: Heinz Werner Höber
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hoch.
    »Bleiben Sie ruhig sitzen, Kollege. Wir wollen nur eine kleine Auskunft. Deswegen brauchen Sie nicht aufzustehen.«
    Ich sagte es wirklich mit dem freundlichsten Gesicht der Welt. Aber ihn berührte es gar nicht.
    »Wenn Sie nicht augenblicklich Ihre Füße von meinem Schreibtisch herunternehmen, dann segeln sie durch die Bude wie eine ’ Versuchsrakete!« schnaubte unser Cop.
    Ich zündete mir betont langsam eine Zigarette an. Als ich den ersten Rauch ausblies, warf ich ihm meinen Dienstausweis über den Tisch ohne ein Wort Begleitmusik.
    Er griff sich das Kärtchen und musterte es mit hochgezogenen Augenbrauen. Sein Gesicht zog sich spürbar in die Länge, als er meinen Namen las. »Sie sind Mister Cotton vom FBI?«
    »Stimmt«, erwiderte ich und zog meine Füße vom Tisch herunter.
    »Entschuldigen Sie, Sir, ich konnte ja nicht wissen —«
    Ich machte eine knappe Handbewegung, und er ließ sich auf seinen zerbrechlichen Stuhl zurücksinken.
    »Ein Polizist wird vom Staat bezahlt, also von den Steuerzahlern. Er ist deshalb verpflichtet, gegen jedermann ohne Ansehen der Person oder der Stellung dieser Person höflich und zuvorkommend zu sein«, zitierte ich mit gelangweiltem Gesicht den ersten Paragraphen aus den Polizei-Dienstvorschriften. Er wurde ein, wenig blaß und nickte zustimmend.
    »Jawohl, Sir«, sagte er eingeschüchtert. Er war der Typ des pflichtgetreuen Beamten, der sich nur manchmal ein bißchen zuviel auf seine Uniform einbildet. Ich ließ ihn los und sagte:
    »Ich brauche eine Auskunft. Ich bin gestern abend in meiner Wohnung von Gangstern überfallen worden. Entweder hat bei der Schießerei jemand aus der Nachbarschaft die Polizei alarmiert oder die Kollegen haben den Krach selber gehört. Jedenfalls erschien ein Offizier von der City Police mit einigen Leuten. Diesen Offizier möchte ich sprechen. Ich weiß aber seinen Namen nicht. Können Sie herausfinden, wer es war?«
    »Sicher, Mister Cotton. Sie müssen mir nur sagen, wo Ihre Wohnung liegt.« Ich nannte ihm die Straße und die Hausnummer. Er stand auf und trat an die Längswand des Raumes, wo ein überdimensionaler Stadtplan von New York hing. Er suchte etwas in dem Register, das am unteren Rande des Stadtplanes auf gedruckt war, und fuhr dann mit dem Finger die waagerechte Netzlinie entlang, die mit einem großen D bezeichnet war.
    »Dafür war Revier 17 zuständig. Ich rufe gleich mal dort an«, sagte unser Riese dienstbeflissen.
    Er klemmte sich wieder hinter seinen Schreibtisch und kurbelte an einem altmodischen Telefonapparat. Ein Glück, daß wir beim FBI nicht auch noch solche Sprechapparate haben. Sie sehen aus, als ob sie aus der Jahrhundertwende stammten.
    »Gib mir doch mal das siebzehnte Revier«, sagte der Cop in die Muschel und legte den Hörer wieder auf.
    Es dauerte ein paar Minuten, dann klingelte der Apparat in einer Lautstärke, daß Phil und ich erschrocken hochfuhren. Der Cop bemerkte es mit kaum unterdrücktem Grinsen.
    Er sprach einige Zeit mit dem unsichtbaren Teilnehmer, dann legte er den Hörer auf und sagte:
    »Es war Lieutenant Collins vom siebzehnten Revier, Mister Cotton.«
    »Vielen Dank. In welcher Straße liegt das siebzehnte Revier?«
    Er nannte uns die Straße, und wir verabschiedeten uns. Eine knappe halbe Stunde später saßen wir bereits dem Lieutenant gegenüber. Er hatte mich sofort wieder erkannt und schüttelte uns kräftig die Hand. Älter als fünfundzwanzig Jahre war er bestimmt nicht, und seine Uniform stand ihm gut. Sicher hatte er sehr viel Glück bei der holden Weiblichkeit. Das Sympathische an ihm war, daß er trotzdem kein bißchen eingebildet war.
    »Na, Cotton«, sagte er nach der Begrüßung, »alles gut überstanden? War ja eine mächtige Sache gestern abend. Wie Sie das gegen drei Mann geschafft haben — alle Achtung!«
    »Keine Lobreden, bitte«, brummte ich. »Ein anständiger Whisky wäre mir lieber.«
    »Okay, ich sehe, wir verstehen uns«, lachte er mit seinem offenen, breiten Jungengesicht. »War gerade beim Chef zum Vortrag, kann einen Schluck selber gut gebrauchen. Mir ist noch die Kehle trocken vom vielen Reden. Unser Boß war irgendein Kommandeur während des letzten Krieges. Er kann es sich nicht abgewöhnen, ständig wie ein General seine Adjutanten zum Vortrag zu bestellen. Aber sonst ist er nicht übel.«
    Na, wir sprachen erst noch einige Dinge über alles Mögliche, was einen Polizisten halt so interessiert, wobei wir uns mehrere Whisky einverleibten, dann kam
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