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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube
Autoren: Horst Friedrichs
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hätten ihn in diesem Augenblick gern hingerichtet, aber sie schafften es nicht mehr, die Waffen gegen ihn zu erheben. Schlaff rutschten ihre Knochenarme nach unten und mit ihnen die Säbel. Vereinzelt klirrten sie zu Boden.
    Die Schauergestalten brachten es nicht einmal fertig, mit den Fäusten gegen das Amulett zu boxen oder danach zu beißen, um sich von dem verhängnisvollen Bann zu befreien, den es ihnen auferlegte. Nein, sie erstarrten auf dem Fleck. Unfähig, sich vor oder zurück zu bewegen.
    Zamorra machte einen Schritt auf den Nächststehenden zu. Gleich darauf preßte er ihm das Amulett gegen die Knochenstirn und murmelte Beschwörungsformeln. Der Geist jammerte und stöhnte unter seinem Zugriff, aber er konnte sich nicht befreien. Blut füllte plötzlich seine Augenkammern aus und lief im nächsten Moment über die Kieferplatten und die gelblichen Zahnreihen. Ein erstickter Schrei, und der Schreckliche zerfiel zu Staub. Ein Häufchen weißer Asche, mehr blieb von ihm nicht übrig.
    Zamorra nahm sich die anderen Gespenster vor. Den größten Teil der grausigen Horde zerrieb die Kraft des Amulettes zu Pulver – nur drei blieben zurück, bevor Raspani Mittel gegen die totale Vernichtung seiner Geistermatrosen ergriff.
    Zamorra bemerkte es instinktiv. Gedankenschnell nahm er den Kopf hoch. Die »Estrella Negra« senkte ihren riesigen Rumpf auf die Jacht herunter, bereit, sie durch den Druck im Atlantik versinken zu lassen und damit die Besatzung zu ertränken.
    Zamorra spürte, wie ihn das Grauen packte. Er riß das Amulett hoch. Er hatte es wieder in der Hand, diesmal aber besser durch die Kette mit den Fingern verbunden.
    »Zurück mit dir, woher du gekommen bist!« schrie er dem Passagierdampfer entgegen. »O Himmel, gib mir die Kraft, diesem Spuk ein Ende zu bereiten!«
    Vernichten konnte er die »Estrella Negra« durch das bloße Hochhalten des Amulettes nicht. Aber er erreichte wenigstens, daß sie die unheilbringende Bewegung einstellte. Ja, sie schwebte sogar wieder höher! Dann geschah etwas Eigenartiges.
    Die grelle Orgelmusik verstummte in einem einzigen Mißklang.
    Plötzlich schwankte die »Estrella Negra«, ein Zittern lief durch den Schiffsleib. Überall knackte und prasselte es in den Spanten. Rostbrocken und Holzteile fielen auf die »Quimper« nieder.
    Zamorra hastete zum Cockpit. Binnen weniger Sekunden startete er die Maschinen, nahm halbe Kraft voraus. Die Motorjacht entzog sich allmählich dem Einflußbereich des Geisterschiffes. Keinen Augenblick zu früh, denn die Kräfte der Finsternis, die es in der Luft gehalten hatten, reduzierten sich derart, daß es der Meeresoberfläche entgegenfiel. Mit gewaltigem Klatschen landete die »Estrella Negra« in den Fluten.
    Die »Quimper« wurde hin und her geworfen. Zamorra mußte sich an der Reling festhalten, um nicht über Bord gerissen zu werden.
    Trotzdem, die »Estrella Negra« ging nicht unter. Sie hielt sich wie durch ein Wunder noch auf dem Wasser.
    Zamorra stürmte aufs Achterdeck. Zu seinem Entsetzen waren die drei übriggebliebenen Geistermatrosen verschwunden!
    Plötzlich hörte er einen markerschütternden Schrei.
    Es war die Stimme einer Frau.
    Micaela Saldana…
    Sie war mit ihrer Schwester und Nicole Duval in der Kajüte!
    ***
    Die folgenden Ereignisse spielten sich im Bereich weniger Sekunden ab. Ihr Ablauf war nicht chronologisch, vielmehr waren es zwei oder drei Vorgänge, die gleichzeitig an Bord der »Quimper« erfolgten.
    Zamorra raste zum Niedergang, nahm mehrere Stufen auf einmal, prallte gegen die nur halb offenstehende Tür der Kajüte. Unterdessen hatten sich die drei Frauen schreiend vor den Geistermatrosen in Sicherheit gebracht. Die Scheusale waren auf Anweisung ihres Herrn an Bill Fleming vorüber und durch die Wände geschlüpft, ließen ihre Säbel über den Köpfen von Rosa, Micaela und Nicole schwingen. Für kurze Zeit war der Bann des Amuletts von ihnen gewichen, und auf nichts anderes hatte Raspani gewartet. Doch Bill hatte sich ihnen geistesgegenwärtig in den Weg gestellt. Und dies war die Situation, die sich Zamorra präsentierte!
    Fleming verbaute den Unheimlichen mit erhobenen Armen den Weg. Er hielt seine 45er Remington-Automatik in der Rechten, schoß.
    Der Schuß detonierte krachend. Aber außer einer Stichflamme und einem Loch in der Kajütenwand richtete das Projektil nichts aus. Bill Fleming hatte glatt durch einen der Schrecklichen hindurchgefeuert.
    Der Geist lachte hämisch.
    Der neben ihm
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