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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube
Autoren: Horst Friedrichs
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stehende Knochenmann hieb mit dem Säbel nach Fleming. Zamorras Freund prallte zurück, zog die Arme ein und wurde trotzdem an der Schulter erwischt. Blut schoß aus der Wunde. Bill ging stöhnend zu Boden.
    Zamorra meinte, das Blut stocke ihm in den Adern. Unter Einsatz seines Lebens warf er sich nach vorn, deckte Bill mit seinem Körper.
    Drei Säbel tanzten fürchterlich vor seinen Augen.
    Zamorra streckte die Hand mit dem Amulett aus.
    »Haltet ein«, keuchte er, »ich bin mächtiger als ihr!«
    Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle der Anblick des silbernen Talismans die drei Schauergestalten nicht beeindrucken.
    Dann zeigte sich jedoch die Wirkung. Winselnd ließen die Knochenmänner die Waffen sinken. Sie starrten Zamorra an, unfähig sich zu regen. In ihren Blicken lag etwas sagenhaft Trauriges. Der Ausdruck des Hasses war von ihren Fratzen gewichen.
    Zamorra näherte sich ihnen. Er mußte sie erlösen. Von ihren Grimassen durfte er sich nicht beeinflussen lassen. Sie von dem Fluch der Untoten zu erlösen, das bedeutete, ihnen endgültigen Frieden zu verschaffen.
    Entschlossen drückte er dem ersten das Amulett auf die Stirn. Wie ein Lichtmal zeichnete sich der silberne Talisman auf dem bleichen Knochen ab. Zamorra überhörte das Jammern und Greinen des Gespenstes. Er sprach die Beschwörungsformeln und ließ nicht locker, bis die Gestalt endlich vor ihm zu Staub zerfiel. Das Blut, das eben noch die Augen des Scheußlichen ausgefüllt hatte, löste sich in nichts auf.
    Zamorra beeilte sich, auch die beiden anderen zu vernichten.
    Es gelang. Ihre Skelettleiber zerbröckelten. Drei Häufchen weißer Asche zeugten nur noch von der Tragödie, die in der Kajüte ihren Lauf genommen hatte.
    Zamorra beugte sich über Bill Fleming.
    »Keine Angst, es ist nur eine harmlose Fleischwunde.« Der Freund richtete sich etwas auf. »Sie tut zwar verdammt weh, aber Nicole wird mich verbinden. Kümmere dich lieber um das Schiff. Raspani darf dir nicht entkommen.«
    Nicole Duval hatte sich bereits aus ihrem Versteck unter der Sitzbank erhoben. Mit bebenden Fingern öffnete sie den Erste-Hilfe-Kasten, holte Mullbinden, Pflaster und Schere heraus. »Gehen Sie nur, Chef. Wir basteln den guten Bill schon wieder zurecht. Schließ- lich sind wir drei Frauen.« Sie versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. Aber das mißlang. Schließlich hatte sie das eben Geschehene noch längst nicht verarbeitet.
    »Gut, ich danke euch«, sagte Zamorra. Er sprang auf.
    So schnell er konnte, hastete er nach oben. Ein Blick zu der Stelle, an der er die »Estrella Negra« zuletzt gesehen hatte – sie lag noch dort, offenbar unfähig, sich vom Fleck zu bewegen. Gleißende Blitze erhellten die Decks. Von Raspani war jedoch nicht einmal der Schatten auszumachen.
    Zamorra kletterte ins Cockpit.
    Bis zu dem gigantischen Passagierschiff waren 20 Meter oder knapp mehr zurückzulegen. Der Professor legte jedoch keinen besonderen Wert darauf, mit der tobenden See Bekanntschaft zu machen und mit den Wellen zu kämpfen. Er vollführte ein Wendemanöver und hielt mit der »Quimper« direkt auf den Dampfer zu. An der Steuerbordseite der »Estrella Negra« hing ein Fallreep herab.
    Vielleicht hatte Raspani vergessen, es bei dem hastigen Aufbruch von Marmossa einzuziehen, vielleicht war es seit fünfundsiebzig Jahren dort angebracht. Dem Professor jedenfalls kam es als ideale Aufstiegsmöglichkeit zugute.
    Er ging längsseits. Richtig anlegen konnte er mit der Jacht nicht. Es hätte eines zweiten Mannes bedurft, um dieses Manöver auszuführen. Zamorra beschränkte sich darauf, die Jacht so nah wie möglich an das Fallreep zu bringen. Dann stoppte er die Maschinen, verließ den Platz am Ruder und rannte auf das Vorderdeck.
    Im Laufen band er sich das Amulett um. Dann handelte er kurz entschlossen. Trocken übersetzen konnte er nicht, dazu stürmte es zu sehr. Also hechtete er in die Fluten, teilte sie mit den Armen, brachte sich mit zwei Schwimmstößen an das Fallreep.
    Zamorra zog sich auf die Plattform des Fallreeps. Geduckt lief er nach oben. Die Orgelmusik hielt immer noch an. Er wußte, daß er Raspani finden würde, solange der Kerl nicht aufhörte zu spielen.
    Der Musiksalon mußte sich in Höhe des Sonnendecks oder des Promenadendecks befinden, denn in den tieferen Bereichen des Schiffsrumpfes – das ging aus Plänen hervor, wie sie Zamorra in den Büchern seines Bekannten Jules Bechet entdeckt hatte – hatten die Konstrukteure
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