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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht
Autoren: Kurt Maurer
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umgebracht.
    Welches teuflische Geheimnis mochte in diesem hübschen Kopf stecken?
    »Was soll der Unsinn?« stieß Discoud heiser hervor.
    »Siehst du, wie dünn die Linie zwischen Leben und Tod ist? Dünn wie diese Klinge.«
    Das Mädchen hielt ihm das Messer unter die Nase.
    Georges packte mit einem schnellen Griff ihren Unterarm und entwand ihr das Messer.
    In Marias Augen schimmerten plötzlich Tränen. Der wahnsinnige Ausdruck darin war verschwunden. Sie ließ sich auf einen neben ihr stehenden, ledergepolsterten Hocker fallen.
    »Da, ziehen Sie sich das über.« Georges nahm den über dem Fußende des Bettes liegenden Morgenrock und warf ihn ihr zu.
    Maria de Almagro nestelte ihn nervös auseinander und schlüpfte hinein. »Also, was soll das alles?«
    »Es tut mir leid, aber ich kann über diese Dinge nicht sprechen. Ich bin völlig normal, das müssen Sie mir glauben. Ich bin nicht verrückt, und Sie brauchen vor mir keine Angst zu haben. Aber dieser Tag ist trotzdem der letzte in Ihrem Leben. Sie hätten nicht hierherkommen sollen.«
    Das Mädchen schwieg. Eine unbeschreiblich beklemmende Atmosphäre breitete sich nach ihrem Monolog aus.
    »Aber Sie wollten mich doch umbringen?«
    »Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht.«
    Georges Discoud begriff überhaupt nichts mehr.
    »Sie sagten, heute wäre mein letzter Lebenstag. Von wem droht mir denn noch eine Gefahr?«
    Ein leises Geräusch vor der Zimmertür ließ ihn zusammenzucken.
    Das Gesicht des Mädchens überzog sich mit einer tödlichen Blässe.
    »Ich – ich habe nichts gesagt«, flüsterte sie leise.
    Hastig schlich Discoud zur Tür und riß sie auf. Seine Augen bohrten sich in den dämmerigen Gang. Nichts!
    Er schloß die Tür wieder und ging langsam auf das Mädchen zu.
    Seine Ruhe täuschte. Eine nie gekannte Angst schnürte ihm die Kehle zu.
    Kraftlos und mit hängenden Schultern saß Maria de Almagro wie ein armseliges Bündel da. Über ihre Wangen rollten dicke Tränen.
    »Sie wissen doch etwas!« Georges war es erbärmlich zumute. Er kam sich hilflos vor und wußte nicht, was er anderes tun sollte, als das Mädchen auszufragen. »Sie sagten doch, ich müsse sterben, ich meine, Sie sagten, daß dies mein letzter Tag wäre.« Georges packte das Mädchen an den Schultern, riß sie hoch und schüttelte sie heftig.
    »Um Himmels willen, machen Sie doch den Mund auf.« Marias Kopf flog hin und her.
    »Bitte, lassen Sie mich los«, stieß sie kaum verständlich hervor. Immer noch strömten Tränen über ihr blasses Gesicht.
    »Sie sind – ach, ist ja gleichgültig.« Georges stieß das Mädchen heftig von sich, schritt auf das Fenster zu, riß die Vorhänge auseinander und starrte hinaus. Verwundert stellte er fest, daß es schon fast heller Tag war. Als er sich ein paar Atemzüge später umdrehte, war Maria de Almagro verschwunden. Die Tür stand weit offen.
    »Maria, Maria!« Georges Discoud rannte aus dem Zimmer und hetzte durch den langen Gang. Seine nackten Füße platschten auf den steinernen Boden.
    An der rechten Seite des Ganges war eine Fensterreihe, durch die das erste trübe Licht des Tages drang, an der linken Seite lagen die Türen, die zu den einzelnen Räumen führten.
    Da! Georges' Fuß stockte. Vor ihm war eine der Türen einen Spaltbreit geöffnet.
    Er zog sie ganz auf. Vor ihm lag derselbe Raum, in dem er am Abend vorher gewesen war. Über den runden Tisch am Kamin war ein weißes Tuch gebreitet, auf dem vier Kerzen standen. Die Kerzen brannten flackernd, und der Totenschädel an der kahlen Wand schien sich zu bewegen.
    Maria de Almagro lehnte unter dem Bild an der Wand. Der flackernde Kerzenschein umschmeichelte ihr blutleeres Gesicht. Sie trug noch den viel zu weiten Morgenrock.
    Als sie den Eintretenden sah, entrang sich ihren Lippen ein kleiner Schrei. Der Ton hallte in dem stillen Raum gespenstisch wider.
    »Maria, warum sind Sie fortgelaufen? Sie müssen mir erklären, was Ihre Andeutungen bedeuten«, sagte Georges leise. Stumm an die Wand gepreßt, stand sie da. Nicht ein Wort drang aus ihrem Mund.
    Georges trat näher. Er mußte das Mädchen zum Sprechen bringen.
    »Lassen Sie uns wie zwei vernünftige Menschen reden, Maria.«
    Maria de Almagro wich zwei Schritte zur Seite.
    Georges wollte ihr folgen, aber es gelang ihm nicht. Wie an einer unsichtbaren Schnur gezogen, schritt er auf die rauhe, kahle Wand zu. Die Mauer schien mit tausend Armen nach ihm zu greifen. Etwas unvorstellbar Grauenhaftes kam auf ihn
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