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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht
Autoren: Kurt Maurer
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unwirkliche Welt erblickt hatte. Manuel sah die Steinsäule, die vor ihm aus dem felsigen Untergrund aufragte. Eine furchtbare Unruhe überkam ihn. »Intihuatana!« sagte er mit bebender Stimme. Ortez wußte nicht, was dieses Wort, das er die Indios oft flüstern gehört hatte, bedeuten sollte. Er klammerte sich einfach daran.
    »Intihuatana!« Flüsternd wankte er auf die Steinsäule zu.
    Ortez taumelte in die Säule hinein. Kein Aufprall erfolgte.
    Sein Körper verschwand wie in einer Nebelwand. Für Bruchteile von Sekunden schien sein Herz stillzustehen, sein Atem stockte.
    Plötzlich konnte der Mann wieder frei atmen. Sein Herz klopfte wild, wie nach einer großen Anstrengung.
    Er hob seine Augen, der starre Blick ging in die Runde. Er stand in einem hohen, fast leeren Raum. Ein paar Sessel und ein kleiner runder Tisch bildeten das einzige Mobiliar. Es war der Raum, den er nie vergessen würde.
    Manuel Ortez war wieder in der realen Welt!
    Kalt spürte er die Mauer in seinem Rücken.
    Er stolperte drei Schritte vorwärts. Noch einmal wandte er seinen Kopf und zuckte zusammen.
    Hinter ihm an der Wand stand ein Skelett, etwa zwei Meter groß.
    An den Knochen hing gelbliches Fleisch. Die knöchernen Arme schienen ihn greifen und in die Wand ziehen zu wollen.
    Manuel Ortez warf sich herum. Seiner Sinne kaum noch mächtig, taumelte er vorwärts.
    ***
    Bei strahlendem Sonnenschein rollte auf dem Pariser Flughafen Orly die aus New York kommende Maschine der Pan American Air Lines aus.
    Unter den Fluggästen, die kurz darauf den Zoll passierten, befanden sich auch Professor Zamorra und seine Sekretärin Nicole Duval.
    »Oh, lá, lá!« Der Zollbeamte, der Zamorra und Nicole abgefertigt hatte, stützte sich auf einen Koffer und blickte dem schönen Paar bewundernd nach. Seine Bewunderung galt vor allem Nicole, die einen extravagant gemusterten Hosenanzug aus Seide trug, der bestimmt das Werk eines teuren italienischen Schneiders war.
    Noch andere Männer drehten sich um und schnalzten beim Anblick des grazilen, schwungvoll ausschreitenden Persönchens mit der Zunge.
    Nicole, deren Lockenkopf in allen Farbnuancen schillerte, nahm die Huldigungen mit der Gelassenheit einer Königin entgegen. Sie war derartige Ovationen gewöhnt.
    Aber auch Zamorra an ihrer Seite konnte sich sehen lassen. Er trug einen modisch geschnittenen Anzug. Dazu ein buntes Hemd und eine passende Seidenkrawatte. Der dunkelhaarige Professor mit dem schmalen markanten Gesicht und den hellwachen grauen Augen war der Blickfang für manches Frauenauge.
    »Sie erregen wieder einmal mehr Aufsehen als der amerikanische Präsident«, murmelte Zamorra.
    »Ford ist ja auch keine Frau, Chef.« Nicole Duval hob lächelnd ihr Gesicht.
    Nicoles echt weibliche Logik war es wohl nicht, die Zamorra einen Augenblick lang verwirrte, eher waren es ihre dunkelbraunen hellgesprenkelten Augen. In den Irisringen, die sich bei anderen Gelegenheiten verdunkelten und zu schwarzen Seen werden konnten, tanzten die hellen Tupfen wie winzige Glühwürmchen.
    »Was sollte ich auch mit Ford anfangen«, murmelte Zamorra nach einer kleinen Ewigkeit belustigt. Er wandte sich um und winkte ein Taxi heran, einen großen schwarzen Daimler.
    Zamorra half dem Fahrer, das Gepäck im Kofferraum zu verstauen, und stieg dann zu Nicole in den Fond des Wagens.
    Während der Fahrer den Wagen geschickt durch den Verkehr bugsierte, genossen Zamorra und Nicole, bequem in den Polstern sitzend, die Fahrt.
    »Übrigens, ich habe da noch was für Sie.« Zamorra kramte in seiner Jackentasche.
    Nicole erkannte ein großes Samtetui, das er ihr unter die Nase hielt. »Als Belohnung für die bisher hervorragende Mitarbeit«, sagte er. Sie nahm das Etui zögernd und klappte es auf.
    Zwei Ohrgehänge aus Türkisen und diese von großen Brillanten eingefaßt, funkelten ihr entgegen. »Aber Chef«, flüsterte Nicole, »die sind ja echt.«
    »Ich will doch hoffen, daß sie echt sind«, entgegnete Zamorra mit einem amüsierten Lächeln. »Aber die müssen doch ein Vermögen gekostet haben!«
    »Nein, nein. Die habe ich im Ausverkauf bekommen.«
    »Ganz im Ernst, glauben Sie, das machen zu können? Sie sind doch nicht Paul Ghetty oder Onassis«, stieß Nicole heftig hervor.
    Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Augen versprühten ein Feuerwerk von Blitzen. Noch eine ganze Weile machte sie ihm Vorwürfe wegen seines Leichtsinns.
    Zamorra ließ das Gewitter lächelnd über sich ergehen.
    Erst als Nicole einen Moment
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