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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht
Autoren: Kurt Maurer
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schwieg, um Luft zu schöpfen, kam er zu Wort. »Wenn ein dankbarer Chef seiner Sekretärin eine Kleinigkeit kauft, wird sie, wenn sie klug ist, wie es sich für eine Sekretärin gehört, danke sagen und sich nicht über die Rechnung den Kopf zerbrechen.«
    »Ich hoffe doch, daß Sie mich für eine kluge Mitarbeiterin halten«, antwortete Nicole mit leiser, etwas vibrierender Stimme. »Danke«, setzte sie hinzu.
    »Na, sehen Sie«, schmunzelte Zamorra. »Ich glaube, ich kann, ohne Sie in Verlegenheit zu setzen, behaupten, daß kein Mann eine intelligentere, fleißigere und hübschere Sekretärin hat als ich. Mit diesen Dingern an den Ohren werden Sie die Schönste auf Château de Montagne sein.«
    »Auf dem Schloß dürfte das nicht schwer sein, da habe ich überhaupt keine Konkurrenz«, lächelte Nicole, wobei die Funken in ihren verteufelt hübschen Augen schon wieder tanzten.
    »Aber jetzt zu etwas anderem, Chef. Was halten Sie von einem kleinen Bummel durch Paris?«
    »Also, wenn ich scharf überlege, komme ich zu dem Resultat, daß ich diesen Vorschlag auch gerade machen wollte.«
    ***
    Der Tag war trüb und grau. Kalter Wind fegte von der Sierra Guadarama herab und schnüffelte durch Bäume und Sträucher. Wolken, schwarz wie Tinte, ballten sich tief über den Horizont.
    Auf der kurvenreichen Straße fuhr ein kleiner Fiat. Die Bezeichnung Straße war für den mit Schlaglöchern übersäten Weg ziemlich schmeichelhaft. Feuchter Sand quietschte unter den Rädern, schwärzliche Pfützen spritzten auf.
    Am Steuer des Wagens saß Georges Antoine Discoud. Er war siebenunddreißig Jahre alt und Professor für französische Literatur an der Universität in Edinburgh. Der Franzose hatte tiefschwarzes welliges Haar und eine braune Gesichtshaut. Er lachte gern, wobei dann eine Reihe Goldzähne in seinem Mund aufblitzten.
    Seit Jahren hatte der gut aussehende Junggeselle schon den Wunsch gehabt, die Iberische Halbinsel gründlich kennenzulernen, doch immer war etwas dazwischengekommen. Jetzt, in diesen Semesterferien endlich, war es soweit gewesen.
    Kreuz und quer, durch ganz Spanien, war der kleine Wagen Discouds gerollt. Die Ferien gingen langsam ihrem Ende entgegen, und es wurde Zeit, an die Heimfahrt zu denken.
    Georges Discoud hatte die Absicht, auf seiner Rückreise durch Frankreich einen Abstecher in das Loire-Tal zu machen. Er wollte seinen Studienfreund Professor Zamorra besuchen, der dort das Château de Montagne bewohnte. Discoud bewunderte Professor Zamorra, den er schon lange nicht mehr gesehen hatte, wegen der Erfolge, die dieser als Wissenschaftler, vornehmlich auf dem Gebiet der Parapsychologie, hatte.
    Trotz des schlechten Wetters war Georges guter Laune. Ausgelassen und fröhlich pfiff er am Steuer vor sich hin. Es bereitete ihm Spaß, die Kurven so schnell wie möglich zu durchfahren. Wie ein Kind freute er sich über die verdutzten Gesichter der vereinzelt auf den Feldern arbeitenden Menschen.
    Durch mehrere kleine Dörfer war er wie ein Teufel gerast. Ein paar vor den Häusern stehende alte Frauen hatten sich bekreuzigt, als er lärmend, mit quietschenden Reifen, vorüberbrauste. Wieder einmal schlängelte sich die Straße in einer der vielen Kurven hinab in ein Tal, in dem ein kleines Dorf lag.
    Bis dahin wollte Discoud noch fahren, und dann in einem Gasthof übernachten. Als er seinen Blick von dem Dorf wieder auf die Straße richtete, zuckte er zusammen. Aus dem Gebüsch am Straßenrand taumelte ein Mann.
    Du lieber Gott, wie sieht der bloß aus? dachte Discoud.
    Der Mann bot einen Anblick, der Steine erweichen konnte. Das eine Auge dick verschwollen und blutverkrustet, das andere ein blau und schwarz umrandeter Schlitz über den bleichen und hohlen Wangen. Die eingesunkene Gestalt steckte in einer blutbefleckten Kluft.
    In dem Bruchteil einer Sekunde trafen sich Georges Augen und die des Fremden. Er sah einen flackernden, entsetzten Blick, gleich dem eines gestellten Wildes, das jeden Augenblick den Fangschuß des Jägers erwartet.
    Ein lebender Leichnam, eine wandelnde menschliche Ruine, kurz vor dem Einsturz, schoß es noch durch den Kopf des Franzosen. In diesem Augenblick geschah es.
    Er verlor in der scharfen Kurve die Herrschaft über den Wagen, es schleuderte ihn von einer Straßenseite zur anderen, dann prallte der Fiat gegen einen Baum, überschlug sich einmal und blieb halb im Wald, mit den Rädern wieder nach unten, liegen.
    Als Georges Antoine Discoud wieder zu sich kam, war es
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