Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0008 - Die Venusbasis

Titel: 0008 - Die Venusbasis
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
Freyts Unterbewußtsein wartete auf den letzten Schlag, der endgültig den Schluß bedeutete, aber es kam nichts. Eine Minute verstrich. Freyt öffnete die Augen, die er in Erwartung des Todes geschlossen hatte, und richtete sich ungläubig auf.
    In der Kabine war ein heilloses Durcheinander von zerstreuten Geräten, reglosen Körpern und wirbelndem Mondstaub, der durch den Riß hereindrang.
    „Deringhouse!" rief Freyt ängstlich. „Sheldon? Nyssen?"
    Jemand ächzte. „Wenn Sie mich meinen, Chef... ich bin noch da!"
    Es war Nyssens krächzende Stimme.
    „Wo stecken Sie, Nyssen? Kommen Sie heraus! Wo sind die anderen?"
    „Keine Ahnung!" brummte Nyssen. „Ich komme, sobald ich diese Riemen abhabe, sie scheinen das einzige zu sein, was gehalten hat. Oh, jetzt!"
    Ein Teil des Gerümpels geriet in Bewegung. Von dem unförmigen Helm umgeben, stieß Nyssens Kopf durch die Lücke zwischen einem verbeulten Hochspannungsgerät und einem anderen Kasten, der bis zur Unkenntlichkeit zerknüllt war.
    „Alles in Ordnung?" fragte Freyt.
    „Bis jetzt, ja." Nyssen richtete sich auf. „Das Zimmer hat sich verändert", bemerkte er. „Das war vorhin eine Wand."
    Freyt hatte sich losgeschnallt und war aufgestanden. Sein Pilotensessel hatte die Drehung des Raumes mitgemacht.
    „Helfen Sie mir!"
    Sie räumten das Gerümpel beiseite und drangen in den Hintergrund der Kanzel vor. Nyssen faßte das Bein eines Raumanzuges. „Das kann nur der Leutnant sein!" Sie zogen ihn heraus. Während des Aufpralls war er aus seinem Sessel gerissen und nach hinten geschleudert worden. Wahrscheinlich hatte ihn der Aufprall bewußtlos gemacht. Jedenfalls atmete er noch. „Weiter!"
    Die letzten Stücke flogen beiseite. Dann fanden sie Sheldon. Zuerst dachten sie, er sei nur ohnmächtig. Aber als sie ihn herumdrehten, entdeckten sie den langen Riß in seinem Anzug. Er lief von der Achsel bis über die Hüfte hinunter.
    Freyt richtete sich auf und schwankte auf dem unebenen Boden. Nyssens krächzende Stimme sagte leise: „Das tut mir leid, Sheldon!"
    Sie räumten weiter, bis sie den Schleusenschacht freigelegt hatten. Die Leiter an der Schachtwand hatte sich verbeult und zum Teil losgerissen, aber sie brauchten sie ohnehin nicht mehr. Der Schacht lag jetzt waagrecht. „Achten Sie auf den Leutnant!" befahl Freyt und kroch in den Gang.
    Es sah aus, als sei er in eine andere Welt gekommen. Abgesehen von der Leiter, wies der Schleusenschacht keine Beschädigung auf. Freyt begann Hoffnung zu schöpfen. Weiter zum Heck hin mußte der Aufprall noch sanfter gewesen sein. Er kam zur Schleuse, öffnete das Innenschott und machte eine Kontrolle. Es gab keine Luft mehr; aber wenn er auf Notbedienung umschaltete, dann leuchteten die Lämpchen in der gewohnten Anordnung. - Die Schleuse war in Ordnung.
    Freyt verzichtete auf weitere Untersuchungen. Er kehrte zur Kanzel zurück. Deringhouse war eben dabei, aufzuwachen.
    „Wie geht es Ihnen?" fragte Freyt.
    „Danke, Sir", ächzte der Leutnant. Mit Nyssens Hilfe kam er auf die Beine. Er tastete über seinen Anzug und versuchte herauszufinden, wo er Schmerzen hatte.
    „Scheint alles in Ordnung zu sein", murmelte er. Freyt nickte zufrieden.
    „Dann wollen wir uns an die Arbeit machen."
    Sie stürzten sich in die Arbeit. Das war das beste, um den ersten Eindruck der Katastrophe zu verscheuchen. Die Meldungen kamen in schneller Folge: „Funkgeräte alle zerstört! Reaktor-Elektronik unterbrochen!"
    „Notleitung in Ordnung!" Und schließlich Nyssens triumphierender Schrei: „Der ganze Waffenstand ist unbeschädigt!"
    Freyt stellte fest, daß die Proviantvorräte so gut wie vollständig waren. Er entdeckte einen unbeschädigten Reservevorrat an Sauerstoff. Sie konnten einen Raum des Schiffes mit Luft füllen - wenn sie einen fanden, der keinen Riß in der Wand hatte.
    Die Schäden an der Reaktor-Elektronik ließen sich reparieren. Aber die Reparatur hatte keinen Sinn, weil sie die GREY-HOUND nicht mehr würden aufrichten können. Sie kletterten hinaus. Unter der Stelle, an der die Stütze A hatte festen Halt finden sollen, gähnte ein schwarzes Loch. Der Mondboden an den Rändern des Loches war nicht stärker als ein paar Zentimeter.
    Freyt ergriff das Wort: „Wir sind auf einen vierzehntägigen Aufenthalt vorbereitet. Erst wenn mindestens zwanzig Tage verstrichen sind, wird man auf der Erde anfangen, sich um uns zu kümmern. So lange halten wir nicht aus. Wir werden uns also auf den Weg machen..."
    Deringhouses
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher