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0008 - Die Venusbasis

Titel: 0008 - Die Venusbasis
Autoren: Kurt Mahr
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ließ. Freyt und seine Leute waren über den „Topf-Effekt" aufgeklärt, der den Astronauten bei der Landung auf Himmelskörpern mit kleinem Durchmesser jedesmal von neuem überraschen würde. Dort, wo die GREYHOUND niedergehen wollte, schien der Boden glatt und eben zu sein. Freyt jedoch verließ sich nicht auf eine oberflächliche Schätzung. Neben der Aufgabe, den Bodenabstand zu kontrollieren, überwachte Deringhouse noch ein Gerät, das aus einer Höhe von hundert Metern an abwärts in der Lage war, Bodenunebenheiten von einem Zentimeter Höhe und weniger auszumachen.
    Die GREYHOUND war, wie die STAR-DUST, mit hydromechanischen Landestützen ausgerüstet, die Unebenheiten bis zu drei Metern bequem und solche bis zu sieben Metern weniger bequem ausgleichen konnten.
    „Wie sieht der Boden aus?" fragte Freyt.
    „Bis jetzt gut, Sir. Keine Unebenheiten von mehr als vier Metern."
    „Abstand?"
    „Neunhundert, Sir."
    „Sagen Sie mir bei vierhundert Bescheid. Wir bremsen noch einmal."
    Deringhouse nickte. Freyts Blick wanderte über die Geräte.
    Treibstoffanzeige - Tank zu sechzig Prozent gefüllt, sogar etwas mehr.
    Das war günstig. Die GREYHOUND würde die Endlandung auf der Erde mit aerodynamischer Bremsung und nur einem Minimum an Raketenhilfe vollziehen. Fast alles von dem Wasserstoff, der sich jetzt noch in den Tanks befand, konnte Freyt beim Mondstart verbrauchen.
    Na schön, dachte er, bis wir unten sind, steht der Zeiger auf etwa fünfundfünfzig Prozent, aber das ist immer noch mehr als genug.
    „Vierhundert Meter, Sir!" sagte Deringhouse jetzt.
    „Achtung, Bremse!" kam Freyts Echo.
    Ein neuer Stoß durchfuhr die Rakete. Deringhouse nestelte an seinem Helm. Freyt sah ihn an und nickte. „Helme schließ-en!" Von nun an lief die Unterhaltung nur noch über Helmsender.
    „Zwohundert!"
    Freyts linke Hand ruhte auf dem Beinwulst seines Raumanzuges. Arbeit gab es nur noch für die Rechte. Sie umklammerte den Haupthebel für Notbeschleunigung, ein Mechanismus, der Reaktortemperatur und Wasserstoffzufuhr regelte.
    „Keine Unebenheit höher als ein Meter, Sir!" meldete Deringhouse. Die Sekunden krochen dahin. Deringhouse begann zu zählen: „Achtzig Meter... siebzig... sechzig …"
    „Kontrolle! Unebenheiten!" schrie Freyt.
    „Keine über achtzig Zentimeter, Sir", antwortete Deringhouse und fuhr fort: „... vierzig... dreißig …"
    Dann Pause. Und eine Minute später.
    „Stützen setzen auf! Wir sind gelandet!"
    „Ruhe!" brüllte Freyt Die Stützen übernahmen einen Teil des Gewichts. Die Hydraulikwülste schoben sich über die glitzernden Stahlarme hinunter. Deringhouse, dessen Triumph so grob unterbrochen worden war, meldete: „Stützen B und C auf gleicher Höhe. A minus achtzig Zentimeter."
    Freyt winkte ab. „Unter einem Meter lohnt es sich nicht..."
    Und dann geschah es doch noch. Sie hörten den harten Ruck und hörten den hellen Glockenklang, der das Schiff durchfuhr.
    „A sinkt!" schrie Deringhouse.
    „Ausgleich!"
    Freyt riß die linke Hand nach oben und hieb sie auf den Hydraulik-Regler. Es gab einen zweiten Ruck, als die Stützen B und C den Unterschied zu A abzufangen versuchten - und dann einen dritten!
    „A sinkt weiter!" schrie der Leutnant.
    „Wir... Sir! Der Boden bricht!"
    Freyt hatte es im gleichen Augenblick gesehen. Den spröden Boden unter der GREYHOUND durchzogen schwarze Risse, die sich unter dem Gewicht des Schiffes verbreiterten.
    „Achtung!" brüllte Freyt. „Ich beschleunige voll!"
    Deringhouse warf sich ruckartig in den Sessel zurück. Freyt packte den Hebel fest, den er die ganze Zeit über in der Hand gehabt hatte, und zog ihn zurück. Die GREYHOUND neigte sich schneller, als sie auf die Tätigkeit der Düsen reagierte. Deringhouse starrte mit weiten Augen auf den Bildschirm. „Nicht!" Seine Stimme überschlug sich. Freyt warf den Hebel zurück. „Achtung! Wir kippen!" Es hatte keinen Sinn mehr. Die Notbeschleunigung hätte das Schiff flach über die felsige Ebene getrieben und am Rand des nächsten Kraters zerschellen lassen.
    Mit kanonenschußähnlichem Knall zersprang die Stütze A, die in den Boden eingesunken war. Weiter hinten im Rumpf löste sich ein Aggregat aus der Halterung, stürzte auf den Boden, durchschlug ihn und raste zum Heck hinunter. Die Außenhülle faltete sich in einem Inferno jaulender Geräusche, und dann kam der eigentliche Aufprall.
    Jemand schrie. In der Wand der Kabine bildete sich ein Riß und ließ die Luft pfeifend entweichen.
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