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0008 - Der Vulkanteufel von Hawaii

0008 - Der Vulkanteufel von Hawaii

Titel: 0008 - Der Vulkanteufel von Hawaii
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Jahre mir zuliebe auf dich genommen hast, Reggie. Bevor wir in diesen Teufelskrater hinabsteigen, möchte ich dir sagen, daß ich dich noch nie so sehr geliebt habe wie heute.«
    Reggie stieß ihren Mann lachend an. »Nun komm schon, jetzt ist wirklich keine Zeit für ‘nen Moralischen, Nat. Da unten wartet eine Menge Arbeit auf uns.« In der Tiefe des Kraters rumorte und polterte es. Alle zehn bis zwölf Minuten explodierte der Feuerstoff und spritzte weit zum Himmel hinauf. Lavafontänen quollen aus dem Bauch der Erde, und Aschenregen prasselte auf Reggie und Nathaniel Renner herab und setzte ihre Kleider in Brand. Sie löschten die kleinen Flämmchen in großer Eile.
    Reggie sah Nathaniel aus den Augenwinkeln prüfend an. »Du glaubst doch nicht etwa diese haarsträubende Geschichte, die man sich über diesen Vulkan erzählt. Das sind doch dumme Ammenmärchen einfältiger Menschen. Es gibt keine Dämonen, Nat. Wir beide wissen das. Die Menschen denken deshalb solch dummes Zeug, weil es ihnen unverständlich und unerklärbar ist, daß in einem solchen Vulkan so viel elementare Kraft wohnt. Ich denke da zum Beispiel an die schreckliche Katastrophe vom 8. Mai 1902, als auf der Antillen-Insel Martinique eine gewaltige Explosion den 1397 Meter hohen Vulkan Montagne Pelee buchstäblich zerriß. Die Menschen neigen dazu, solche Gewalten den Mächten des Bösen zuzuschreiben, und ich kann das bis zu einem gewissen Grad auch verstehen. Damals schoß eine 900 Grad heiße Dampfwolke, durchmischt mit feuriger Asche und glühenden Felsbrocken, den Hang hinab und vernichtete die neun Kilometer entfernte Stadt. Saint Pierre war ein Inferno des Schreckens: Brände, eingestürzte Häuser, verkohlte Leichen. Sechsundzwanzigtausend Menschen kamen ums Leben. Kein Wunder, daß man meinte, der Teufel müsse hier seine Hand im Spiel haben. Wir aber wissen, daß es für alle diese Vorgänge eine einleuchtende geophysikalische Erklärung gibt. In diesem Krater hier wohnt kein böser Geist, Nathaniel. Kein Dämon, der Menschen verschlingt, wenn sie sich zu nahe an ihn heranwagen. Wir beide werden allen, die diese unsinnige Geschichte verbreiten, beweisen, daß sie nicht wahr ist.« Reggie griff nach dem Pickel.
    Nathaniel Renner warf sich das rote Seil über die Schulter, richtete schnell seinen Schutzhelm und ließ seine wagemutige Frau dann langsam in die Tiefe gleiten. Er hatte dabei ein ganz eigenartiges Gefühl.
    Reggie hatte recht. Auch er glaubte nicht an Geister und Dämonen. Aber existiert etwas bloß deshalb nicht, weil man nicht daran zu glauben gewillt ist? Jedesmal, wenn der Vulkan seine heiße Feuerwolke in den Himmel hustete, versuchten sich Reggie und Nathaniel Renner vor dem herabstürzenden Aschenregen so gut wie möglich zu schützen.
    Sobald Reggie den siedenden Kraterboden erreicht hatte, riß sie dreimal am Seil. Das war das Zeichen, daß sie unten war. Nun machte sich Nathaniel an den Abstieg. Das Lavagestein war schroff und porös. Je tiefer er kam, desto heißer wurde die Kraterwand.
    Aus Angst vor der gespenstischen Urkraft des Vulkans kamen die Inselbewohner des öfteren hierher, um lebende Schweine in die kochende Lava zu werfen. Die polynesische Mythologie gebot ihnen, dem Feuerdämon ein solches Opfer zu bringen, damit sie vor seinem schrecklichen Zorn verschont blieben. Sollte das alles nur eine Erfindung primitiv denkender Menschen sein? Die zunehmende Hitze schnitt Nathaniel den Atem ab. Schweiß brach ihm aus allen Poren. Er sorgte sich um Reggie und fragte sich, ob sie diese Belastungen aushalten konnte.
    Manchmal war er der Meinung, daß er ihr ein wenig zuviel zumutete. Vielleicht sollten sie keinen ganzen, sondern nur einen halben Tag hier unten verbringen. Mal sehen, was sie in dieser Zeit für Aufnahmen zusammenbrachten. Er erreichte Reggie. Das entlastete Seil, das oben am Kraterrad festgemacht war, fing bei der nächsten Eruption zu zittern an.
    Renner blickte auf den brodelnden, rotglühenden Lavabrei. Er nahm die gegen Hitze abgeschirmte Kamera zur Hand und begann zu fotografieren. Sein Finger ruhte eine Weile auf dem Auslöser. Das Surren des automatischen Filmtransports war aus dem Lärmspektakel, das der Vulkan vollführte, nicht herauszuhören. Er fotografierte Reggie, die ständig in Bewegung befindlichen Lavamassen, die einzelnen Eruptionen.
    Reggie folgte seinem Beispiel, damit sie soviel Bildmaterial wie möglich zusammenbrachten. Schritt um Schritt wagten sie sich näher an den
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