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0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

Titel: 0007 - Die Nacht der mordenden Leichen
Autoren: Franc Helgath
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Vollidioten.«
    Das hatte leicht verärgert geklungen.
    »Jetzt habe ich es zur Abwechslung einmal nicht so gemeint«, zog sich Nicole mit weiblicher Raffinesse aus der Schlinge. »Ich gebe ja zu, daß es Erscheinungen gibt, die auf den ersten Blick rationell nicht zu erklären sind. Aber muß man denn immer gleich den Okkultismus zu Rate ziehen, wenn man mit Naturwissenschaften auf Anhieb nicht weiterkommt?«
    »Man muß«, sagte Professor Zamorra so bestimmt, daß sich Nicole zu keiner Widerrede mehr aufschwingen konnte. »Eines Tages werden Sie um diese Erkenntnis nicht herumkommen.«
    Schweigend fuhren sie weiter.
    Professor Zamorra hatte Parapsychologie studiert. Er war in seiner Geisteshaltung weit von jener der Alchimisten des dunklen Mittelalters entfernt, die aus Blei noch Gold zu machen gedachten. Doch er wußte mit felsenfester Überzeugung, daß sich auf der Erde tagtäglich Dinge ereigneten, die sich mit der herkömmlichen Vernunft nicht erklären ließen. Daß es neben dieser Welt auch noch eine andere gab. Eine gräßliche und vom Ungeist besessene. Daß das Element des Guten auch seinen Widerpart im Element des Bösen hatte. Daß den Mächten des Lichtes jene der Finsternis gegenüberstanden und daß sich beide einen ewig währenden Kampf lieferten.
    Er erinnerte sich zurück an die grauenvollen Tage, an denen er von seinem Onkel Louis de Montagne das Schloß im Loiretal geerbt hatte. Das Schloß, das er zu seinem neuen Wohnsitz auserkoren hatte.
    Aber er hatte noch etwas anderes geerbt, und dieses Erbe band ihn ungleich stärker. Es war das silberne Amulett, dessen ganze Kraft er noch nicht ganz kannte, aber von dem er wußte, daß es gegen die Mächte der Finsternis eine starke Waffe war. Dieses Erbe brachte die harte Verpflichtung mit sich, die Dämonen der Nacht zu bekämpfen und unschuldig leidenden Menschen beizustehen.
    Professor Zamorra zog den schweren Wagen dank der Servolenkung leicht durch die engen Kurven und Kehren der Route National 533. Die hydropneumatische Federung schluckte die schlecht reparierten Frostaufbrüche des letzten Winters anstandslos. Sie näherten sich dem Gerbier de Jonc, der höchsten Erhebung östlich der Stadt Le Puy.
    Die Straße folgte endlos dem Auf und Ab der Hügel in den Ardennen. Diese Hügel hatten auch ihre Bewohner von der Neuzeit weitgehend abgeschirmt. Außer Fernsehen, fließend Wasser und Elektrizität war kaum etwas von den Errungenschaften einer modernen Zivilisation zu ihnen durchgedrungen. Hier wurden an den Abenden noch Sagen und Legenden aus der alten Zeit an die Enkel weitergegeben.
    Daran dachte Professor Zamorra nicht, als er den Wagen über eine Paßkuppe ins nächste Tal lenkte. Er dachte an einen pechschwarzen Mokka und wie gut er ihm jetzt tun würde.
    In der nächsten Kehre sah er etwas weiter unten Lichter aufflimmern. Dort lag Lamastre. Die Dunkelheit war noch nicht lange hereingebrochen.
    Wenig später kam er zur Abzweigung der Umgehungsstraße, die in den Ort hineinführte. Wie viele der Ardennendörfer wurde auch Lamastre von der Nationalstraße nur in seinen Randbezirken berührt. Die Straßenbauer hatten die Trasse an dem Dorf, das an einem steilen steinigen Hang klebte, vorbeigeführt. Bei den winkeligen Gassen im Ortskern gab es für ein Auto kaum ein Durchkommen. Professor Zamorra hatte Mühe mit dem Citroën. Doch dann rollte die schwere Limousine vor einem Gebäude aus, aus dem Stimmengewirr erklang und Licht auf die Straße fiel. Die Gäste der Taverne betranken sich mit billigem Wein.
    »Und Sie glauben tatsächlich, daß es hier einen trinkbaren Mokka gibt?« schniefte Nicole Duval und konnte sich nicht entschließen, auszusteigen.
    »Als gebürtige Französin sollten Sie etwas mehr Vertrauen zu Ihren Landsleuten haben, Mademoiselle Duval«, meinte Professor Zamorra. »In den Ardennen braut man sogar einen ausgezeichneten Kaffee. Es liegt am quellklaren Wasser.«
    Die Sekretärin des Professors war immer noch mißtrauisch, und ihr Mißtrauen stieg, als sie einen Blick in das Innere der Schenke geworfen hatte. Die Wände bleckten schmucklos in trübem Weiß, und die Gestalten an den wackeligen Tischen waren auch nicht gerade geeignet, sie anderen Sinnes werden zu lassen. Die bärtigen Männer auf ihren roh zusammengezimmerten Stühlen brachen ihre Gespräche ab, als Nicole vor dem Professor die Gaststätte betrat.
    Sie betrachteten die gutgewachsene junge Frau wie ein Fabelwesen. In dieser Umgebung war sie auch eines. Sofort
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