Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Füßen wie Bleigewichte, wenigstens kam es mir so vor, und die Treppe schien lang zu sein wie eine Jakobsleiter.
    Phil stolperte mir ins Kreuz. Die flache Türnische gab uns einen in etwa ausreichenden Schutz vor Kugeln in die Seite. Ich probierte die Klinke. Die Tür rührte sich nicht. Ich nahm den Revolver, trat einen Schritt zurück und zerballerte das Schloß. Es klappte nicht ganz. Gemeinsam wuchteten wir eine der schweren Zangen in den Spalt und versuchten, die Flügel der Tür auseinanderzubiegen.
    Obwohl das Ding aus Eichenholz zu bestehen schien, sprühten immer wieder Funken, wenn wir bestimmte Stellen berührten. Er mußte Metallbeschläge mit in das Holz eingelassen haben.
    Mit einem letzten Ruck schafften wir es. Die Flügel knackten auseinander.
    Ich stieß eine Reservetrommel in den Rahmen des Revolvers.
    »Jetzt!« Ich nickte Phil zu. Zwei Fußtritte, und die Flügel gingen auseinander.
    Scharf peitschten durch das Getöse der Maschinenpistole ein Gewehrschuß. Einen von uns hätte es erwischt, wenn wir uns nicht sofort nach den Tritten in die Seitenvertiefungen der Mauer gedrückt hätten, in denen ein Männerkörper, wenn er sich eng anpreßte, gerade Platz fand.
    »Das ist Left!« schrie Phil. Ich nickte.
    Vorsichtig ließ ich mich in die Knie sacken und steckte die Nasenspitze vor. Die Tür von der Vordergarderobe zur Halle stand auf. Mitten in der Halle lag ein schwerer Schrank umgestürzt, und über seinen Rand schimmerte ein Stück Stirn eines Mannes.
    Ich zuckte zurück, keine Sekunde zu spät. Brandys Kugel riß ein winziges Stück Mörtel aus dem Mauerrand, genau an der Stelle, an der sich mein Kopf befunden hatte.
    Ich gab Phil ein Zeichen. Er verstand.
    Noch einmal schob ich meinen Kopf vor. Prompt pfiff die Kugel, aber während ich zurückzuckte, schob sich Phil vor und feuerte zweimal, dann preßte auch er sich wieder in die Deckung.
    Er grinste mich an. »Ganz gut, Jerry!« schrie er. »Beide Bonbons rissen Splitter aus dem Schrank in der Nähe seines Schädels. Erschreckt hat er sich zumindest.«
    »Noch einmal!« rief ich zurück.
    Wieder das Spielchen. Wieder eine Kugel von Left und zwei von Phil als Antwort, aber jetzt zuckte ich nur pro forma in meine Deckung zurück. Ich rechnete, daß Brandy sofort nach seinem Schuß in die Deckung untertauchte und daß ich so zwei oder drei Sekunden gewann, um vorzustürzen.
    Ich setzte in zwei, drei Sprüngen bis in die Garderobe, warf mich dort nach links auf die Erde. In dieser Stellung war ich durch die vorgezogene Trennwand zwischen Garderobe und Halle sicher geschützt.
    Ich kroch auf dem Bauch bis an den Rand dieser Wand, schob sehr vorsichtig den Revolver nach vorn und dann so viel vom Kopf, daß ich sehen konnte.
    Es war einer der Augenblicke, in dem das Leben des Gegners völlig in meine Hand gegeben war. Brandy hatte nicht bemerkt, daß ich ihm inzwischen ein Stück näher gerückt war. Ich konnte seine Haare, seine Stirn und seine Augen sehen, und rechts neben ihm schimmerte bläulichmatt der Lauf eines Gewehres, aber er hielt den Blick beharrlich auf die Außentür gerichtet und wartete, daß dort noch einmal ein Stück von mir auftauchte.
    Ich rief ihn an.
    »Gib auf, Brandy!«
    Sein Kopf ruckte zu mir hin. Er riß die Augen auf, schien zwei Herzschläge lang erschreckt, aber dann warf er sich hoch, daß sein ganzer Oberkörper hinter dem Schrank auftauchte. Der bläuliche Stahllauf wirbelte durch die Luft, und mir blieb keine andere Wahl. Mein Revolver krachte zuerst. Brandy George Left wurde von der Gewalt der Kugel zurückgestoßen. Sein Gewehr entlud sich noch, aber die Kugel fuhr wirkungslos durch die Luft. Seine Gestalt verschwand hinter dem Schrank.
    Ich spähte vorsichtig in den Raum. Niemand sonst war in der Halle, aber die Tür zum Speiseraum stand offen.
    Ich winkte Phil. Er kam.
    »Wollen wir weiter?«
    »Selbstverständlich!«
    Wir spurteten bis zu dem Schrank, der Lefts nutzlose Deckung gewesen war. Ja, da lag er. Es war wohl Zufall, daß meine Kugel das gleiche Ziel gefunden hatte, das er sich bei seinen Opfern wählte: mitten in die Stirn.
    »Speisesaal!« rief ich Phil zu. Wieder durchquerten wir die fast deckungslose Halle.
    An zwei Fenstern des Speisesaals kniete je ein Mann mit Maschinenpistole. Wir richteten unsere Läufe auf sie.
    »Hände hoch!« brüllte ich sie an.
    Phil setzte aus tiefer Brust hinzu: »Schluß! Aus! Ende! Zum Henker noch mal!«
    Sie fuhren zusammen.
    Sie waren nicht aus dem harten Holz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher