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0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus
Autoren: Delfried Kaufmann
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Sie nicht bis zum Morgengrauen drinnen bleiben. George Left schießt zu gut.«
    Plötzlich war Gradness Stimme wieder in der Luft. »Haha«, lachte er, »haha, da stehen Sie nun. Ja, ich sehe Sie genau, trotz der Dunkelheit! Versuchen Sie doch, das Tor zu öffnen! Übersteigen Sie es! Das ist doch ganz einfach.«
    »Glaubst du wirklich, er sieht sie?« fragte Phil.
    »Ja, es gibt irgendeinen Trick. Ich las einmal in einer Beschreibung der Nachtluftkämpfe darüber. Infrarotlicht nennt man das, wenn ich mich recht erinnere. Ein Glück, daß er offenbar nicht so weit ist, daß er auch in der Dunkelheit zu schießen vermag.«
    »Sind Sie dessen so sicher, Jerry?« erkundigte sich Mr. High. »Vielleicht bedarf es nur gewisser Vorbereitungen. Wundern Sie sich nicht, wenn wir hier plötzlich tot Umfallen.«
    Ich pfiff drei meiner Kollegen herbei, suchte mir einen der schweren Bereitschaftswagen aus und ließ mir die Reservereifen von vier Streifenwagen bringen. In aller Eile lösten wir sie von den Felgen. Mit den Nylonabschleppseilen befestigten wir die Reifen vor dem Kühler und der Stoßstange.
    »Ich glaube, so geht es«, stellte ich fest. »Sagt Mr. High Bescheid, daß er und die Männer ein paar Schritte zurücktreten.«
    Ich schwang mich hinter das Steuer des leichten Lastwagens, startete und steuerte ihn ohne Licht auf das Tor zu. Phil dirigierte mich.
    »So — stop!« rief er. »Jetzt stehst du richtig!«
    Ich gab Gas und kuppelte. Mit der Höchstgeschwindigkeit des zweiten Ganges krachte der LKW vor das Tor. Die Gummireifen um den Kühler fingen den Stoß ab, vor allen Dingen aber vermieden sie es, daß das Metall des Fahrzeuges mit dem höchstwahrscheinlich stromgeladenen Eisen des Tores in Berührung kam.
    Der erste Stoß genügte nicht, um das Schloß zu sprengen. Ich setzte zurück, nahm einen größeren Anlauf, brachte den Wagen auf solche Geschwindigkeit, daß ich in den dritten Gang gehen konnte, und brummte zum zweitenmal gegen die Mitte der beiden Torflügel, diesmal mit Erfolg. Die Flügel sprangen auseinander. Ich stieg sofort in die Bremse. Wenn die Torflügel zurückschwangen und gegen die Seitenwände oder die Kühlerhaube schlugen, war es aus mit mir.
    Es ging gut. Zwar rutschte der Wagen über die Hälfte in den Parkweg hinein, und als ich mich vergewisserte, sah ich links und rechts das Gitterfiligran nur wenige Zoll entfernt.
    Ich versuchte, den Motor in Gang zu bekommen, aber er streikte. Aber das war kein ernsthaftes Problem. Ich löste die Kupplung und Bremse, hinten faßten ein Dutzend Mann an und zogen die Karre rückwärts. Mein Problem blieb es, dabei das Fahrzeug an den toddrohenden Torflügeln vorbeizulenken. Na ja, ich schaffte es.
    Auf diese Weise holten wir Mr. High und die fünf Leute aus dem Park wieder heraus. Zwei der Männer waren verwundet, einer davon hatte einen Streifschuß am Kopf, und ich war überzeugt, daß George Left der Schütze dieser Kugel gewesen war.
    »Wir unternehmen bis zur Helligkeit nichts mehr«, entschied Mr. High. Noch einmal ließen wir die beiden Scheinwerfer aufflammen, aber jetzt ließ es sich Gradness nicht gefallen. Zwei Schüsse aus einem Gewehr zerpusteten uns die Leuchter. Das war kein Beinbruch. Auch so konnte niemand auf die Straße gelangen, und die Scheinwerfer rings um die Mauer waren für die Kugeln unerreichbar.
    Ich suchte mir das Polster eines Streifenwagens aus und machte mich darauf lang.
    Phil setzte sich auf den Beifahrersitz.
    »Müde, Jerry?« fragte er. »Hätte eigentlich gern gewußt, was du bei ihm erlebt hast.«
    »Später, Phil, aber wieso standest du bereit, als ich aus der Villa ausbrach? Du hattest dich doch überzeugen können, daß Gradness mich nicht gefangenhielt?«
    Er lachte. »Überzeugen? Nein, überzeugen hat er mich nicht können. Lybold Jones hatten wir verhaftet und sein Haus vom Keller bis zum Dachboden durchwühlt. Wenn er dich also auf dem Gewissen hatte, so konnte ich ohnedies nicht hoffen, mehr als deine Leiche irgendwo zu finden, aber James Gradness zeigte mir ja nur, was er mir zeigen wollte. So bestand bei ihm noch eine kleine Chance, dich lebend zu finden, und darum entschloß ich mich, sein Grundstück zu überwachen. Ich hatte keine bestimmte Absicht. Ich wollte nur aufpassen, einen Hinweis finden. Dann ging die Knallerei los, und alles war klar.«
    »Keine Hunde gesehen, als du in den Park eindrangst?«
    »Nein.«
    »Hm, muß er sie also irgendwo in einem Käfig haben. Mir hetzte er zu seinen
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