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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen
Autoren: Susanne Wiemer
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noch wühlte der Schmerz in ihm, schienen Tonnengewichte an seinen Gliedern zu zerren - aber in seinen Augen stand ein Funkeln des Triumphs. Er hatte es geschafft! Dr. Ramondo würde für seine Verbrechen bezahlen. Wenn er die Tür mit dem Wappen der Montagnes öffnete, war er verloren. Niemand konnte den Feuerdämonen entkommen, niemand sie bannen. Niemand, der nicht das Amulett besaß.
    Ramondo wollte es haben. Er war besessen von diesem Gedanken, er schreckte nicht vor Folter und Mord zurück, um sein Ziel zu erreichen - und jetzt würde ihn seine Machtgier das Leben kosten. Montagne richtete sich auf. Er wußte, daß er Zeit hatte. Die Dämonen töteten langsam, qualvoll. Er unterdrückte ein Stöhnen, als er von dem teuflischen Streckbett herunterglitt, hielt sich einen Moment lang an der hölzernen Kante fest und setzte sich dann langsam und verkrümmt in Bewegung. Er schwankte, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Aber das würde vergehen. Er mußte es bis in die Bibliothek schaffen, mußte das Amulett aus seinem Versteck holen, um die entfesselten Geister wieder zu bannen. Und dann… Seine Gedanken stockten. Er hatte ein Geräusch gehört. Eilige, stolpernde Schritte. Sie entfernten sich, eine Tür schlug zu, und dann war es wieder so still wie vorher. Louis de Montagne runzelte die Stirn. Sein Mund wurde trocken. Wenn seine Peiniger entkamen, wenn sich die Dämonen um ihre Opfer betrogen sahen… Für einen Moment verschwamm die Umgebung vor seinen Augen. Die Schwäche erfaßte jede Faser seines Körpers.
    Weit entfernt glaubte er Gelächter zu hören - jenes teuflische Gelächter, an das er sich noch deutlich erinnerte - und auch diesmal lief ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er tastete nach der rostigen Türklinke. Die Angeln quietschten. Montagne trat auf den Gang hinaus, wandte sich nach links und quälte sich mit zusammengebissenen Zähnen weiter. Fast hatte er die enge, gewundene Wendeltreppe erreicht - da blieb er stehen, als sei er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Das gräßliche Gelächter war verstummt.
    Und statt dessen drang ein unmenschlicher, fauchender Wutschrei zu ihm herüber, dessen Bedeutung er nur zu genau kannte. Sein Herz krampfte sich zusammen. Von einer Sekunde zur anderen lag ein eiserner Ring von Furcht um seine Brust, drohte ihm die Luft abzuschnüren. Er schluckte krampfhaft, lauschte. Immer noch war dieses wütende, haßerfüllte Fauchen zu hören, lauter jetzt, näher, und Louis de Montagne spürte die Panik in sich aufsteigen wie ein schleichendes Gift. Die Dämonen hatten ihr Opfer verloren.
    Irgendwie mußten Dr. Ramondo und sein Diener trotz allem entkommen sein. Vielleicht hatten sie die Pforte erreicht, die in den ausgetrockneten Schloßgraben mündete. Vielleicht war es ihnen gelungen, irgendwo im Gewirr der Gänge und Gewölbe einen der Räume zu finden, die Leonardo de Montagne der Sage nach mit dem Bann des silbernen Amuletts belegt hatte. Vielleicht… Das alles war jetzt unwichtig. Das Fauchen der entfesselten Dämonen kam näher. Sie suchten ein Opfer, wollten morden, vernichten.
    Und Louis de Montagne wußte verzweifelt genau, daß er in tödlicher Gefahr war. Er warf sich herum, rannte. Er versuchte es wenigstens. Der Schmerz wühlte, wie mit glühenden Messern, in seinem Körper, immer wieder stolperte er, mußte sich an der Wand abstützen. Halb bewußtlos erreichte er den Fuß der Treppe, schaffte zwei Stufen, verlor das Gleichgewicht und fiel. Sekundenlang wurde es dunkel um ihn. Keuchend stemmte er sich hoch, kämpfte verbissen gegen die schwarzen Wogen der Ohnmacht, die nach ihm griffen. Stöhnend drehte er den Kopf, blickte in den dunklen Gang hinein… und zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
    Die Luft schien zu flimmern. Winzige helle Punkte, die tanzten, flirrten, sich verdichteten. Schon flossen sie ineinander, nahmen die Gestalt von Flammen an, von züngelnden Feuersäulen und der Raum war erfüllt von einem seltsam hohen, unwirklichen, singenden Ton. Montagne stöhnte auf. Er wußte, daß er verloren war, daß es keine Rettung mehr gab. Aber sein Bewußtsein wehrte sich gegen diese Erkenntnis. Erneut warf er sich herum, taumelte weiter und folgte keuchend den Windungen der Wendeltreppe. Gelächter gellte auf.
    Höhnisch, triumphierend.
    Montagnes Kopf flog herum - und er sah dicht hinter sich das feuerumflossene Gerippe. Der Totenschädel grinste ihn an. Bleiche Knochenhände streckten sich aus, kamen näher, immer
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