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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen
Autoren: Susanne Wiemer
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Ihren Anruf.«
    Sie verabschiedeten sich. Nachdenklich legte Zamorra den Hörer auf, griff nach einer Zigarette und ließ mechanisch das Feuerzeug aufflammen.
    »Chef?« fragte Nicole, die immer zur Stelle war, wenn sie auch nur den leisesten Verdacht hatte, daß Schwierigkeiten bevorstanden. Zamorra blies Rauchringe in die Luft.
    »Wir werden nach Frankreich reisen, Nicole«, erklärte er.
    »Morgen.«
    Nicoles Augen weiteten sich. Die Funken darin schillerten in allen Regenbogenfarben.
    »Frankreich«, wiederholte sie andächtig. »Paris, der Louvre, Dior, Cardin…«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Loire-Tal«, verbesserte er.
    »Ein Schloß, alte Gemäuer, geheimnisvolle Verließe und eine Menge Legenden und Sagen. Ich glaube, Sie werden einige Ihrer Ansichten ändern, wenn Sie Château Montagne erst einmal kennengelernt haben, Nicole…«
    ***
    Dr. Ramondo stand am Fenster. Seine alte, verfallene Villa lag auf halber Höhe des Hangs, abseits des Dorfes, dessen niedrige, geduckte Häuser dem Lauf der Loire folgten. Auf der anderen Seite des Flusses waren die schwarzen Umrisse von Château Montagne zu erkennen, hoben sich Zinnen und Türme wie Klötze im bleichen Mondlicht ab. Licht brannte hinter den hohen Bogenfenstern. Warmes, gedämpftes Licht, das eine Reihe heller Inseln aus der Dunkelheit schälte - und das auf Ramondo wirkte wie reiner Hohn. Mit einer heftigen Bewegung wandte er sich ab.
    »Acharat!« rief er. »Acharat - wir gehen nach unten!«
    Der taubstumme Diener erschien sofort. Er konnte die Stimme seines Herrn nicht hören - aber Ramondo besaß Macht über seine Gedanken. Er hätte den Hünen auch herbeirufen können, ohne zu sprechen. Es war lediglich Gewohnheit, die ihn die Befehle mit Worten begleiten ließ.
    Der Hüne brauchte keine weiteren Anweisungen. Rasch durchquerte er das Zimmer, öffnete die Tür zur Bibliothek. Ramondo folgte ihm. Er trat an den schweren alten Mahagonischreibtisch, tastete unter eine der Schubladen, und seine Finger drückten einen verborgenen Knopf. Ein schabendes Geräusch erfüllte den Raum. Mit einem leisen, kaum wahrnehmbaren Knarren begann sich ein Teil des wandhohen Bücherregale zu bewegen, drehte sich in verborgenen Scharnieren. Das Regal schwang zurück, gab den Blick durch eine Geheimtür frei, und dahinter zeichneten sich die grauen feuchten Wände eines kahlen Betongangs ab. Ramondo ging voran. Er brauchte keine Fackel - indirektes Licht beleuchtete den Gang, schälte die Stufen aus der Finsternis, die an seinem Ende nach unten führte.
    Eine enge Wendeltreppe, fast wie die auf Château Montagne. Aber die Stufen bestanden aus Metall, und die ganze Anlage bewies, daß die Treppe bei weitem nicht so alt wie das Haus war, sondern nachträglich eingebaut worden war. Sie endete mitten in einem großen kahlen Raum aus Bruchsteinquadern. Auf allen Seiten zweigten Türen ab. Uralte Türen, aus schweren Eichenbohlen zusammengefügt, mit rostigen eisernen Beschlägen gehalten. Dr. Ramondo öffnete eine davon, wartete einen Moment, um seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, und tastete dann nach der Pechfackel, die neben ihm in Augenhöhe in einer Halterung steckte. Sein Feuerzeug klickte, im nächsten Moment zuckten bläuliche Flammen auf. Ihr Schein geisterte über kahle Bruchsteinwände.
    Dr. Ramondo überzeugte sich durch einen Blick, daß Acharat noch hinter ihm war, dann folgte er dem schmalen Gang und öffnete eine weitere Tür. Sein Labor lag dahinter. Ein Labor, das genausogut in jedem mittleren wissenschaftlichen Institut hätte stehen können. Kolben, Röhren und Reagenzgläser blitzten, Gas- und Destillierapparate, Bunsenbrenner, Retorten, die verschiedensten chemischen und physikalischen Geräte. Ein Teil des großen, hallenartigen Raumes war überdies als Operationssaal eingerichtet. Zwar fehlten Herzschrittmacher und ähnliches - aber die vorhandene Einrichtung, vom Sterilisator bis zum Anästhesieapparat, reichte durchaus, um auch größere Operationen durchzuführen.
    Ein Knopfdruck ließ die Deckenbeleuchtung aufflammen. Neonröhren tauchten jeden Winkel des Raumes in gleißendes Licht. Dr. Ramondo löschte die jetzt überflüssige Fackel, steckte sie in eine leere Halterung und sah sich um. Rechts von der Tür gab es eine niedrige Liege. Unter einem stumpfen roten Gummilaken zeichneten sich die Umrisse einer menschlichen Gestalt ab. Rasch trat Ramondo hinzu, schlug das Laken zurück und ließ es auf den grünen Kunststoffboden fallen. Eine
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